Hochzeitsfeier endet für Salzufler Brautpaar in blutiger Kurpark-Schlägerei

Bad Oeynhausen/Bad Salzuflen. Der Traum vom schönsten Tag im Leben wurde für ein Brautpaar aus Bad Salzuflen im vergangenen Sommer ausgerechnet in Bad Oeynhausen zum Albtraum. Der Bräutigam, seine Schwiegereltern und sein Schwager gerieten vor den Türen des Kaiserpalais in eine wüste Schlägerei. Dem Brautvater und seinem Sohn wurden die Nasen gebrochen und sie wurden bewusstlos geprügelt. Bei dem kurzen Kampf im Kurpark wurde dem Schwager des Bräutigams, ein Hobby-Bodybuilder, auch noch der rechte Arm ausgekugelt.

Das Hochzeitspaar feierte in der Nacht zu Samstag, 24. Juli 2022, im Kaiserpalais mit zahlreichen Gästen. Über die Einzelheiten der außergewöhnlichen Hochzeitsnacht gehen die Darstellungen vorm Amtsgericht Bad Oeynhausen allerdings weit auseinander. Als die Eltern und der Bruder der Braut gegen 2 Uhr aufbrechen und ein Taxi nach Hause nehmen wollten, begleitete sie der Bräutigam noch ein Stück. So schildern sie es übereinstimmend. An den Treppen zum Parkplatz wurde die kleine Gruppe mit dem 63-jährigen Brautvater vorneweg jedoch unflätig angepöbelt und beleidigt. Der alte Herr bekam einen Schlag auf die Nase und sackte bewusstlos zusammen. Sein muskelbepackter Sohn wurde offenbar von mehreren Männern von den Beinen geholt, dann wurde ihm ebenfalls schwarz vor Augen.

Nur der Bräutigam blieb abgesehen von Prellungen weitgehend unverletzt. Eine unbekannte Frau, erzählt der 30-Jährige dem Richter, habe ihn die Treppenstufen herunter gezerrt. Von der weiteren Schlägerei will er deshalb nichts mehr mitbekommen haben. Von dem Ergebnis dagegen schon: Sein Schwiegervater blutete heftig aus der gebrochenen Nase. Er schleppte ihn mit seinem Schwager und der Schwiegermutter ins nächste Taxi nach Hause. Ins Krankenhaus wollte der Schwiegervater nicht. Dabei erlitt er, wie sich später herausstelle, auch noch einen Jochbeinbruch.

Zeugen versuchen wegzulaufen Die Staatsanwaltschaft Bielefeld ist davon überzeugt, dass zwei Männer aus Porta Westfalica für diese Verletzungen und damit auch für das blutige Ende der Hochzeitsfeier verantwortlich sind. Sie sollen die Hochzeitsgäste im Kurpark beleidigt und dann verprügelt haben. Ein Polizist, der noch in der Nacht vor Ort war, schildert die beiden Portaner als unkooperativ und widerwillig. Die beiden seien zunächst auch bloß als Zeugen und nicht als Beschuldigte vernommen worden. Während der Befragung hätten sie jedoch versucht wegzulaufen.

Die Angeklagten widersprechen dem entschieden. Ihrer Darstellung nach sind sie von der Hochzeitsgesellschaft überfallen worden. Weggelaufen seien sie nicht. Der eine sei aber in Sorge um seinen Kumpel gewesen, der bewusstlos im Gebüsch lag, was die Polizei angeblich ignoriert habe. Beide schildern dem Gericht eindringlich, dass sie einen "sehr schönen Abend" in der Diskothek "Adiamo" hatten. Weinselig hätten sie sich gegen 2 Uhr auf die Heimreise gemacht. Der 30-jährige Portaner, ein Hüne von Mann, zückte sein Handy und suchte auf dem Navi den nächsten Weg zum Bahnhof. Arm in Arm mit seinem Kumpel, ein eher schmächtiger 29-Jähriger, will er "Partylieder singend" quer durch den Kurpark gestapft sein.

Nach ein paar Metern hätten die beiden jedoch bemerkt, dass sie von einer "kleinen Gruppe" verfolgt wurden. "Wir wurden verbal attackiert", sagt der 29-jährige Angeklagte. Plötzlich habe es Schläge gehagelt. Ein kleiner Mann mit Glatze und Vollbart habe ihm ins Gesicht geschlagen und die Nase gebrochen. Er habe bloß noch die Hände vors Gesicht halten können. Eine größere Menschenmenge sei dazu gekommen, alle seien "wie auf einer Hochzeit" festlich gekleidet gewesen. Die Menschen hätten sie umzingelt und von allen Seiten auf sie eingeschlagen und eingetreten. Er sei bewusstlos geworden und erst wieder aufgewacht, als zwei Passantinnen sich um ihn gekümmert hätten.

Überfall durch die Hochzeitsgesellschaft? Sein 30-jähriger Begleiter, der Hüne, schildert den Überfall ähnlich. "Ich war total perplex", sagt er: "Warum wir?" Sein Kumpel sei von einem kleinen Mann mit Glatze und Bart geschlagen worden, dann seien viele weitere Männer dazu gekommen. Die hätten ebenfalls geschlagen und zugetreten. An viel mehr kann er sich nicht erinnern. Er sei dann in irgendwelchen Büschen im Kurpark wieder aufgewacht. Dass er aus der gebrochenen Nase blutete, bemerkte er erst, als er mit dem Handy ein Selfie-Foto von sich machte. Doch das war nicht das Schlimmste: "Mir fehlten ziemlich viele Zähne."

Mehrere Schneidezähne im Unterkiefer waren abgebrochen, zahlreiche Zähne angebrochen. Ein befreundeter Zahnarzt habe das Gebiss erneuert. Mindestens acht Zähne mussten wiederhergestellt werden. Wie früher werde er damit wohl nicht mehr zubeißen können, erzählt der 30-Jährige dem Gericht: "Mit den neuen Schneidezähnen esse ich keine Möhren mehr." Beide Angeklagten erklären, dass der Bruder der Braut zugeschlagen habe. Ihn wollen sie erst auf dem Gerichtsflur wiedererkannt haben. Ihre Verteidiger gehen davon aus, dass es sich dabei womöglich um eine Verwechselung gehandelt habe.

Der 33-jährige Hobby-Bodybuilder trägt tatsächlich Vollbart und hat wenig Haupthaar. An die Nacht der Hochzeitsfeier hat er aber bloß noch wenig Erinnerungen, außerdem habe er selbst heftige Verletzungen davongetragen. Unter Vollnarkose sei ihm Tage später die Schulter wieder eingerenkt worden. Trotz Operation könne er sein Hobby nicht mehr ausüben, erzählt er dem Richter. Von der Hochzeitsfeier seiner Schwester weiß er bloß noch, dass sein Vater am Treppenaufgang zum Kaiserpalais von zwei Unbekannten angepöbelt und angegriffen wurde. Dann sei er selbst zu Boden gegangen und ohnmächtig geworden.

Pöbelei über die italienische Mafia Der Vater der Braut schildert den Angriff ähnlich, allerdings sagt er zunächst, er sei von "zwei Jugendlichen" angepöbelt und geschlagen worden. Später korrigiert er sich auf Nachfrage. Die "Jugendlichen" seien in Wirklichkeit "junge Leute" gewesen, ungefähr im Alter seines 33-jährigen Sohnes. An konkrete Beleidigungen kann er sich nicht erinnern, "das war unterste Schublade", sagt er. Auf Nachfragen des Richters aber weiß er doch noch einen Satz der Angreifer: "Ich solle aufpassen", erzählt er, "mich nicht mit der italienischen Mafia anzulegen." Dann sei auch er bewusstlos zu Boden gegangen.

Das Gericht will den Prozess am 28. November und am 7. Dezember mit weiteren Zeugenbefragungen fortsetzen.

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