Riesenaufwand: Salzufler Denkmal von 1912 erhält eine komplett neue Fassade

Bad Salzuflen. Sanft streicht Dr. Stefan Wiesekopsieker (60) über den grobkörnigen Putz und blickt die Hauswand hinauf. Nach der aufwendigen Sanierung im Inneren seines denkmalgeschützten Gebäudes, Am Herforder Tor 9, war es Anfang des Jahres soweit und er hat sich an die Fassadensanierung gemacht. &bdquo;So kräftig sind die Farben wahrscheinlich seit der Erbauung 1912 nicht gewesen“, sagt der Lehrer, Historiker und Vorsitzende des Heimat- und Verschönerungsvereins mit Blick auf unzählige filigrane Elemente in Gelb, Blau und Rot.

Für die aufwendigen Arbeiten hat er sich Olaf Kunz (35) ins Boot geholt. Der Malermeister führt seit 2022 den zehnköpfigen Salzufler Malerbetrieb Peter Hollmann – und sammelte zuletzt immer mehr Erfahrung mit Denkmälern. Prinzipiell dürfe sich erstmal jeder Maler daran wagen. &bdquo;Aber das entsprechende Know-how und ein wenig Mut braucht man dafür schon“, sagt Kunz. Ein Groß-Projekt wie die Fassade von Wiesekopsieker war auch für ihn Neuland. Mit dem Ergebnis sind beide aber mehr als zufrieden.

Schäden müssen ausgebessert werden Neben den Malern kamen zudem weitere Gewerke zum Einsatz: Maurer, Tischler, Dachdecker. Zunächst galt es nämlich einige Schäden auszubessern, berichtet Wiesekopsieker etwa von verrotteten Holzelementen, fehlendem Putz und Gefachen unterm Dach, die teilweise komplett lose gewesen seien. Das habe die Arbeiten, die im Februar starteten, natürlich immer wieder verzögert – erst im September ist alles fertig geworden.

Für das Team um Olaf Kunz ging es zunächst darum, die Untergründe zu prüfen und vorzubereiten. &bdquo;Der Zustand war schon sehr in die Jahre gekommen“, sagt Kunz. Mit einem speziellen Hochdruckreiniger wurde die alte, wasserlösliche Farbe von der Putzfassade abgetragen. Nach mehreren Probeanstrichen wurde dann der finale Beigeton aufgetragen und mit speziellen langflorigen Rollen in die tiefen Furchen gedrückt.

Eine besondere Herausforderung seien aber die farbigen Absetzarbeiten an der Hausfront gewesen – hier mussten zunächst die ursprünglichen Farbtöne, die teils kaum mehr zu erkennen waren, anhand von Resten bestimmt und dann in langwieriger Kleinstarbeit Inschriften und Zierelemente auf den Holzstücken ausgebessert werden. &bdquo;Eine Fummelarbeit“, ist Kunz ehrlich. Etwas einfacher wurde es hingegen an der seitlichen Hauswand sowie im rückwärtigen Bereich. Hier habe man einen klassischen Kalk-Zement-Putz großflächig auftragen können.

Sämtliche Schritte und Materialien mussten zudem immer auch mit der Denkmalbehörde abgestimmt werden – das sei aber alles problemlos vonstattengegangen, sagt Wiesekopsieker, der zudem von einer Förderung profitieren konnte: Ein Drittel der insgesamt mittleren fünfstelligen Summe sei aus Landesmitteln übernommen worden. &bdquo;Man muss eben nur fragen, was es gibt – und die Mittel auch beantragen“, will er einmal mehr eine Lanze für den Denkmalschutz brechen.

Nächste Projekte sind schon geplant In einem Zug hat Wiesekopsieker übrigens auch die zwei Logien in der oberen Etage von Kunz herrichten lassen. Auch hier sei einiges kaputt gewesen, Wände, Decken und Fußleisten wurden ausgebessert. Inzwischen kann Wieskopsieker dort in gemütlichen Korbmöbeln sitzen und den Blick schweifen lassen.

Und sich dabei schon mal Gedanken über die nächsten Projekte machen – denn die hat er natürlich längst im Auge: Der aktuell buckelige Aufgang zum Haus soll im kommenden Jahr instand gesetzt und mit den vorhandenen Steinen neu gepflastert werden. Zudem plant er eine Terrasse im kleinen Garten hinterm Haus – und wenn das alles fertig ist, wird auch der verwilderte Vorgarten aufgehübscht. Im Inneren des vierstöckigen Hauses mit seinen rund 250 Quadratmetern ist er bis auf Kleinigkeiten inzwischen fast fertig. &bdquo;Zu 99 Prozent“, sagt er. Nur im Keller habe er mit Feuchtigkeit zu kämpfen, da müsse er noch mal dran.

Bereits vor 15 Jahren hat Stefan Wiesekopsieker das Gebäude, das 1912 von Architekt Rudolf Günther erbaut wurde, erworben, 2018 ging es mit den ersten Arbeiten los, 2020 startete die eigentliche Kernsanierung. Inzwischen lebt er seit gut zweieinhalb Jahren in dem Häuschen, das ihn von Anfang an begeistert hat. Und für das er jüngst sogar die Rudolf-Günther-Medaille, die alljährlich von seinem eigenen Verein ausgegeben wird, erhalten hat. Die Nähe zur Stadt, die Atmosphäre, Wiesekopsieker habe einfach Spaß am Haus. &bdquo;Ich fühle mich hier richtig wohl.“

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