Trassenplaner für neue ICE-Strecke in Salzuflen: „Wir nehmen Sorgen der Menschen ernst“

Kreis Herford/Bad Salzuflen . Die Ertüchtigung beziehungsweise der mögliche Neubau der Bahntrasse Hannover-Bielefeld wird in den Kreisen Lippe und Herford und auch darüber hinaus kontrovers diskutiert. Zuletzt hatte das Expertenteam des Unternehmens &bdquo;DB InfraGo“ der Öffentlichkeit Entwürfe von zwölf verschiedenen Trassenvarianten vorgestellt, die aus Sicht der Planer realisiert werden könnten (wir berichteten). Darunter waren auch Trassen, die auf Bad Salzufler Gebiet verlaufen – mit einem Tunnel durch den Obernberg. Auch diese Präsentation kam bei einigen Mandatsträgern, Bürgermeistern, Bürgerinitiativen, Naturschutzverbänden und Anliegern aus der Region nicht gut an.

Reaktionen, die bei der Bahn keineswegs ignoriert werden, wie DB-Experten im Gespräch mit dieser Zeitung versichern. &bdquo;Menschen, die mit ihren Sorgen zu uns kommen, nehmen wir sehr ernst“, sagt Nils Kallina. Er ist der so genannte Trassierer im Planungsteam der &bdquo;DB InfraGo“. Das heißt, er hat aus einer enormen Menge von Daten mit Hilfe des Computerprogramms &bdquo;Smart Trass“ jene zwölf Vorschläge errechnet, die aktuell Grundlage der Planungen für den Ausbau der Trasse sind.

Viele Menschen fühlten sich von den Planungen betroffen, die seit rund zweieinhalb Jahren im Gange seien, weiß Brandes. &bdquo;Das Projekt erzeugt Gefühle und Ängste. Das ist uns bewusst.“ Es sei deshalb das Ziel, das Bahnprojekt Hannover-Bielefeld mit &bdquo;größtmöglicher Akzeptanz“ zu realisieren. Das Tool, das für die Darstellung der besagten Trassen verwendet werde, ermögliche eine dreidimensionale Darstellung der Planungsentwürfe, so Kallina.

&bdquo;Eine hohe Verantwortung“

In das Programm würden Daten wie die Oberfläche der Landschaft des Suchraums sowie die sogenannten &bdquo;Raumwiderstände“ eingegeben, die dem Bau einer Bahntrasse also widersprechen. Dazu zählen etwa Siedlungen, Natur- und Wasserschutzgebiete oder Heilquellen. Auch Tiere und Pflanzen seien weitere Schutzgüter. All diese Daten würden in dem Tool berücksichtigt, erläutert Kallina. Die daraus folgende Trassenplanung bedeute für alle Planer &bdquo;eine hohe Verantwortung“, betont der Trassierer.

Deshalb seien im Rahmen der Bürgerbeteiligung auch 195 Kriterien entwickelt worden, die bei der Entwicklung der Trassenvorschläge berücksichtigt würden. &bdquo;Fachleute aus der Region haben hier mitgearbeitet.“ Diese Kriterien decken die Bereiche Umwelt, Raumordnung und Technik ab. Eine direkte Betroffenheit von Wohngebieten durch eine bestimmte Trassenvariante ist zum Beispiel eines dieser Kriterien.

Flexibel bleiben

Dass es nach wie vor kritische Fragen aus der Region zu den jetzt vorgelegten Entwürfen gibt, sehen die Planer als Ansporn für ihre weitere Arbeit an. &bdquo;Wir wollen alle einladen, da mit draufzuschauen“, sagt Marvin Jekel, seit kurzem Technischer Leiter des Projekts Hannover-Bielefeld. Sein Einstieg ins Team von Leiter Carsten-Alexander Müller soll diesen für andere Aufgaben, etwa bei der Generalsanierung, entlasten. &bdquo;Wir bleiben bis zum Baustart ziemlich flexibel in Detailfragen“, betont Jekel.

Bei der Planung der Fehmarn-Belt-Trasse im hohen Norden sei man zum Beispiel von Landwirten darauf hingewiesen worden, dass es in einem bestimmten Bereich Brunnen gebe, die in keine Karte aufgenommen worden seien. Als Schlussfolgerung der Planer sei hier keine Trassierung vorgenommen worden, so Jekel. Auch bei der hiesigen Trasse sei man auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen. Jekel: &bdquo;Es gibt jetzt 1000 Meter breite Korridore, aber wir wissen noch nicht genau, wo es langgeht.“

Bei der Debatte mit der Öffentlichkeit scheue man keine Konflikte, sagen die Planer. Auf die Kritik aus dem Raum Vlotho hinsichtlich der geplanten Weserbrücken angesprochen, sagt Jekel: &bdquo;Das Thema kennen wir.“ Allerdings gebe es aus Sicht der Planer wenige Alternativen, als dort mit einer Talbrücke zu arbeiten. Eine Tunnellösung verbiete sich hier. Denn gehe man unter die Weser, müsste der nötige Rampenbereich kilometerlang sein. Denn eine wichtige Priorität sei es, &bdquo;Tunnel so zu errichten, dass ein Herausrollen des Zuges möglich ist“. Das sei etwa notwendig, wenn bei einem Zug der Antrieb ausfalle.

Dass der Stadtwald in Bad Salzuflen in einigen Varianten mit einem Tunnel durch den Obernberg unterquert werde, sei mit dem Schutz für das Gebiet begründet – eine Variante, die im Dialog mit der Bevölkerung entwickelt worden sei, was auch für die Umfahrung der Heilquellen dort gelte. Bei allen Trassenentwürfen sei zu beachten, dass eine Neigung der Trasse von maximal acht Promille nicht überschritten werden dürfe.

Am Ende entscheidet der Bundestag

&bdquo;Wir müssen aus den Bahnhöfen in Hannover und Bielefeld so früh wie möglich aus der Strecke raus, um hochbeschleunigen zu können“, betont Jekel weiter. Denn klar sei: &bdquo;Wir diskutieren nicht über die Planungsparameter.“ Dazu zähle das Ziel, dass die Fahrzeit zwischen Hannover und Bielefeld vom Gesetzgeber auf 31 Minuten festgeschrieben worden sei. &bdquo;Die Aufgabenstellung kommt vom Bund“, so Jekel.

Doch im Rahmen der aus Berlin definierten Ziele gebe es noch viel Flexibilität, sagen Kallina und Jekel. Auf Forderungen aus Ostwestfalen-Lippe nach einem Ausbau der Bestandstrasse sagt Jekel: &bdquo;Wir haben große Bestandsteile mit beplant. In den Bereichen, wo das nicht möglich ist, gibt es Abweichungen.“ Dies sei vor allem auf OWL-Gebiet der Fall. Hier sei die Strecke aus den 1860er Jahren und sehr kurvenreich. Dies passe nicht mehr in die Zeit, ein möglicher Ausbau der Bestandstrasse dort habe zudem Auswirkungen auf den gesamten Deutschlandtakt, so die Experten.

Fest steht zudem, dass alleine der Planungsprozess der Trasse noch etliche Jahre dauern wird. &bdquo;Die Vorplanung braucht etwa drei bis vier Jahre“, erläutert Jekel. &bdquo;Am Ende entscheidet der Bundestag.“ Bis dahin werde es seiner Einschätzung nach noch rund fünf Jahre dauern.

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