Neuzugänge und ein schmerzhafter Abschied im Einzelhandel

Bad Salzuflen . Handel ist Wandel, sagt ein geflügeltes Wort. Das trifft auch auf die Salzufler Innenstadt zu. So gibt es nach dem Weggang des Edeka im Frühjahr 2022 ab sofort täglich – außer sonntags natürlich – wieder Lebensmittel am Salzhof zu kaufen. Und zwar im Reformhaus Ebken , das Fachwerk-Räume in der Immobilie Lange Straße 29 angemietet hat. Und zwar langfristig, wie Vermieterin Miriam Giehler auf Anfrage sagt.

&bdquo;Wir freuen uns, in Bad Salzuflen vertreten zu sein und setzen voll auf den Standort“, sagt Tom Ebken , Enkel des Firmengründers, Sohn des Geschäftsführers und Gesellschafter der Reformhaus Ebken GmbH. Seinen Stammsitz hat das Familienunternehmen in Syke bei Bremen. Dort ist vor rund 50 Jahren auch auch das erste Geschäft eröffnet worden. Mittlerweile gibt es 35 Ebken-Reformhäuser mit dem Schwerpunkt in Nordwestdeutschland. &bdquo;Wir wachsen stetig“, sagt Tom Ebken . So habe die GmbH jetzt das Salzufler Reformhaus übernommen, das zuletzt in der Dammstraße ansässig war.

Für kurze Zeit der südlichste Standort Der Standort kam für Ebken aber nicht in Frage. &bdquo;Wir sind nur in 1 A-Lagen vertreten“, so Tom Ebken . Den Standort Salzhof hält er für ideal. &bdquo;Zumal da ja auch der Salzufler Wochenmarkt stattfindet.“ Das Reformhaus hat laut Ebken neben Bio-Lebensmitteln unter anderem Naturkosmetik und Naturarznei im Angebot. Ein aktuell besonders nachgefragtes Produkt sei Manuka-Honig aus Neuseeland. Zwei Mitarbeiterinnen hat Ebken aus dem früheren Reformhaus in der Dammstraße übernommen. Insgesamt sind vier Angestellte am Salzhof beschäftigt.

&bdquo;Der Großteil unserer Kunden sind Frauen über 50 Jahre, auch daher passen wir sehr gut zu Salzuflen“, sagt Ebken . Für einige Tage ist die Filiale am Salzhof übrigens die südlichste der 35 Ebken-Häuser . Das ändert sich jedoch aktuell mit der weiteren Übernahme eines Reformhauses in der Bielefelder Innenstadt.

Von Herford nach Salzuflen Ebenfalls neu in der Kurstadt ist Evelyn Wysota . Sie hat ihre &bdquo; Bra Lounge“ in den ehemaligen Räumen eines Friseur-Salons im Kurpark-Center an der Bleichstraße eröffnet. Bra (Abkürzung für brassière ) ist das französische und englisches Wort für Büstenhalter. Und genau die und noch viel mehr Damen-Unterwäsche, Strumpfwaren und Schlafwäsche hat die 44-Jährige im Angebot. &bdquo;Alles auch in Übergrößen“, betont sie. Evelyn Wysota stammt aus Olsztyn in Masuren (Polen). Zuvor hatte sie eine Damenwäsche-Geschäft in Herford. &bdquo;Hier in Bad Salzuflen erhoffe ich mir mehr Laufkundschaft – besonders in der Kursaison. Aber auch aktuell im Winter läuft es schon gut an“, ist sie hoffnungsfroh gestimmt.

Von Salzuflen nach Asemissen Anders ist die aktuelle Stimmungslage bei Katrin Aleksander-Jungilligens. Seit fast zehn Jahren führt sie ihr Kindermoden-Geschäft &bdquo;KJ Fashion“ samt Online-Handel an der Steege. Doch Mitte Mai ist hier Schluss. Die 41-jährige Schötmaranerin zieht mit ihrem Geschäft und dem Lager an die Hauptstraße nach Leopoldshöhe-Asemissen um. &bdquo;Dabei möchte ich Bad Salzuflen gar nicht verlassen, aber die Situation zwingt mich dazu“, sagt sie.

Auslöser war ihren Angaben zufolge ein kapitaler Wasserrohrbruch über ihrem Warenlager im hinteren Bereich des Ladens am 19. Dezember. &bdquo;Da sind mitten im Weihnachtsgeschäft Waren im Wert von knapp 28.000 Euro zerstört worden – Kinderschuhe wie Kleidung.“ Zwar sei dieser Verlust durch eine Versicherung mittlerweile ausgeglichen worden, doch stehe die Renovierung der Räumlichkeiten seitens des Vermieters immer noch aus.

&bdquo;Ich habe nach anderen Räumen in Salzuflen gesucht, die eine entspreche Lage haben sowie groß genug und bezahlbar sind, aber leider nicht gefunden. Die Räume in Asemissen sind 185 Quadratmeter groß und frisch renoviert. Deswegen habe ich mich schweren Herzens für den Umzug entschieden.“ Am 13. Mai ist der letzte Tag im Geschäft an der Steege. &bdquo;Dann gibt es Kaffee und Kuchen zum Abschied“, sagt Katrin Aleksander-Jungilligens – und strahlt dabei nicht unbedingt Vorfreude aus.

Süße und bittere Pille zugleich Ein Kommentar von Thomas Reineke

Bad Salzuflen hat die schönste Fußgängerzone seiner Geschichte. Ok, eine steile These, aber seit der großen Innenstadtsanierung gibt es zahlreiche Pfunde: das edle Pflaster, die Spielzone samt Brücke am Salzhof, die Salze-Terrassen, der begehbare Brunnen am Schliepsteiner Tor, der neue Rote Platz und, und, und. Das millionenschwere Gesamtpaket ist eine tolle Zugabe zu den Weserrenaissance-Fassaden, Gradierwerken oder dem historischen Rathaus.

Das muss der Geschäftswelt helfen. Und wenn ein so erfahrenes Handelsunternehmen wie die Reformhaus-Kette Ebken in Bad Salzuflen große Chancen sieht, macht das zusätzlich Mut. Um so bitterer, dass mit dem Geschäft &bdquo;KJ Fashion“ nicht nur das Sortiment &bdquo;Kindermoden“ aus der Steege verschwindet, sondern mit Katrin Aleksander-Jungilligens eine engagierte und junge Kauffrau der Salzufler Innenstadt den Rücken kehrt. Fazit: Auf die neue City-Managerin der Stadt wartet noch viel Arbeit.

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