Als in Schötmar noch eine Straßenbahn fuhr

Bad Salzuflen-Schötmar. Wer heute über den Marktplatz von Schötmar geht, ahnt kaum, wie eng die Geschichte von Post, Straßenbahn und Handel hier miteinander verwoben ist. Schon seit 1835 existierte in der Stadt eine &bdquo;Postexpedition“, die mehrfach umzog, um mit dem wachsenden Verkehr Schritt zu halten, erklärt der Historiker Dr. Stefan Wiesekopsieker. &bdquo;Die ständige Vergrößerung der Dienste machte einen Neubau erforderlich“, so Wiesekopsieker.

1895 entstand schließlich ein eigenes Postgebäude in der Schlossstraße, das über ein Jahrhundert lang den Postverkehr in Schötmar bestimmte. &bdquo;Das Gebäude wurde mehrfach an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst“, berichtet der Historiker.

1907/08 erfolgte die erste Erweiterung in Richtung Schlossstraße, bei der auch der Eingang verlegt wurde. Spätere Anbauten und ein geräumiger Posthof passten die Einrichtung erneut an die wachsenden Anforderungen an. Damit war die Post in Schötmar nicht nur Arbeitsplatz für viele Menschen, sondern auch ein wichtiger Motor der Stadtentwicklung.

Straßenbahn-GmbH Ein besonderes Kapitel bildete die Verbindung von Schötmar mit Salzuflen durch die 1912 gegründete Schötmaraner Straßenbahn-GmbH. Die Wagen wurden von Pferden gezogen. &bdquo;Die Pferdebahn endete am Marktplatz – eine geplante Verlängerung zum Bahnhof wurde nie realisiert“, erläutert Wiesekopsieker.

Der Betrieb war jedoch nur von kurzer Dauer: Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde er eingestellt und die private Unternehmung aufgelöst. Noch Jahre später konnte man in einem Schuppen an der Bad Salzufler Bahnhofstraße einen ausgemusterten Wagen der früheren Pferdebahn bestaunen – ein Relikt, das bei vielen Erinnerungen weckte.

Parallel dazu prägten neue Geschäftsgebäude das Stadtbild. Der Schötmaraner Kaufmann Ferdinand Seiff verkaufte 1906 sein aus dem 16. Jahrhundert stammendes Haus an die Postbehörde, um an anderer Stelle einen repräsentativen Neubau zu errichten.

Markante Adresse &bdquo;Das mehrstöckige Wohn- und Geschäftshaus gegenüber dem bisherigen Anwesen war ein deutliches Zeichen für die wirtschaftliche Entwicklung von Schötmar“, so Wiesekopsieker. Der Bau wurde schnell zu einer markanten Adresse am Marktplatz. Heute befindet sich dort eine Apotheke, nachdem zuvor eine Filiale der Lippischen Landesbank eingezogen war. Damit lässt sich an einem einzelnen Standort exemplarisch ablesen, wie sich Funktionen und Nutzungen im Lauf der Jahrzehnte wandelten.

Die historischen Entwicklungen zeigen insgesamt, wie eng Infrastruktur, Postwesen und städtische Architektur in Schötmar über ein Jahrhundert hinweg verwoben waren. Sie machten den Marktplatz nicht nur zu einem Ort des Handels, sondern auch zu einem Dreh- und Angelpunkt des öffentlichen Lebens. Bis heute prägen diese Spuren das Gesicht des Platzes und geben Hinweise darauf, wie sehr Geschichte und Gegenwart ineinandergreifen.

Weitere Informationen zu vielen anderen Orten in Schötmar finden sich in der Broschüre &bdquo;Wie hat sich unsere Stadt verändert!“ von Dr. Stefan Wiesekopsieker, erschienen in der Reihe Bad Salzufler Haus- und Hofgeschichten, Heft 5 des Heimat- und Verschönerungsvereins Bad Salzuflen.

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