Hoch die Tassen: Warum Malerin Karin Stengel das „Künstlerfrühstück“ so liebt

Oerlinghausen. Die LZ hat lippische Künstler und Menschen aus dem lippischen Kunstbetrieb gebeten, ihr Lieblingsbild vorzustellen. In diesem Teil der Serie erläutert Karin Stengel, welches Gemälde sie seit vielen Jahren fasziniert.

Die Oerlinghauserin malt selbst seit Jahrzehnten, ist Vorstandsmitglied und langjähriges Mitglied der Bad Salzufler Künstlervereinigung &bdquo;Das Fachwerk“. Und ihr Lieblingsbild? &bdquo;Hip, Hip, Hurra“ des norwegisch-dänischen Malers Peter Severin Kroyer (1851-1909). Das Gemälde wird auch als &bdquo;Künstlerfest“ bezeichnet oder &bdquo;Künstlerfrühstück“, denn es zeigt eine Versammlung von Malern, die in Skagen in einer Kolonie gearbeitet haben, bei einer Feier. Das Original hängt im Kunstmuseum in Göteborg.

Eine Postkarte, die das Bild zeigt, steht seit mehr als 30 Jahren in Karin Stengels Atelier in Oerlinghausen auf dem Arbeitstisch. &bdquo;Das Bild nimmt mich mit, löst eine Erinnerung an unsere langen Reisen durch Skandinavien aus. Ein Paar Tage in Skagen gehörten am Schluss oft mit dazu: Ein besonderer Ort voller Inspiration“, beschreibt die Malerin. Und was fasziniert sie über einen so langen Zeitraum hinweg an ausgerechnet diesem Gemälde von 1888, das einerseits Post-Realismus, andererseits Prä-Impressionismus ist und an die lebendigen Gemälde von Alltagsszenen Auguste-Pierre Renoir erinnert – zum Beispiel &bdquo;Das Frühstück der Ruderer“?

Erinnerungen an Renoir Da ist einerseits die Stimmung, das Emotionale. Karin Stengel: &bdquo;Eine Situation, wie sie sich wahrscheinlich jeder wünscht, ist auf dem Bild dargestellt. Eine Gemeinschaft von Künstlern und deren Freunden feiert den Einzug des Künstlerpaares Michael und Anna Ancher in ihr neues Haus in Skagen. Festgehalten wird ein Augenblick voller Harmonie, Glück und Sorglosigkeit.“ Das weiche Licht der schon tiefer stehenden Sonne deute eine Nachmittagsstunde an – zwar sei zum Frühstück Kaffee in Dänemark zwingend, doch auch die reichlich geleerten Flaschen ließen auf eine spätere Stunde schließen.

Das Bild sei lebendig. &bdquo;Das kleine Mädchen Helga“, sagt Karin Stengel, &bdquo;die Tochter von Anna und Michael Ancher, ist schon ungeduldig und wird für einen Moment von der Mutter festgehalten. Unser Blick führt geradewegs ins Bildgeschehen, und an der Tafel ist – ganz vorne – noch ein Platz für uns als Betrachter frei.“ Der Blick werde über die Tafel zum Hausherrn geführt. Der mit dem Glas in der Hand erhobene Arm der Anna Anchers verbinde beide Tischseiten und deute direkt auf Kroyer, den Maler selbst. Dennoch sei alles nur ein Trugbild. &bdquo;Das Bild wurde im Atelier gemalt und Freunde, die gar nicht zugegen waren, eingefügt.“

Kein leichtes Leben Bei aller Fröhlichkeit der Szene seien Kroyers Lebensumstände nicht einfach gewesen. Seite Mutter war depressiv, der Vater unbekannt. Sein schon früh erkennbares Talent wurde aber stets gefördert – schon mit 14 wurde er in Kopenhagen an der Königlichen Akademie aufgenommen. Bereits in jungen Jahren unternahm er viele Reisen. &bdquo;In Skagen scheint er Ruhe gefunden zu haben“, sagt Karin Stengel.

Ihre eigene abstrakte Malweise hat mit Kroyer übrigens nichts zu tun. Aber das ist nur oberflächlich, denn die Stimmung und alles, die Farben – das inspiriere sie stets sehr.

&bdquo;Die Dänen haben ein ganz anderes Lebensgefühl“, beschriebt sie als Skandinavien-Kennerin. Und immerhin verbindet Karin Stengel sowie &bdquo;Das Fachwerk“ und so einige dänische Künstler eine Freundschaft, die auch mit Austausch und gegenseitigen Ausstellungsteilnahmen verbunden ist. Da gibt es sicherlich auch das eine oder andere &bdquo;Künstlerfrühstück“ ...

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