Mehr als 1500 Unterschriften gegen „Grundschule Schötmar-Ehrsen-Breden“

Bad Salzuflen/Ehrsen-Breden. Es ist eine in Teilen hitzige Diskussion gewesen, die sich am Mittwochabend im Sporthaus in Ehrsen abgespielt hat. Bürgermeister Dirk Tolkemitt (CDU), Katja Mönnigmann-Steinbeck, Fachbereichsleiterin Jugend, Soziale Dienste und Schule, und Jan-Hagen Herrendörfer vom Stab &bdquo;Ehrenamt und Sport“ waren gekommen, um die Pläne der Verwaltung für eine &bdquo;Grundschule Schötmar-Ehrsen-Breden “ zu erläutern, die demnach auf dem Sportplatz Ehrsen entstehen könnte.

Die Zuschauer im nahezu voll besetzten Sporthaus erlebten eine gut zweistündige Diskussion, in der die Standpunkte schnell ausgetauscht waren und die sich gegen Ende im Kreis drehte. Zwischendrin überreichte Regina Suett(SPD), stellvertretende Ortsausschussvorsitzende Ehrsen-Breden, eine Liste mit ihren Angaben zufolge 1532 Unterschriften, die sich gegen die Schulpläne aussprechen.Katja Mönnigmann-Steinbeck hatte zu Beginn einen kurzen Vortrag eingeplant, in der die Argumente der Verwaltung für eine fünfzügige Schule genannt werden, in der die Grundschulstandorte Wasserfuhr (220 Schüler) sowie Schötmar-Kirchplatz (217) zusammengelegt werden sollen.

Allerdings wurde die zuständige Fachbereichsleiterin schon zu Beginn unterbrochen.Die eingangs von Bürgermeister Tolkemitt geäußerte Hoffnung in einen &bdquo;sachlichen Dialog“ einzutreten erfüllte sich nur zum Teil. Tolkemitt stellte klar, dass er auch gekommen sei, um mit kursierenden Gerüchten aufzuräumen, die jeder Grundlage entbehrten. Die für die anwesenden Gegner des Projekts wohl wichtigste Botschaft des Abends lautete: &bdquo;Nichts ist in Stein gemeißelt“, wie Tolkemitt sagte. Entschieden sei noch nichts, da zunächst eine Grundsatzentscheidung von den politischen Gremien für oder gegen den Vorschlag der Verwaltung getroffen werden müsse.

Kein Klotzbau Und auch dass den Nachbarn ein Klotzbau vor die Nase gestellt werden soll, entbehre der Grundlage. Eher denkbar seien mehrere kleine über das Gelände verteilte Cluster, so Katja Mönnigmann-Steinbeck. Auch die Fünfzügigkeit stehe zur Debatte.Tolkemitt betonte, dass er gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern den Ortsteil entwickeln wolle, machte aber seinen Standpunkt klar. Das Gebäude der Grundschule Wasserfuhr sei nicht mehr sanierungsfähig, da es nicht den zeitgemäßen Ansprüchen an eine Schule genüge.

Eine Zusammenlegung beider Grundschulen auf dem Gelände des Sportplatzes mache Sinn, da das Areal bereits der Stadt gehört. Da die Grundschule Kirchplatz zu gut 90 Prozent von Kindern mit Migrationshintergrund besucht werde, sollten sie künftig am neuen Standort gemeinsam mit Muttersprachlern lernen, um ihnen eine gute Bildungsbiografie zu ermöglichen. Das sei sein Verantwortungsbereich. &bdquo;Ich bin Bürgermeister von allen Bad Salzuflern.“

Er frage sich, ob auch die Tatsache, dass viele Kinder mit Migrationshintergrund zur neuen Schule gehen würden, zum Teil ein Grund für die Ablehnung sei. Das wurde vom Publikum lautstark zurückgewiesen, wenngleich es eine Wortmeldung gab, die auf die Zusammenlegung anspielte: &bdquo;Aus zwei verdorbenen Suppen“ werde keine gute.Mit einem neuen Gebäude an der Stelle könne auch der Rechtsanspruch auf einen Platz im Offenen Ganztag erfüllt werden, betonte der Rathaus-Chef weiter. Den Bürgern werde nichts weggenommen, für jeden Raum der beim Neubau der Schule entfalle (wie das Sporthaus) werde Ersatz geschaffen.

Den Status quo hinterfragen Auch Sportgelegenheiten werde es künftig geben. Man könne sich für die Zukunft aber nur gut aufstellen, wenn man bereit sei, den Status quo auch mal zu hinterfragen. Er sei überzeugt von der Zusammenlegung der Schulen in Ehrsen, auch wenn ihn das Wählerstimmen kosten sollte.Die Gegenstimmen aus dem Publikum stellten dagegen in Frage, ob die Grundschule Wasserfuhr tatsächlich nicht mehr zu sanieren sei. Entsprechend alte Wohnhäuser reiße man auch nicht ab. Eine fünfzügige Schule sei zu groß und pädagogisch nicht sinnvoll.

Sorgen macht den Anwohner auch der sich verstärkende Verkehr, den sie im Zuge eines Neubaus befürchten. Ein Diskutant warf der Verwaltung lautstark vor, damit die Kinder zu gefährden, wogegen sich Tolkemitt verwehrte. Ein anderer Kritiker sagte, er rechne bei 400 bis 500 Schülern mit mindesten 150 Elterntaxis, die jeden Morgen anrückten. Bemängelt wurde ebenfalls, dass die Pläne der Verwaltung wenig greifbar seien. Einige Zuschauer hätten sich gewünscht, dass es eine Grafik gebe, um sich die neue Schule vorstellen zu können.

Auch darüber ob der Sportplatz momentan genutzt werde, gingen die Meinung auseinander. Nach Ansicht der Verwaltung wird er kaum in Anspruch genommen, Nachbarn nehmen das andres wahr. Nina Oltholt-Wall von den Freien Wähler sprang dem Bürgermeister bei. Die neue Schule werde Kindern und Eltern gerecht.

So geht es weiter Als nächstes entscheidet der Ausschuss für Schule und Bildung am 9. März (17 Uhr, Netzwerk, Uferstraße 13) über die schulorganisatorische Maßnahme. Im Anschluss geht das Thema in die Ortsausschüsse Schötmar und Ehrsen-Breden, danach in Hauptausschuss und Rat, die Termine stehen noch nicht fest. Wenn die schulorganisatorischen Maßnahmen beschlossen sind, soll es weitere Infoveranstaltungen geben,so die Stadt. Die Verwaltung hofft, dass es im Frühjahr zu einem Ratsbeschluss zur Zukunft der Schulen kommt.

Viel spricht für Zusammenlegung Kommentar von Sven Kienscherf

Eins ist klar: Mit dem angedachten Neubau einer Grundschule auf dem Sportplatz Ehrsen machen sich Bürgermeister und Verwaltung bei den Anwohnern wenig Freunde. Auch wenn sich auf der Veranstaltung am Mittwoch naturgemäß eher die Kritiker zu Wort gemeldet haben – über 1500 Unterschriften gegen das Vorhaben sind schon ein Wort. Auf der Sachebene haben Bürgermeister und Verwaltung gute Argumente, die für eine Zusammenlegung sprechen: Modernisierung, Integration,Wirtschaftlichkeit, ausreichend OGS-Plätze.

Aber es gibt eben auch die andere Seite, auf der es viel um Emotionen geht. Viele Anwohner wollen, dass alles so bleibt, wie es ist: nämlich ruhig. Und das ist aus ihrer Sicht verständlich. Dennoch müssen Bürgermeister und Verwaltung das Gesamtinteresse der Stadt vor Augen haben und eine Schule, die zuallererst den Kindern zugutekommt. Dass sich Dirk Tolkemitt hier nicht wegduckt, auch wenn ihn das möglicherweise Stimmen kostet, spricht für seine klare Haltung in der Sache. Nun ist es an der Politik zu entscheiden, wie es weitergeht.

Am Ende muss eine Lösung stehen, mit der auch die Anwohner leben können. Kompromissbereitschaft ist von allen Seiten gefragt.

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