Einbrüche, Konflikte, Platzverweise: So läuft der Betrieb in lippischen Freibädern

Blomberg. Bäderpolizei und Psychologe, Techniker und Streitschlichter, Rettungsschwimmer und Sanitäter – Jörg Mengedoth liebt seinen abwechslungsreichen Job. Der 41-Jährige ist Fachangestellter für Bäderbetriebe bei den Blomberger Versorgungsbetrieben (BVB). Der &bdquo;Bademeister", wie es umgangssprachlich heißt, dreht seit 18 Jahren seine Runden im Blomberger Freibad, das die BVB betreiben: &bdquo;Über meine Erlebnisse könnte ich schon ein dickes Buch schreiben", lacht er.

Nicht immer sind die Dinge, die Mengedoth erlebt, zum Lachen: &bdquo;Letzte Woche erst musste ich ein Kind mit Schwimmflügeln, vielleicht vier Jahre alt, vom Dreier holen", erzählt er. Die Mutter habe auf der Liegewiese gelegen und sich mit ihrem Handy beschäftigt. Dass ihr Sohn auf dem Sprungturm nichts zu suchen habe, sei ihr gar nicht bewusst gewesen. Mengedoth schüttelt den Kopf: &bdquo;Man hat bei vielen Eltern das Gefühl, dass sie meinen, mit dem Eintritt bei uns auch eine Flatrate fürs Aufpassen gebucht zu haben." Diese Ignoranz führe immer wieder zu gefährlichen Situationen.

Er selbst hat noch keine schweren Unfälle erlebt – Wespenstiche, Schnittwunden, Prellungen – alles Dinge, die er und seine Kollegen dank Erste-Hilfe-Ausbildung selbst versorgen konnten. Fünf-, sechsmal habe er den Rettungswagen rufen müssen – einmal, als ein Junge von der Treppe zum Dreier abrutschte und sich das Sprunggelenk brach.

Apropos Rettungswagen: Die Polizei kommt zum Blomberger Freibad meist nur, weil Falschparker die Rettungswege blockieren: &bdquo;Unglaublich, darüber machen sich viele keine Gedanken", ärgert sich der 41-Jährige, der auch bei der Freiwilligen Feuerwehr in Barntrup aktiv ist.

Auch der Bezirksbeamte Frank Marohn zeige regelmäßig Präsenz. Rein prophylaktisch, denn Ärger gebe es selten: &bdquo;Hier gilt Alkohol- und Glasflaschenverbot. Und die meisten halten sich daran." Und wenn es doch mal Probleme gebe, müssen die Leute das Bad verlassen – zur Not mit Hilfe der Polizei. Jugendliche, die &bdquo;auf dicke Hose machen", haben bei Jörg Mengedoth und seinen Kollegen wenig Chancen: &bdquo;Hier im Freibad geht es sehr familiär zu, wir kennen unsere Pappenheimer – häufig haben deren Eltern bei uns schon Schwimmen gelernt." Da traue sich kaum jemand, aufmüpfig zu werden. Die Bademeister gelten als Respektspersonen – selbst die Kollegin habe keine Probleme, sich durchzusetzen.

Das strikte Film- und Fotoverbot übersehen viele: &bdquo;Die meisten wollen ja nur ihre Kinder beim Springen oder Schwimmen filmen", erläutert Mengedoth. So wie die Frau, die mit drei Mädchen an der Sprunggrube Videos auf ihrem Handy betrachtet. Der Bademeister spricht sie an und weist sie auf das Verbot hin – um dann zu beschwichtigen: &bdquo;Wenn Sie wirklich nur Ihre Kinder drauf haben, ist es okay." Die Frau ist erleichtert.

Den richtigen Ton treffen, nicht alles auf die Goldwaage legen, deeskalierend wirken – die Fachkräfte sind geschult im Umgang mit den Gästen. Denn wenn es richtig turbulent zugeht, wie an den heißen Tagen der vergangenen Wochen, müssen sie einen kühlen Kopf bewahren. Rund 800 Besucher kamen täglich – an einigen Tagen sogar mehr als 1000. Dann wird das Personal aufgestockt: Zwei der vier bei den BVB beschäftigten Fachkräfte umrunden die Becken – unterstützt in den Spitzenzeiten von Rettungsschwimmern des DLRG-Ortsverbandes. Um den Überblick zu behalten, konzentriert sich Mengedoth auf alles Auffällige auf dem Boden des Beckens: &bdquo;Und wenn ich wirklich mal die Trillerpfeife benutze und bölke oder sogar reinspringe, – ja, dann ist es ernst."

Nichtschwimmer nehmen zu &bdquo;Gerade unter den Zuwanderern gibt es viele Kinder und Erwachsene, die nicht schwimmen können, die müssen die Kollegen verstärkt im Blick haben ", sagt Andreas Hülsdonk, Teamleitung Sport und Bäder der Stadt Detmold.

Christian Piechuta vom Eau Le in Lemgo sagt, dass es nach wie vor viele Eltern gebe, die ihre elterliche Aufsichtspflicht auf die leichte Schulter nehmen: &bdquo;Nur weil das Kind ein Seepferdchen-Abzeichen hat, darf es nicht gleich alleine am oder im Außenbecken unterwegs sein." Vergangene Woche wäre im Freibad Berlebeck ein Dreijähriger beinahe ertrunken. Einen Badeunfall, bei dem ein Vierjähriger ums Leben kam, gab es 2016 in Lemgo.

Probleme in lippischen Freibädern Kreis Lippe. Rund 60 Polizeieinsätze an Schwimmbädern gab es 2019 bislang – allerdings sind darunter laut Sprecherin Nathalie Richter überwiegend kleinere Einsätze wie Parkrempler, Diebstahl oder illegales Nachtschwimmen gewesen.

Lage: Im Juni 2018 war eine Schwimmmeisterin im Freibad Werreanger in Lage von einer Gruppe Südosteuropäer bedroht worden. Seither geht bis zu viermal wöchentlich die Streife der Ordnungspartnerschaft oder der beauftragte Sicherheitsdienst durch das Bad. &bdquo;Das zeigt Wirkung", sagt Fachbereichsleiter Klaus Landrock.

Detmold: &bdquo;Unter den Jugendlichen gibt es immer wieder mal Stress, aber alles im Rahmen", sagt Bademeister Marco Friesen vom Freibad Schwarzenbrink, Heidenoldendorf. Meist gehe es um die Einhaltung der Baderegeln oder das absolute Fotoverbot.

Oerlinghausen: Von einer &bdquo;entspannten Situation" spricht Schwimmmeister Andreas Lehne. Nur einmal vor einigen Wochen, als alle Bielefelder Bäder Aufnahmestopp hatten, sei es durch Besucher von außerhalb voll gewesen, und es seien Gäste aneinandergeraten, so dass man die Polizei rufen musste.

Schieder-Schwalenberg: Rolf Stanislawski vom Freibadförderverein musste sich drei Jahre lang mit Einbrüchen illegalem Nachtschwimmen herumärgern. Der Einbau von Überwachungskameras habe die Probleme gelöst.

Bad Salzuflen: Im Bega-Bad gibt es seit 2018 ebenfalls einen Sicherheitsdienst. Immer wieder sei es zu Konflikten zwischen Badegästen untereinander oder auch mit dem Personal gekommen, sagt Fachbereichsleiterin Katja Mönnigmann-Steinbeck. Inzwischen erteile der Sicherheitsdienst bei Bedarf Platzverweise, Hausverbot oder rufe auch schon mal die Polizei.

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