Dieses alte Fachwerkhaus in Blomberg soll zum Feriendomizil werden

Blomberg. Diese Geschichte beginnt mit einer Richtigstellung: Das denkmalgeschützte Fachwerkhaus an der Ecke Kuhstraße und Diekmannstraße wurde nicht 1598 von Christoph Sauerländer und seiner Frau Anna Elisabeth Recker erbaut. &bdquo;Die Torinschrift am Haus ist falsch nachgeschnitzt worden bei der Renovierung um 1960", weiß Denkmalexperte Dr. Heinrich Stiewe, der die Historie des Gebäudes in seiner Doktorarbeit untersucht hat. &bdquo;Das Paar hat laut Kirchenbuch 1740 geheiratet und konnte also frühestens erst in diesem Jahr das Haus bauen", sagt Stiewe.

Das Gebäude ist ein denkmalgeschütztes Handwerkerhaus aus dem 18. Jahrhundert und stand lange Zeit leer. Seit Juli gehört es einem Paar aus Blomberg, das seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen will. Doch dem Denkmal zuliebe öffnen die neuen Besitzer bereitwillig ihre Pforten für eine Besichtigung mit Bauhistoriker Dr. Heinrich Stiewe. Der hat das Haus zuletzt in den 90er Jahren von innen gesehen und freut sich auf die Tour mit dem neuen Eigentümer.

Viele Schuhmacher &bdquo;Auch der Name Sauerländer ist bei der Restaurierung übrigens falsch reingeschnitzt worden, vermutlich war die Inschrift stark verwittert", vermutet Stiewe und blickt auf das Wort &bdquo;Sauriender". Vermutlich sei das Haus in der Vergangenheit auch noch rot gewesen, darauf deuten rote Farbspuren auf dem Fachwerk hin – die Farbe sei typisch für die Zeit gewesen. Auf der Hausstätte haben seit 1614 mehr als neun Generationen von Schuhmachern mit Namen Sauerländer und Pohl gelebt.

&bdquo;Bekannt ist es vielen Blombergern aber vor allem als Markfritz-Haus. Eigentümer war der Fuhrmann und Hauderer Heinrich Markfritz, der bis 1963 Waren vor allem zwischen Blomberg und Detmold mit seinem Pferdewagen transportierte", erzählt Stiewe. Es gibt die Legende, dass Markfritz Pferde den Weg von Detmold nach Blomberg und durchs Niederntor auch dann fanden, wenn der Fuhrmann auf dem Bock eingeschlafen war – so oft mussten die Tiere den Weg hin und her bewältigen. Sein Lakenwagen ist übrigens heute Teil der historischen Sammlung im Lippischen Landesmuseum und lagert im Depot.

Balken im guten Zustand Fotos aus den 70er Jahren dokumentieren ein schmuckes, frisch renoviertes Fachwerkhaus, das seitdem viel mitgemacht hat. Von außen und innen besteht dringender Handlungsbedarf. &bdquo;Seit Juli haben wir schon allerhand hier gemacht. Jüngere Wandverkleidungen herausgerissen, abgehängte Decken entfernt, Müll entsorgt, die Balken sind aber allesamt in einem guten Zustand, das Fachwerk muss nur hier und da ausgebessert werden", sagt der neue Eigentümer, der sich beim Rundgang auch den ein oder anderen Rat von Dr. Heinrich Stiewe holt.

Was will er mit einem auf den ersten Blick heruntergekommenen Baudenkmal anfangen? &bdquo;Ich will es vor allem erhalten", sagt er und fügt hinzu, &bdquo;irgendwann bekommt es eins unserer Kinder und kann dann entscheiden, was damit passieren soll." Bis dahin muss der Verfall am Gebäude gestoppt werden. Die kaputten Stellen im Dach sollen demnächst repariert werden, &bdquo;denn nichts schädigt Fachwerkhäuser mehr als eindringende Feuchtigkeit", weiß Stiewe. Zudem soll im Haus eine dendrochronologische Untersuchung gemacht werden, um das genaue Alter des Gebäudes zu bestimmen. &bdquo;Dabei werden Proben aus den Holzbalken entnommen und die Jahresringe unter dem Mikroskop vermessen. So kann man das Baujahr sehr genau nachweisen." Besonders interessant: Mehrere Stubentüren sind Originale aus der Bauzeit um 1740 und zeigen die Handwerkskunst der damaligen Zeit. Genauso erstaunlich ist die im Original erhaltene stark verrußte Küchennische im hinteren Teil des Gebäudes. &bdquo;Erstaunlich, dass dieser Bereich die Jahrhunderte unbeschadet überstanden hat."

Fassade wird renoviert Stück für Stück soll nun erst die Fassade und gleichzeitig auch das Innere hübsch gemacht werden- keine leichte Aufgabe würden Laien denken. Aber der Experte sagt, dass das Fachwerkhaus für sein Alter in einem sehr guten Zustand ist und schon bald wieder ein Schmuckstück werden wird. &bdquo;An alten Häusern kann man viel selbst machen. Dieses Haus ist gut erhalten, das Dach ist reparierbar, es ist alles andere als eine Ruine", sagt Stiewe und sein Freund stimmt ihm zu.

Er kennt sich ebenfalls mit alten Fachwerkhäusern aus, denn es ist nicht sein erstes denkmalgeschütztes Objekt. &bdquo;Wenn es fertig ist, kann ich mir durchaus vorstellen, in den beiden Stuben rechts und links der großen Diele Ferienwohnungen anzubieten. Auch im Obergeschoss wären dafür Kapazitäten", sagt er. Er selbst will nicht einziehen. Lediglich den schönen Garten nutzen und ein paar Fahrzeuge im Schuppen unterstellen. &bdquo;Aber vielleicht findet ja später einmal eins unserer Kinder Gefallen daran", sagt der neue Eigentümer. Zustimmung gibts von Dr. Heinrich Stiewe: &bdquo;Es macht sehr viel Freude, in einem alten Fachwerkhaus zu leben."

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