Barntrups Bürger wählen den Wechsel

Barntrup . Minutenlange Blicke aufs Handy und immer wieder Kopfschütteln beim parteilosen Bürgermeister Jürgen Schell und Ehefrau Andrea. Gemeinsam mit Mitgliedern der Unabhängigen Wählergemeinschaft Barntrup (UWB) haben sie am Sonntag im Barntruper Kulturschuppen den Wahlergebnissen entgegenfiebert. Wegen Corona fand dieses Mal keine gemeinschaftliche Wahlpräsentation im Rathaus statt. Stattdessen zelebrierten die Parteien den Wahlabend im kleinen Kreis.

&bdquo;Ich bin geschockt", sagte der noch amtierende Bürgermeister Schell, als sich eine erste Tendenz abzeichnete. Bereits um kurz vor 20 Uhr war die Sache klar: Schell muss sein Büro im Rathaus räumen. Lange Gesichter bei ihm und seinen Unterstützern: &bdquo;Ich muss das Votum so hinnehmen, aber die Zahlen kann ich so noch gar nicht fassen." Schell fand, er habe sich in den sechseinhalb Jahren ein besseres Standing bei den Bürgern erarbeitet, als das Wahlergebnis aussagt.

Ortmeier triumphiert und ist neuer Bürgermeister von Barntrup. &bdquo;Ich habe schon im Wahlkampf einen starken Wunsch nach Veränderung bei den Bürgern verspürt", so der 35-Jährige, der umringt von Familie und Parteifreunden von CDU, FDP, Grünen und auch SPD in &bdquo;Jeannys Essbar" feierte. Nun wolle er aus dem Rat wieder eine eingeschworene Gemeinschaft machen. Der erste Gratulant, neben Ehefrau Tina, war Christian Olschewski, stellvertretender Vorsitzender der Barntruper CDU: &bdquo;Ich freue mich, dass wir eine Befreiung für Barntrup bekommen haben. Mit den 13 sicheren Direktmandaten haben wir nicht gerechnet." Auch die SPD gratulierte in Person von Barbara Höft: &bdquo;Ich freue mich auf den Wechsel, im Vertrauen auf ein positives Miteinander zwischen Rat, Verwaltung, Bürgermeister und den Barntruper Bürgern."

Gemeinsam geht mehr Ein Kommentar von Raphael Bartling

D as Wahlergebnis in Barntrup mutet an wie das Machtwort eines Klassenlehrers, der zum Ende einer chaotischen Unterrichtsstunde um Ruhe bittet, um den Schülern die Hausaufgaben für die kommende Woche auftragen zu können. Und auf das Thema Schule dürfte Jürgen Schell in diesen Tagen nicht sonderlich gut zu sprechen sein. Mit zu vielen hat es sich der gebürtige Warsteiner in den vergangenen Jahren verscherzt. Zu schnell ist er mit seinen Ideen vorgeprescht. Neue Wege zu gehen und ambitionierte Ziele für Barntrup zu verfolgen, ist das eine, sich über die Wünsche des Rats hinwegzusetzen etwas völlig anderes. Ein Bürgermeister sollte vielmehr der Klebstoff sein, der eine Stadt und dessen Bürger zusammenhält. Gemeinsam lässt sich eben mehr erreichen als im Alleingang.

Borris Ortmeiers Aufgabe ist es nun, die Ratsmitglieder wieder auf denselben Nenner zu bringen. Nur dann kann wieder vernünftige Politik für Barntrup gemacht werden. Es wird sich zeigen, ob der neue Bürgermeister seine Hausaufgaben erledigt hat.

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