Einziger Tagespflegevater aus Bad Salzuflen geht in Rente

Bad Salzuflen-Retzen. Nach 17 Jahren ist nun Schluss. Am vergangenen Freitag hatte Udo Baumann seinen letzten Arbeitstag als Tagespflegevater. Er war der einzige Mann unter 50 &bdquo;Tagespflegepersonen“ in Bad Salzuflen, wie es von der Stadt heißt, es bleiben nun 49 Tagespflegemütter, die sich insgesamt um 170 Kinder kümmern. Nun freut sich der 65-Jährige auf seine Zeit als Rentner, wie er im Gespräch mit unserer Redaktion verriet.

Baumann begann seine Karriere als Tagespflegevater im Jahr 2007. Ursprünglich lernte er Landschaftsgärtner und studierte Gartenarchitektur an der Universität Hannover. Nach seiner Scheidung blieb seine damals noch kleine Tochter bei ihm, was den Ausschlag für den Berufswechsel gab.

Nach 60 Stunden Abendschule erhielt er die Pflegeerlaubnis. &bdquo;Mittlerweile haben sich die Anforderungen deutlich erhöht“, sagt Baumann. &bdquo;Man muss den Beruf schon ein bisschen als Berufung begreifen, sonst wird man den Kindern nicht gerecht.“

Im Laufe der Jahre betreute Baumann schätzungsweise mehr als 60 Kinder. &bdquo;Darunter waren Kinder von Eltern, die aus dem Libanon, Syrien und der Türkei stammen“, erzählt er. Die Kinder kamen größtenteils aus Bad Salzuflen, aber auch aus Lemgo und Lage. Zuständig für die Zuweisungen waren die entsprechenden Jugendämter.

Bewusst einen Mann ausgesucht Zu Beginn war das Jugendamt skeptisch, ob Eltern sich für einen männlichen Betreuer entscheiden würden, da in der Regel Frauen diesen Job machen. &bdquo;Es gab jedoch viele Eltern, die sich bewusst einen Mann ausgesucht haben“, berichtet Baumann. &bdquo;Vor allem alleinerziehende Frauen wollten gerne eine männliche Bezugsperson.“

Entscheidend bei der Wahl der Eltern war auch der Umfang der angebotenen Betreuung. Baumann stand auch bereit, wenn es darum ging, die Kinder von Schichtarbeiterinnen aus der Hotellerie oder der Pflege zu betreuen, teilweise auch am Wochenende.

In der Regel war die Betreuung bei ihm zwischen 6 und 18 Uhr möglich. Die Kleinsten wickelte er, die Größeren begeisterte er mit der großen Grünfläche hinter seinem Haus, wo er Schafe, Hühner und Enten hält. Die kleine Schweinezucht hat er vor Kurzem eingestellt. &bdquo;Ein Kind habe ich zehn Jahre lang begleitet“, sagt Baumann. &bdquo;Manchmal läuft einem der ein oder andere seiner mittlerweile erwachsenen Schützlinge noch über den Weg.“

Kein Schreialarm Mit den Jahren entwickelte Baumann viel Gelassenheit. &bdquo;Man muss mit den Malessen der Kinder leben“, sagt er. Wichtig war ihm gegenseitiger Respekt. Ein Vorbild war ihm ein Professor aus der Uni. &bdquo;Wenn es während der Vorlesung seitens der Studenten lauter wurde, wurde er immer leiser. Das hat mich beeindruckt.“

Nach seinem letzten Arbeitstag hat er sein Auto abgegeben und gegen ein Lastenrad getauscht. Auch, um Geld zu sparen. Denn wahr sei: &bdquo;Reich wird man in dem Job nicht.“ Was er nun als Rentner unternehmen wird, weiß er noch nicht genau. &bdquo;Freunde haben mir gesagt, eine Tagesstruktur ist wichtig“, sagt er. Insofern muss er sich wohl keine Sorgen machen, da seine Tiere regelmäßig versorgt werden wollen. &bdquo;Die waren für mich auch immer ein guter Ausgleich. Es macht mir Spaß, sie zu beobachten.“

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