Salzufler Stadtwerke zahlen neun Millionen Euro an Kunden zurück

Bad Salzuflen . Noch im vergangenen Spätsommer ist die Angst vor übermäßig steigenden Energiekosten in Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine enorm groß gewesen. Die Großhandelspreise explodierten förmlich. Wie viele Versorger waren auch die Stadtwerke Bad Salzuflen gezwungen, die Tarife deutlich anzuheben. In der Zwischenzeit hat sich die Lage auf dem Energiemarkt wieder etwas entspannt, wobei das Vorkriegsniveau noch weit entfernt ist. Trotzdem bekommen viele Stadtwerke-Kunden in diesen Tagen Geld aus der Uferstraße überwiesen.

Der heimische Energieversorger zahlt nach eigenen Angaben im Zuge der Jahresverbrauchsrechnung insgesamt 9 Millionen Euro zurück. &bdquo;Das ist eine Rekordsumme für uns, der 500.000 Euro an Nachforderungen gegenüber stehen“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Volker Stammer.

Wie konnte es dazu kommen? &bdquo;Dahinter stehen zum einen positive Effekte durch unsere Beschaffungsstrategie, zum anderen wurde in Bad Salzuflen im Vergleich zum Vorjahr insgesamt weniger Strom und Gas benötigt“, sagt Stammer. So sei im Vergleich zum Vorjahr der Gasverbrauch für die Monate Oktober bis Dezember um 15 Prozent zurückgegangen. &bdquo;Das ist aber zum Teil auch auf die milde Witterung zurückzuführen. Unter Berücksichtigung der Klimadaten liegt die Einsparung bei rund 11 Prozent. Der Stromverbrauch ist im selben Zeitraum um etwa 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken“, so Stammer. Auch ein Grund für hohe Rückzahlungen seien im Laufe von 2022 angepasste Abschläge.

Nur eine Momentaufnahme Trotz positiver Entwicklungen auf den Energiemärkten mahnt Stammer weiterhin zur Vorsicht und zum Energiesparen: &bdquo;Für eine Entwarnung ist es noch zu früh.“ Begünstigt durch einen bisher milden Winter und eine daraus resultierende moderate Nachfrage, gut gefüllte Gasspeicher, geringe Verbräuche und die vier neuen Terminals für LNG-Gas in Deutschland seien die Gaspreise im Großhandel zwar zuletzt gesunken, &bdquo;aber die erfreuliche Entwicklung der Preise ist nur eine Momentaufnahme und die Energiekrise damit noch nicht überwunden.“ Zumal jede plötzliche Entwicklung im Ukraine-Krieg die Situation schlagartig ändern könne.

Vor allem im kurzfristen Stromgroßhandel – dem sogenannten Spotmarkt – waren laut Stammer zuletzt Preisrückgänge zu beobachten. &bdquo;Warum davon bei den Verbraucherpreisen vorerst nichts zu merken sein wird, hat hauptsächlich mit der Beschaffungsstrategie der Stadtwerke zu tun, an deren oberste Stelle nicht der kurzfristige Profit, sondern die Versorgungssicherheit der Bevölkerung steht“, so Stammer. Und weiter: &bdquo;Die Kurzfristmärkte spielen für die Beschaffung der Stadtwerke nur eine vergleichsweise untergeordnete Rolle, denn wir kaufen Energie stetig auf Termin für die Zukunft ein.“ Diese Beschaffungsstrategie schütze die Energiekunden vor großen Preissprüngen – das heiße, sie federe Spitzen ab und strecke Steigerungen zeitlich.

Die "Bremse" erzeugt Beratungsbedarf Aktuell herrscht im Kundenservice der Stadtwerke Bad Salzuflen ein anhaltend hoher Beratungsbedarf. Im Mittelpunkt stehen Fragen zur Gas- und Wärme- sowie Strompreisbremse. Die verschickten Jahresverbrauchsabrechnungen und Abschlagspläne berücksichtigen die Energiepreisbremsen jedoch noch nicht. Warum ist das so? Stammer: &bdquo;Das zugrundeliegende Gesetz wurde erst am 16. Dezember 2022 vom Bundestag verabschiedet. Geplant ist, dass ab März dann die Energiepreisbremsen wirken. Also werden erst ab März die Kosten und somit auch die Abschläge sinken. Zudem ist geplant, dass im März rückwirkend eine Entlastung für Januar und Februar 2023 erfolgt.“

Die Energiepreisbremsen gestalten sich laut Bundesregierung wie folgt: Beim Strom gibt es eine Preisdeckelung auf 40 Cent pro Kilowattstunde für 80 Prozent des Stromverbrauchs. Beim Gas gibt es den Deckel auf 12 Cent pro Kilowattstunde – für 80 Prozent des Verbrauchs. Bei der Wärme steht der Deckel bei 9,5 Cent pro Kilowattstunde für 80 Prozent des Verbrauchs. Maßgeblich ist laut Angaben der Stadtwerke bei allen drei Energiearten der Verbrauch des Vorjahres.

&bdquo;Sobald die Entlastungen greifen, geben wir sie selbstverständlich direkt an unsere Kundinnen und Kunden weiter. Wobei wir gerade im Gasbereich sehr gut aufgestellt sind. Je nach Verbrauch profitieren die Bad Salzufler von Preisen, die unter der staatlichen Preisdeckelung von 12 Cent pro Kilowattstunde liegen. Auch hier wirkt sich unsere Beschaffungsstrategie positiv aus“, sagt Stammer.

Mehr Kunden Seit Beginn der aktuellen Heizperiode im Oktober verzeichnen die Stadtwerke darüber hinaus einen deutlichen Anstieg bei der Zahl der Gaskunden. Begründet ist dieser laut Stammer in erster Linie darin, dass bisherige Nicht-Stadtwerke-Kunden von ihren Gaslieferanten entweder nicht weiter versorgt werden konnten beziehungsweise nur zu utopisch hohen Preisen. Insgesamt hätten die Stadtwerke seit dem vergangenen Sommer mehr als 1000 neue Gas- und Stromkunden gewonnen.

&bdquo;Hoch zufrieden“ ist übrigens Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender Dirk Tolkemitt mit den Stadtwerken. Das Zusammenspiel des Versorgers mit der Mutter Stadt sei &bdquo;hervorragend“, sagte er.

Zahlen & Fakten Die Stadtwerke Bad Salzuflen GmbH (rund 160 Beschäftigte und 16 Auszubildende) zählen aktuell 34.000 Strom-, 11.000 Gas-, 16.500 Wasser- und 3000 Fernwärme-Kunden – Tendenz steigend. Die GmbH, deren alleiniger Gesellschafter die Stadt Bad Salzuflen ist, feierte im vergangenen Jahr ihren 50. Geburtstag.

Seit 1995 wird unter dem Dach der Stadtwerke auch Energieberatung angeboten. Dieser Zweig hat im vergangenen Jahr durch die Folgen des Krieges und die daraus stark gestiegenen Preise enorm an Bedeutung gewonnen. So haben die Stadtwerke im vergangenen Jahr neben vielen persönlichen Beratungen zehn Info-Veranstaltungen zu dem Thema angeboten.

Um auch junge Menschen zum Energiesparen zu motivieren, haben die Stadtwerke in Kooperation mit dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und der Stadt zwei Bildungsprojekttage (am 27. Februar und 3. März) im Schulzentrum Aspe organisiert, an denen rund 200 Schülerinnen und Schüler ab der neunten Jahrgangsstufe teilnehmen werden. Es gibt unter anderem Rollenspiele, Gruppenarbeiten und eine Diskussionsrunde.

Salzufler Stadtwerke zahlen neun Millionen Euro an Kunden zurück

Lemgoer Fernwärmepreise: Kunde sieht Nachteile für Kleinverbraucher

Verbraucherschützer: Haushalte sollen Energiekosten prüfen

Strom und Gas in Grundversorgung werden für viele günstiger

Deshalb investieren die Stadtwerke Bad Salzuflen eine Rekordsumme in die Zukunft

Minuspreise für Strom: So kassierten Lipper am Sonntag Geld fürs Laden

Energiepreise sinken: Wann sich ein Wechsel lohnt

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus