Salzufler soll mit 126 Kilo Cannabis und Koks gedealt haben

Detmold/ Bad Salzuflen. Die Menge an Drogen ist nur schwer vorstellbar. Ein über den Rand gefüllter Einkaufswagen? Mehrere volle Kofferraumladungen eines gewöhnlichen Autos? Fakt ist: Ein 29-Jähriger soll mit rund 126 Kilo Cannabis und 1,6 Kilogramm Kokain gedealt haben. Deshalb muss sich der zum Tatzeitpunkt im Bad Salzuflen lebende Mann nun vor der Großen Strafkammer des Landgerichts Detmold verantworten.

Das Verfahren wegen gewerbsmäßig unerlaubten Handels mit Cannabis sowie unerlaubten Handels mit Betäubungsmitteln stand dabei sogar schon auf der Kippe - zumindest größtenteils. Staatsanwalt Alexander Görlitz beantragte im Februar dieses Jahres gerade noch rechtzeitig einen Haftbefehl, bevor ein Großteil der 15 Taten aus dem Jahr 2020 zwischen März und Juni bereits verjährt gewesen wären. Ermittler fassten den Angeklagten daraufhin in diesem Sommer am Hamburger Flughafen. Seitdem sitzt der Angeklagte in der JVA Detmold in Untersuchungshaft.

Geständnis rückt in Sichtweite Weil die Sechs-Monats-Frist kommende Woche rum ist, muss die Große Strafkammer unter dem Vorsitz von Richter Karsten Niemeyer den Prozess nun am Freitag zumindest anverhandeln, auch wenn Verteidiger Dr. Tobias Diedrich am frühen Morgen eigentlich schon längst zur nächsten Verhandlung auf dem Weg nach Osnabrück sein müsste. Der Rechtsanwalt aus Bad Oeynhausen stellt aber immerhin nach Anklageverlesung in Aussicht, dass die Verteidigung zu einem Rechtsgespräch bereit wäre. Möglicherweise könnte es daher am nächsten Prozesstag zu einem entsprechenden Deal und einer deutlich entschlackten Beweisaufnahme kommen.

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Eine große Wahl scheint der Angeklagte allerdings eh nicht zu haben. Die Beweislage ist erdrückend. Der damals in Salzuflen lebende Angeklagte soll für seine nicht unerheblichen Drogengeschäfte ein sogenanntes Kryptohandy genutzt haben, also ein vermeintlich abhörsicheres Mobiltelefon, über das er recht offenherzig mit seinen Abnehmern und Verkäufern kommuniziert haben soll. &bdquo;Anhand der Auswertung konnten wir genau nachvollziehen, um welche Mengen es ging“, erklärt Staatsanwalt Alexander Görlitz am Rande des Verfahrens.

Darüber hinaus soll sich der 29-jährige Angeklagte nicht einmal die Mühe gemacht haben, seine Drogengeschäfte zu verschleiern. &bdquo;Man hat darauf recht unverschlüsselt geschrieben und teilweise sogar Fotos von der entsprechenden Drogenmenge verschickt“, sagt Görlitz. Normalerweise nutzten Dealer bei ihren Geschäften eher Synonyme - wie etwa den Ausdruck &bdquo;eine Portion Grünes“. In dem aktuellen Verfahren hätten die Ermittler aber ihre Fantasie nicht einmal bemühen müssen.

Ermittlungen in Frankreich decken Fall auf Der mutmaßliche Drogendealer aus Bad Salzuflen ist offenbar wie viele andere Kriminelle bei den sogenannten Encrochat–Enthüllungen identifiziert worden. Den französischen Behörden war es im Jahr 2020 gelungen, das verschlüsselte Kommunikationssystem zu knacken und so die Geschäfte unzähliger Drogendealer und Netzwerke offenzulegen.

In Deutschland kam es daraufhin zunächst zu einer längeren Debatte, ob die ohne entsprechenden Beschluss beschafften Daten überhaupt vor Gericht als Beweismittel tauglich sein dürften. Die letzten verbliebenen Zweifel an einer möglichen Zulässigkeit räumte das Bundesverfassungsgericht im Dezember 2024 aus dem Weg.

Bei Tausenden enthüllten Chatnachrichten dauerte es allerdings, bis die zuständigen Strafverfolgungsbehörden von entsprechenden Verfahren Kenntnis hatten. Deshalb kam es in diesem konkreten Fall gerade in Hinblick auf den Cannabisverkauf fast zur Verjährung, erklärt Staatsanwalt Görlitz.

Der Prozess wird am 12. Dezember fortgesetzt. Dann wird wahrscheinlich auch ein Urteil fallen.

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