Abkochgebot für Trinkwasser in Bad Salzuflen ausgeweitet

Bad Salzuflen. Die dringende Empfehlung, das Leitungswasser abzukochen, wurde ausgeweitet und gilt aktuell für Werl-Aspe (Knetterheide), Schötmar, Ehrsen-Breden, Retzen, Wülfer-Bexten, Holzhausen, Grastrup-Hölsen und Papenhausen. &bdquo;Straßenzüge, die direkt an die genannten Ortsteile angrenzen, sollten nach dem Vorsichtsprinzip handeln und auch dem Abkochgebot und den Anweisungen des Gesundheitsamtes folgen“, sagte Pressesprecher Johannes Dittmar am Dienstagabend. Die Stadtwerke sind bemüht, die Ursache für die Verunreinigung des Trinkwassers zu ermitteln, von der mehr als 27.000 Menschen in der Kurstadt betroffen sind. Weitere Informationen finden sich auf der Homepage der Stadtwerke.

Bei einer Probe am Montagnachmittag hatten sich wie berichtet bakterielle Verunreinigungen gefunden. Die Stadtwerke hätten nach Vorgaben des Kreisgesundheitsamts unverzüglich eine Warnung für die betroffenen Bereiche ausgesprochen, sagte Dittmar. Man sei nun dabei, die Ursache für die Verschmutzung zu suchen. Bisher habe man den Auslöser aber nicht gefunden. Zunächst seien die Stadtwerke davon ausgegangen, dass verunreinigtes Regenwasser ins Trinkwasser eingedrungen sei, beispielsweise über einen Riss in einem Brunnen. &bdquo;Das hat sich bisher aber nicht bestätigt“, sagte Dittmar.

Weitere Proben sollen in den kommenden Tagen mehr Anhaltspunkte bringen. Wie lange die Warnung noch gelten muss, sei momentan nicht vorherzusagen, meinte Dittmar. &bdquo;Im schlechtesten Fall kann es mehrere Wochen dauern.“ Die betroffenen Gebiete werden von zwei Hochwasserbehältern versorgt, bei denen die kontaminierten Proben entnommen wurden. Mit der schnellen Warn-Kommunikation ist Dittmar zufrieden. In den sozialen Netzen habe sich die Mitteilung wie ein Lauffeuer verbreitet. Die Facebook-Meldung der Stadtwerke sei vielfach geteilt worden. &bdquo;Dass das so gut geklappt hat, ist auch den vielen Menschen zu verdanken, die die Information geteilt haben.“

Hinweise in mehreren Sprachen Gewarnt wurde auch auf der Internetseite der Stadt und in deren sozialen Netzwerken. Zudem seien die Bürger über die Warn-Apps &bdquo; Katwarn “ und &bdquo;Nina“ informiert worden. Stadt-Pressesprecher Sascha Detlefsen geht davon aus, dass fast alle Bad Salzufler Bescheid wissen, die Hinweise sollen nun noch in mehrere Sprachen übersetzt werden. Wie der städtische Integrationsbeauftragte Ismet Cakmak bestätigte, wurde am Dienstagmorgen begonnen, die Warnung ins Türkische, Russische und Arabische zu übersetzen.

&bdquo;Mit Bordkräften“, wie Cakmak mit Blick auf städtische Mitarbeiter betonte, die die Sprachen beherrschen. Auch auf Ukrainisch und Englisch soll gewarnt werden. Am Dienstagmittag war beispielsweise bereits das &bdquo; Abkochgebot in türkischer Sprache“ zu finden. Die Geflüchteten in den städtischen Unterkünften werden nach Angaben von Cakmak über den Sozialdienst informiert, auch der Druck von Flyern sei geplant. Darüber hinaus sollen Moscheen und Kulturvereine informiert werden, damit sie die Warnung verbreiten.

Für Grund- und weiterführende Schulen hat die Stadt Trinkwasser zur Grund- und Notfallversorgung bestellt. Die Lieferung für diese Schulen und Schulzentren erfolgte bereits im Laufe des Dienstags, so Detlefsen . Zudem werden die Eltern der Schüler gebeten, ihre Kinder mit ausreichend Wasser zu versorgen, wenn sie zur Schule gehen. Nach Meinung des fraktionslosen Ratsherrn Dr. Johann Malcher , den Ortsausschussvorsitzenden des multikulturell geprägten Ortsteils Schötmar , kam die Warnung indes zu spät.

&bdquo;Ich habe beispielsweise Lautsprecherwagen vermisst, die bereits am Montagabend zu Aufmerksamkeit und entsprechenden Nachfragen geführt hätten.“ Bei dieser Kritik denke er nicht nur an die Mitbürger, die schlecht oder kein Deutsch lesen könnten, sondern auch an Senioren, die vielleicht nicht alle so internetaffin seien. Bei Facebook waren ähnliche kritische Anmerkungen von Bürgern zu lesen. Persönlich habe er bereits seit Sonntag gemerkt, dass etwas nicht stimmt, sagte Malcher . So habe sich der kleine Hund seiner Familie häufiger übergeben müssen. Eine bessere Kommunikation hätte sich auch der Schötmaraner Jürgen Beckmann gewünscht: &bdquo;Ich kenne es noch von früher, dass Lautsprecherwagen durch die Straßen fahren“, pflichtete er Malcher bei.

Vorsicht bei Kontakt mit Wunden Der 75-Jährige selbst habe durch Warn-Apps vom verunreinigten Wasser erfahren und die Nachricht an Bekannte weitergeleitet. &bdquo;Dass viele von ihnen zu dem Zeitpunkt noch nichts davon wussten, zeigt, dass die Warn-Apps noch nicht von allen genutzt werden.“ Mineralwasser in Flaschen habe er aktuell noch im Haus. Er rechnet jedoch damit, dass es wieder zu Hamsterkäufen kommen werde.

Jasmina Le Rose vom Eiscafé Roma in Schötmar hat am Montagabend von einem Bekannten von der Verunreinigung erfahren. Für den Betrieb des Eiscafés in der Begastraße habe dies jedoch geringe Auswirkungen, sagte sie. &bdquo;Zum Espresso servieren wir Wasser aus der Flasche und nicht mehr aus der Leitung. Außerdem gibt es aktuell keine Eiswürfel.“ Da das Leitungswasser für den Kaffee auf mehr als 82 Grad erhitzt werde, könne dies weiterhin bedenkenlos genutzt werden.

Weiter gilt: Nicht abgekocht sollte das Trinkwasser in den genannten Ortsteilen weder getrunken noch bei der Zubereitung von Lebensmitteln Verwendung finden. Auch fürs Zähneputzen empfiehlt das Gesundheitsamt, entweder abgefülltes Wasser zu verwenden oder das Leitungswasser zuvor abzukochen. Zur Körperpflege bleibt das Leitungswasser geeignet, allerdings sollte man es nicht schlucken. Vorsicht gilt beim Kontakt mit Wunden.

Bad Salzuflen ist nicht die einzige lippische Kommune, in der es Probleme mit dem Leitungswasser gibt: Weiter keine Entwarnung gibt es für das Trinkwasser im kleinen Kalletaler Ortsteil Stemmen. Dort wurden jüngst, ohne Chlorbeigabe, weiterhin Keime festgestellt, sodass das Abkoch-Gebot bis mindestens 21. August bestehen bleibt. In Kalletal verweist das Wasserwerk auf den starken Regen der vergangenen Wochen, der hier Verunreinigungen in die Quelle getragen haben soll. Ebenfalls in den Schlagzeilen dieses Jahr waren Blomberger Dörfer, wo Warnungen aufgrund von Darm-Bakterien im Trinkwasser ausgesprochen worden waren.

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