Auch Blomberger sollen ins „Stolpern“ kommen

Blomberg . Es gab einmal eine Zeit, da hing am Niederntor in Blomberg ein Schild: &bdquo;Juden sind hier unerwünscht", ein Symbol für all das, was Menschen während der Naziherrschaft in der Nelkenstadt erduldet haben. Und nicht nur Juden, auch Zwangsarbeiter, Linke und Widerständler. Nun ist sich die Ortsvertretung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge einig mit der Initiative &bdquo;Miteinander Leben" des Runden Tisches: Sie möchten, dass Stolpersteine in der Nelkenstadt verlegt werden, die an die einzelnen Opfer erinnern.

In der jüngsten Ratssitzung hatte SPD-Ratsherr Marcus Pansegrau die Gelegenheit, den Antrag im Namen des Volksbundes zu begründen: Bereits früher habe es Initiativen gegeben, um mit Stolpersteinen an die Juden in Blomberg zu erinnern. &bdquo;Doch das ist damals kritisch gesehen worden, weil man ja darüber läuft." Dennoch sei es keine Lösung, nichts dergleichen zu tun: &bdquo;Jüdisches Leben ist abgesehen vom Stadtarchiv in der ehemaligen Synagoge kaum in Blomberg sichtbar." Das könnte nicht sein, denn es habe sehr wohl diverse jüdische Mitbürger gegeben, einer sei sogar König im Alten Blomberger Schützenbataillon gewesen.

Ein Widerständler erhängte sich.

Der Antisemitismus habe sich in Deutschland verstärkt. &bdquo;Es gilt deshalb, das Leben unserer ehemaligen Mitbürger sichtbar zu machen, das heißt, dass sie zu Deutschland gehörten und nicht vergessen werden dürfen." Dasselbe gelte auch für politisch Verfolgte.

Pansegrau erinnert in seinem Antrag auch an den Polsterer Kuhlmann, der in der Hagenstraße wohnte und unter anderem schriftlichen Widerstand gegen den NS-Staat leistete, denunziert, verhaftet wurde und sich vor seinem Prozesstermin in der Haftanstalt Hannover in seiner Zelle erhängte unter dem Druck des Nazi-Regimes. &bdquo;Es sollte in der heutigen Zeit mehr Erinnerungen geben, da die Zeitzeugen leider altersbedingt versterben und nicht mehr aus erster Hand berichten und mahnen können."

"Unser Versagen muss aufgearbeitet werden"

Für den Runden Tisch war Pastor Hermann Donay in der Ratssitzung verhindert, aber SPD-Ratsherr Peter Hohenner stärkte dem Anliegen der beiden Initiativen in einer leidenschaftlichen Wortmeldung den Rücken. &bdquo;Es gehört zu meinen Jugendsünden im Rat, dass ich das Thema nicht weiter verfolgt habe,", sagte er. Denn es gebe unzählige Belege dafür, was die Mitmenschen hätten erdulden müssen – auch in der Blomberger Idylle.

Nicht nur Dr. Ernst zur Lippe, sondern auch der Stadtgeschichtliche Arbeitskreis habe mit diversen Veröffentlichungen all die Geschehnisse aufgearbeitet und belegt. &bdquo;Aber unser eigenes Versagen muss noch aufgearbeitet werden, auch wenn wir selbst nicht die Täter waren", betonte Hohenner. Man müsse diskutieren, ob die Stolpersteine tatsächlich das beste Mittel seien, um an die Opfer der NS-Herrschaft zu erinnern, oder ob man auch noch über andere Wege wie etwa ein Mahnmal im öffentlichen Raum nachdenken müsse.

Die anderen Fraktionen sehen das auch so. Der Kulturausschuss soll sich nun mit dem Thema beschäftigen und dazu auch den langjährigen Stadtarchivar und Experten für die NS-Geschichte, Dieter Zoremba, einladen.

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