Warum Fledermäuse den Stadtwald in Bad Salzuflen lieben

Bad Salzuflen. Für Fledermäuse ist der Stadtwald offenbar so etwas wie ein kleines Paradies. Immerhin 14 Arten sind hier nachgewiesen, berichtet der ehemalige Stadtförster Detlev Pankatz, der vor gut sechs Jahren in Pension ging. Im zweiten Teil unserer kleinen Serie &bdquo;Unser Wald“ befassen wir uns mit dem Flugsäuger, der vor allem in den Abendstunden und nachts in dem gut 631 Hektar großen Gebiet zu sehen ist.

&bdquo;In Deutschland gibt es 25 Fledermausarten, sodass man sagen kann, dass der Stadtwald über einen ungewöhnlich hohen Artenreichtum verfügt“, sagt Pankatz. Das allein sage zwar noch nichts über die Anzahl der Tiere aus. Wer aber im Sommer abends regelmäßig durch den Stadtwald gehe, habe ganz gute Chancen auf einer Lichtung bisweilen einen Schwarm Fledermäuse zu entdecken. &bdquo;Das können mehr als 50 Tiere sein“, sagt Pankatz. Er begann sich für die Tiere zu interessieren, als er 1983 in Bad Salzuflen als Förster anfing. Frühzeitig konnte er Fledermausexperten bei der Artbestimmung der Tiere begleiten.

In der Abenddämmerung sind damals bis zu fünf Meter hohe Netze über eine Strecke von gut 50 Metern aufgestellt worden, die aus sogenanntem &bdquo;Engelshaar“ bestehen, erklärt Pankatz. Das spezielle Material sollte verhindern, dass sich die Tiere verletzen. Sie wurden dann vorsichtig aus dem Netz genommen und vermessen. Damit die Tiere nicht zweimal gezählt wurden, wenn sie sich nach dem Freilassen wieder im Netz verfangen sollten, wurden sie mit einem sich schnell verflüchtigenden Nagellack markiert. Außerdem wurden die Fledermausbestände mit Ultraschallgeräten sowie Höhlen- und Infrarotkameras untersucht.

Fledermäuse lieben die Wärme &bdquo;Wenn man so eine nächtliche Zählung mal mitgemacht hat, ist man zwar am nächsten Tag kaputt, aber das vergisst man nie wieder“, sagt der Förster. Er erinnert sich noch gut an eine Szene, bei der seine damals 16-jährige Tochter eine Fledermaus nach der Bestimmung auf der Handfläche gehabt habe. &bdquo;Sie wollte gar nicht wegfliegen und hat ein Geräusch gemacht, dass man bei Katzen wohl als Schnurren bezeichne würde.“

Erst als seine Tochter die Fledermaus vorsichtig in die Luft warf, sei sie davongeflogen. Die Erklärung, warum sie sich nicht sofort davon gemacht habe, sei relativ einfach. &bdquo;Fledermäuse lieben die Wärme und die Handfläche ist ja in der Regel warm.“ Überhaupt suchen Fledermäuse mitunter die Nähe des Menschen , so nutzen sie auch Rollladenkästen oder Fensterläden als Aufenthaltsort.

Dass der Stadtwald für die Tiere so attraktiv ist, hänge auch mit dem großen Bestand an Laubbäumen und speziell den Eichen- und Buchenbeständen zusammen, sagt Pankatz. Die Tiere ziehen sich gerne in dort von Spechten geschlagene Höhlen zurück. Aber auch Totholz zieht Fledermäuse an. In abgestorbenen Bäumen befinden sich Nischen zwischen abblätternder Rinde und Stamm, in die sie einziehen.

&bdquo;Daher ist es wichtig, genügend Totholz stehen zu lassen“, sagt Pankatz. Wichtig sei auch, Quartierbäume der Tiere zu markieren, damit diese nicht versehentlich im Zuge der Waldwirtschaft gefällt werden. Beim Einschlag von jüngerem Holz sei es oft vorteilhaft, die Bäume &bdquo;truppweise“ zu entnehmen. &bdquo;Kleine Lichtungen sind Jagdhabitate von Fledermäusen.“ Zudem freuen sich insbesondere Wasser- und Teichfledermäuse über Stillgewässer, auf denen sie Insekten jagen können.

Kot auf dem Boden Anziehend finden die Tiere ebenfalls Höhlen und Tunnel. &bdquo;Wer durch den Fußgängertunnel am Obernberg geht, wird feststellen, dass sich auf dem Boden Fledermauskot findet“, sagt der Fachmann. Hier ruhen sich die Tiere mitunter kopfüberhängend nachts von der Jagd aus. Auch Autobahnbrücken sind für die Nachtjäger attraktiv, aber die Straßen sind auch eine Gefahr. &bdquo;Da die Fahrbahn im Sommer Wärme speichert und abgibt, zieht er Insekten an. Bei der Jagd kann es passieren, dass die Fledermäuse vor ein Auto fliegen.“ So kann der Mensch zum Feind der Fledermaus werden.

Vieles wird unternommen, um die teils stark gefährdeten Arten zu schützen. So verzögerte sich der Zeitplan für den Bau der A 33, weil Rücksicht auf die dort lebende Bechsteinfledermaus genommen werden musste. Für mehrere Millionen Euro sind zwischen Halle und Borgholzhausen Grünbrücken gebaut worden, um die Flugschneise so zu ändern, dass sie nicht zwischen den Verkehr geraten. Und auch beim kreuzungsfreien Ausbau der Schnittstelle Ostwestfalenstraße/Oerlinghauser Straße in Bad Salzuflen wurden Sommerlinden gepflanzt, die quasi als &bdquo;Leitpfosten“ für die Fledermäuse dienen, damit sie nicht in fahrende Autos fliegen. Natürliche Feinde für die Fledermaus sind Marder, Waschbären aber auch Greifvögel, berichtet Pankatz.

Die in Deutschland lebenden Fledermäuse ernähren sich übrigens in erster Linie von Insekten. Von denen können sie allerdings eine ganze Menge vertilgen. Bis zu 35 Prozent ihres eigenen Körpergewichts fressen die Tiere – pro Tag. &bdquo;Sie sind wichtig, weil sie helfen, Schädlinge zu reduzieren“, betont Detlev Pankatz.

Gefährdete Arten 14 Fledermausarten finden sich im Stadtwald. Die einzige ungefährdete Art ist die Zwergfledermaus, wie der ehemalige Stadtförster Detlev Pankatz berichtet.Gefährdete Arten sind Wasserfledermaus, Teichfledermaus, Großer Abendsegler, Rauhautfledermaus, Fransenfeldermaus, Braunes Langohr, Breitflügelmaus, Mückenfledermaus und Zweifarbfledermaus. Stark gefährdet sind Große Bartfledermaus, Bechsteinfledermaus, Mausohr und Kleinabendsegler.

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