Schwelgen in Erinnerung: Als Blomberg noch einen Bahnhof hatte

Blomberg. Wo heute der Radweg von Blomberg nach Schieder entlang führt, ist einst auf einer Streckenlänge von 6,8 Kilometern die Eisenbahn gefahren - der sogenannte Blomberger Pengel. Viele Blomberger erinnern sich nicht mehr an diese Zeit, denn der Personenverkehr wurde bereits im Jahr 1951 eingestellt. Güterwagons rollten aber noch bis 1987 über die Gleise. Im Stadtarchiv schlummern noch einige Erinnerung an die Zeit, als Blomberg noch einen Bahnhof hatte.

"Das ist die Original-Einladung zur Eröffnung der Eisenbahnstrecke Schieder-Blomberg", sagt Stadtarchivar Dieter Zoremba und zeigt eine edle Karte mit goldenem Rand. Verschickt wurde diese im Juni 1897. "Die gesamte kleinstädtische Crème de la Crème nahm an der Veranstaltung teil." Die Teilnehmerliste von damals verrät, dass etwa der Landtagspräsident, der Eisenbahndirektionspräsident, Ratsherren und noch viele weitere Gäste anwesend waren.

Die Gäste versammeltem sich am 30. Juni 1897 auf dem Bahnhof in Schieder, um von dort aus mit dem Sonderzug, der von der Königlichen Eisenbahn-Direktion in Hannover zur Verfügung gestellt wurde nach Blomberg zu fahren. "Rund 20 Minuten dauerte die Fahrt", entnimmt der Stadtarchivar den Akten. Es schloss sich ein Frühstück und später ein Festessen an.

Blomberg war abgehängt "Verkehrstechnisch war Blomberg lange abgehängt", sagt Zoremba. Die Blomberger Holzindustrie habe sich viele Jahre sehr massiv für einen Eisenbahnanschluss eingesetzt. "Sie brauchten diesen zum Abtransport ihrer Waren", erklärt der Archivar. Am 15. Januar 1894 wurde dann ein Vertrag zwischen dem Fürstentum Lippe und der Königlichen Eisenbahndirektion Hannover geschlossen. Der Betrieb wurde am 1. Juli 1897 durch die Preußischen Staatseisenbahnen eröffnet. Von da an verband der Blomberger Pengel die Stadt Blomberg mit dem Bahnhof Schieder an der Bahnstrecke Hannover-Altenbeken. Ein Haltepunkt am Noltehof wurde im Januar 1898 eingerichtet.

Mit den Jahren steigerte sich die Anzahl der Fahrgäste. Wurden im Jahr 1908 noch rund 37.000 Tickets verkauft, waren es im Jahr 1920 schon mehr als 51.000 Fahrkarten, liest Zoremba aus den Unterlagen von damals vor. Doch vielmehr wurde die Eisenbahn in Blomberg für den Frachtverkehr genutzt. So wurden beispielsweise im Jahr 1920 etwa 6000 Tonnen Holzwaren mit der Bahn aus Blomberg abtransportiert. "In der Regel waren dies Stühle und Sperrholzplatten." Auch Tiere seien mit der Bahn transportiert worden. "Sie wurden zu den Schlachthöfen in größere Städte gebracht", sagt Zoremba. Einen Spitzenwert gab es im Jahr 1912. 4149 Schweine wurden in diesem Jahr mit der Bahn befördert.

Zugunglück bei starkem Regen Auch ein Zugunglück ist in den Akten des Stadtarchivs vermerkt. Dieses ereignete sich am 3. Februar 1909. "An diesem Tag muss es sehr stark geregnet haben", sagt Zoremba. So sei die Böschung abgängig gewesen und infolgedessen seien die Gleise aus ihrem Unterbau gerissen worden. Ein Zug entgleiste. Ob es Verletzte oder gar Tote gab, ist in den Akten jedoch nicht vermerkt.

Mit der Einstellung des Personenverkehrs im Jahr 1951 fuhren fortan nur noch Güterzüge durch Blomberg. Bis 1987. Dann wurde der Schienenverkehr komplett lahm gelegt. "Der Verkehr wurde immer mehr auf die Straße verlagert und die Stuhlindustrie fand ihr Ende", erklärt Zoremba, warum ein Bahnhof in Blomberg nicht mehr gebraucht wurde. Im Oktober 1987 wurde die Strecke schließlich abgebaut. Heute steht auf dem ehemaligen Bahnhofsgelände ein Baumarkt.

Die letzte Fahrt Schon Jahrzehnte nachdem der Personenverkehr eingestellt wurde, bot sich im Jahr 1984 für Interessierte die Gelegenheit, ein letztes Mal mit dem Blomberger Pengel zu fahren. Der Automobilclub Blomberg (ADAC) hatte eine Abschlussfahrt organisiert. Schon in aller Frühe reisten dafür Eisenbahnfreunde, teilweise von weit her, an. Insgesamt nahmen mehr als 1800 Gäste die Gelegenheit wahr, zum letzten Mal von Blomberg aus mit der Eisenbahn zu fahren.

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