Wenn ein Brunnen droht „hochzugehen“

Bad Salzuflen . Seit Anfang vergangenen Jahres ist die Stadt und nicht mehr das Staatsbad offiziell verantwortlich für die neun Salzufler Heilquellen, die das Rückgrat des Kurbetriebs bilden. Im Zusammenhang mit den Planungen zur Sanierung des Kurparkes wurde es für den städtischen Fachdienst Tiefbau allerdings bereits 2016 erstmals erforderlich, nach Unterlagen und Plänen der unterirdischen Anlagen im Kurpark zu suchen.

Hoher Sanierungsstau: &bdquo;Die Bestandsaufnahme beschränkte sich zunächst auf die eigentlichen Quellenanlagen und Rohrleitungssysteme innerhalb des kostenpflichtigen Kurparks. Das Ergebnis: Es herrschte ein in Teilen massiver baulicher und technischer Sanierungsstau“, teilt Technischer Beigeordneter Bernd Zimmermann mit. Und das ist nicht alles: &bdquo;Eine weitere Herausforderung ist jedoch die mangelnde Verfügbarkeit an Unterlagen. Teilweise gibt es kaum bis gar keine Pläne zu Leitungen und Einbauten, so dass Grundlagen mühsam zusammengesucht beziehungsweise Bestandspläne neu erstellt werden müssen.“

Haushaltsmittel reserviert: Über Jahrzehnte habe sich der Investitionsstau aufgebaut. Um Prioritäten zu setzen und dabei auch die Finanzen im Blick zu haben, hat die Stadtverwaltung die voraussichtlich erforderlichen Sanierungsmaßnahmen mit einer groben Kostenschätzung versehen und die dafür notwendigen Mittel in den städtischen Haushalt eingebracht.

Unterirdische Geheimnisse : Dabei sind die Brunnen nicht das Einzige, was im Salzufler Boden schlummert. Es existieren zudem zahlreiche Tunnelgänge und unterirdische Technikräume im Kurgebiet. So besteht nach Angaben der Verwaltung beispielsweise ein Tunnelsystem im Bereich des Gradierwerks Uhrenturm, das sich über die Salinen- bis in die Bismarckstraße erstreckt. Diese Räume dienten früher der Unterbringung von Ver-und Entsorgungsleitungen der Sole aus den unterschiedlichen Quellen und werden auch heute noch für diese Zwecke genutzt, so die Verwaltung.

Sicherheit zuerst: Ein weiteres unterirdisches Bauwerk hat in der jüngsten Vergangenheit sozusagen lokale Berühmtheit erlangt: das mehr als 100 Jahre alte Sole-Absetzbecken mit fünf Kammern in Nachbarschaft der Konzerthalle, dessen Decke Ende 2022 einstürzte (wir berichteten mehrfach). Das Ereignis hat die Stadt zusätzlich alarmiert. &bdquo;Die Sicherstellung der Verkehrssicherheit hat für uns die höchste Priorität. Insofern ist nicht auszuschließen, dass im Zuge der laufenden weiteren Erkundungen und statischen Bewertungen unmittelbar Sofortmaßnahmen zum Schutz vor drohendem Schaden vollzogen werden müssen“, sagt Zimmermann.

Alte Leitungen unter hohem Druck: Der erste große Sanierungsfall in der jüngeren Vergangenheit war nicht weniger als das Wahrzeichen des Staatsbades: der Leopoldsprudel im Kurpark mit dem markanten Tempelaufbau. Diese Quelle ist zwischen 1905 und 1906 in mehr als 500 Metern Tiefe erbohrt worden. Seit rund 60 Jahren ist der Leopoldsprudel allerdings nur noch &bdquo;Zierde“. &bdquo;Er steht auf Standby“, sagt der Technische Beigeordnete Bernd Zimmermann. Aktuell sei er als Reservebrunnen vorgesehen.

Brunnenkopf aus 1906: Die 2019 erfolgte Sanierung seines Bohrloches sei dringend erforderlich gewesen, da die alte Buchenholzverrohrung zahlreiche Schadstellen aufwies, wie eine Kamerabefahrung gezeigt hatte. Des Weiteren befand sich der alte Brunnenkopf aus 1906 in einem desolaten Zustand. Wegen des großen artesischen Drucks der tiefen Quelle von rund zwei Bar bestand die Gefahr, dass die alten Leitungen bersten konnten. Ein unkontrolliertes Austreten von Sole, so wie es 2017 passiert war, sollte jedoch zukünftig vermieden werden.

Gefahr gebannt: Mit der Installation eines neuen Brunnenkopfes Ende 2019 wurde die Gefahr endgültig gebannt. Kostenpunkt der Sanierung: rund 750.000 Euro. Um mögliche umweltrelevante Einflüsse durch die Sanierungsarbeiten zu beobachten, sind im direkten Umfeld des Brunnens drei sogenannte &bdquo;Peilbrunnen“ mit jeweils vier Metern Tiefe gesetzt worden. &bdquo;Hier werden im wöchentlichen Rhythmus Wasserstand, Temperatur und Leitfähigkeit gemessen und dokumentiert“, so die Verwaltung.

Wichtig für die Trinkkur: Ebenfalls saniert worden sind bereits die sogenannten &bdquo;Sophienbrunnen a und b“, die 1953 in bis zu 18 Metern Tiefe erbohrt wurden und sich ebenfalls im Kurpark befinden. Aus ihnen wird eine kohlensäurehaltige Sole gewonnen, die für die Trinkkur in der Wandelhalle eingesetzt wird. Beide Sophienbrunnen sind in einer Brunnenstube untergebracht, die sich unweit des Kneipp-Beckens befindet. Im Zuge einer Kameraerfahrung der Bohrlöcher im Jahr 2017 wurde festgestellt, dass diese stark beschädigt und verlandet waren.

Die notwendigen Sanierungsarbeiten konnten 2022 nach Erarbeitung eines Sonderbetriebsplanes und nach Zustimmung durch die Bezirksregierung Arnsberg vorgenommen werden. Die Modernisierung der Maschinen- und Elektrotechnik sowie der Brunnenstube von außen und die Sanierung der Bohrlöcher der &bdquo;Sophienbrunnen a und b“schlugen mit rund 200.000 Euro zu Buche.

Im nächsten Teil der kleinen Serie über die Bad Salzufler Heilquellen geht es über die in naher Zukunft anstehenden Projekte, die es nicht minder in sich haben werden. Der erste Teil handelte von der Historie der Quellen.

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