Ein grünes Wohnzimmer jenseits der Ostwestfalenstraße in Istrup

Blomberg-Istrup. Wer an die Lemgoer Straße denkt, dem fallen zunächst die Stichwörter Verkehr und Lärm ein. Jede Menge Autos und Lastwagen rollen auf der Ostwestfalenstraße durch Istrup. Doch hinter dem Haus des Ehepaares Nolte, das unmittelbar an der viel befahrenen Ortsdurchfahrt steht, verbirgt sich ein wahres Kleinod.

Natur pur, ein Blumen- und Insektenparadies auf mehr als 1000 Quadratmetern, mit vielen lauschigen Ecken, drei kleinen Gartenhäuschen, und vielen Teichen und Wasserlöchern. Immer leiser wird es, wenn man einen der liebevoll angelegten Wege hinuntergeht. Und am Ende übertönt der Vogelgesang das Brummirauschen beinahe vollständig.

&bdquo;Im Sommer ist das hier unser Wohnzimmer", sagt Elke Nolte und deutet auf die weitläufige Fläche voller Blumen und Bäume und versteckten Sitzgelegenheiten zum Niederlassen. Wenn sie nach ihrem Lieblingsplatz gefragt wird, muss die frisch gebackene Rentnerin erst überlegen: Je nach Wetter und Stand der Sonne würden sie und ihr Mann Manfred mal hier und mal dort sitzen, schmunzelt sie.

Seit 1987 wohnt die Familie an der Lemgoer Straße. Dort, wo schon die Eltern und Großeltern von Elke Nolte lebten. Das Paar errichtete einen Anbau in den Grundmauern eines ehemaligen Stalls, den der Großvater für seine Hausschlachtungen nutzte. Der große Garten war zunächst Nutzgarten der Großmutter, so wie es früher üblich war. Doch Elke Nolte war voll berufstätig, arbeitete in der Marketingabteilung von Phoenix Contact, hatte einen Sohn und engagierte sich ehrenamtlich – sie konnte und wollte diesen nicht bewirtschaften, ihr fehlte die Zeit.

Eine Wohlfühloase für Mensch auch für Insekten

Und so wurde aus dem Nutzgarten immer mehr eine Wohlfühloase – und zwar eine pflegeleichte, darauf legt Elke Nolte Wert. Bodendecker und Kieswege, aus denen im Frühling Krokusse und Tulpen sprießen, bieten dem Unkraut keinen Raum: &bdquo;Rasenmähen übernimmt mein Mann, aber das dauert nur eine halbe Stunde." Einen Golfrasen haben die Noltes nicht, &bdquo;der Klee kommt überall durch, aber das ist nicht schlimm". Im Gegenteil, die Fläche bietet den Insekten wie Hummeln und Wildbienen Nahrung, ebenso wie die vielfältigen Blumen und die kleinen mit Seerosen bedeckten Wasserflächen, in denen Molche ein Zuhause gefunden haben – und die Noltes genießen es, an einem ihrer versteckten Plätze die Tiere bei ihrem Tun zu beobachten.

Peu à peu ist der Garten gewachsen, mit Tauschpflanzen von Gleichgesinnten, aber auch durch alte Samen, die Jahrzehnte in der Erde schlummerten und irgendwann wieder aufblühten – wie die blaue und weiße Glockenblume: &bdquo;Plötzlich war sie da und meine Mutter erzählte, dass die schon bei meiner Oma im Garten stand." Auch auf Gartenmessen lässt sich das Paar inspirieren – selbst hat es von 2008 bis 2015 eine Messe auf dem heimischen Grundstück organisiert, zu dem sonntags bis zu 1000 Besucher kamen. Es gab Wein, Kaffee und Kuchen, Aussteller boten Kunst, Handwerk und Florales.

Kleine Naschecke inklusive

Noltes schufen Platz dafür in ihren drei Gartenhäuschen, die Manfred Nolte überwiegend selbst errichtete – so wie auch viele andere liebevolle Details. Denn der Rentner ist handwerklich geschickt und kreativ. Er errichtete eine Terrasse für einen Whirlpool oder Sitzecken und Teichumrandungen aus alten Backsteinen, aus einem alten Mühlrad baute er einen Springbrunnen. Überhaupt ist das Upcycling ein großes Thema für die Istruper: Alte Gegenstände, für die andere keine Verwendung mehr haben, nutzen sie, um daraus Schönes für ihren Garten zu kreieren.

Auch wenn der Nutzgarten längst eine untergeordnete Rolle spielt, hat Elke Nolte an der einen oder anderen Ecke Naschereien angepflanzt: Brombeeren, japanische Himbeeren und Mini-Kiwis ranken hier, Erdbeeren und Knoblauch wachsen im Hochbeet, Naschgurken in einem Topf und Zucchini auf dem Kompost.

Der Garten verändert sich Jahr für Jahr, auch durch die Natur. Die 62-Jährige deutet auf einen trockenen Rosenstamm und den Schmetterlingsflieder, dem der Frost im Winter deutlich zugesetzt hat. Was frisch sprießt, sieht mitunter anders aus, manchmal gesünder, ohne Schädlinge. An einigen Stellen haben sich jedoch die Schnecken gütlich getan: &bdquo;1000 haben wir in diesem Jahr bestimmt schon abgesammelt", schmunzelt Manfred Nolte. Auch das ist Natur.

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