Blombergs ältestes Geburtstagskind wird 575 Jahre alt

Blomberg. Zugegeben, die älteste noch erhaltene Urkunde der Stadt Blomberg mag man sich ein bisschen pompöser vorstellen. Vielleicht eine prächtige Pergamentrolle, versehen mit knallrotem Siegellack. Doch die Bestätigung der Blomberger Stadtrechte kommt sehr viel unscheinbarer daher, anscheinend von flinker Hand geschrieben, zusammengefaltet und auf den Weg gebracht.

Wie kam das? Eigentlich macht auf diesem Notdokument der Autor vielleicht ein wenig seinem schlechten Gewissen Luft, denn dass die Urkunde über die Blomberger Stadtrechte überhaupt im Jahr zuvor vernichtet werden konnte, hatten die Nelkenstädter ihrem Edelherrn Bernhard zu verdanken. Der hatte gemeinsam mit seinem Bruder Simon in der Soester Fehde mitgemischt, mit der Folge, dass die böhmischen Truppen des Erzbischofs von Köln auf ihrem Zug von Soest aus auf dem Hellweg an Blomberg vorbeikamen.

&bdquo;Der Erzbischof hatte die Stadt wohl zur Plünderung frei gegeben“, erzählt Blombergs Stadtarchivar Dieter Zoremba. Des Erzbischofs Gegner war der Herzog Johann von Kleve gewesen, und die beiden stritten ursprünglich um die Stadt Soest. Bernhard und Simon, die beiden Söhne des verstorbenen Edelherrn Simon IV. zur Lippe, hatten sich auf die Seite des Herzogs geschlagen, weil sie mit ihm gemeinsam über Lippstadt herrschten – und das war die Quittung.

Der Edelherr flieht 1447 hockte Bernhard in der Blomberger Burg, und als die böhmischen Truppen ihren Angriff starteten, machte sich der Edelherr vom Acker. Der leider längst verstorbene Heimathistoriker Heinz-Walter Rolf schrieb in einem seiner Werke zur Ortsgeschichte in den 90-er Jahren, Bernhard sei durch den geheimnisvollen unterirdischen Gang aus der Burg geflüchtet.

&bdquo;Für diesen Gang gibt es aber bis heute keinen Beleg“, sagt Dieter Zoremba. Rolf hatte die Theorie, dass der Brunnen im Burginnenhof vielleicht den Einstieg in den Fluchtgang darstellte. &bdquo;Das wiederum ist nicht so abwegig“, meint Zoremba, &bdquo;denn eigentlich hatte jede Burg einen Notausgang, und mitunter befand sich der Einstieg tatsächlich in einem Brunnen.

Reiterschlacht vor der Stadt Blomberg selbst war zu diesem Zeitpunkt bereits etwa 200 Jahre alt. Die Historiker Ulrich Meier und Dr. Heinrich Stiewe schreiben in ihrem Werk über Blomberg im Historischen Atlas lippischer Städte, dass vermutlich vor den Toren der Stadt eine Reiterschlacht getobt habe. &bdquo;Die Verluste an Männern in diesem Kampf müssen unter den städtischen Führungsgruppen Blombergs gewaltig gewesen sein. Sie nämlich stellten die berittenen Kontingente der Stadt und es brauchte mehr als 15 Jahre, um wieder einen vollzähligen Rat aus den eigenen Reihen zu besetzen.“

Nur zwei Tage lagen die Truppen des Erzbischofs vor Blomberg, und sie zerstörten vor allem die Fachwerkhäuser der Bürger, das Kirchenschiff von St. Martini und das Rathaus mit dem Stadtarchiv. Umgehend machten sich die Blomberger daran, die Burg wieder instand zu setzen. &bdquo;Ab diesem Zeitpunkt residierten Bernhard und seine Gemahlin auf Blomberg und damit im neuesten Wohngebäude auf lippischen Burgen“, schreiben Meier und Stiewe.

Der Wortlaut der Urkunde Die Urkunde zur Bestätigung der Stadtrechte ist auf einem Stück Tierhaut verfasst. Sie ist nicht gerollt, sondern fast auf Zigarettenschachtelgröße gefaltet, durch einen Schlitz im Pergament führt ein weiterer Streifen, an dem ursprünglich das heute nicht mehr erhaltene Siegel gehangen haben muss. In hochdeutscher Übersetzung steht hier:

Wir Bernhard, Edler Herr zur Lippe, bekennen und bezeugen mit diesem Briefe, dass Wir schuld und willens sind, Unsere Stadt von dem Blomberger und die Bürger dort gern belassen wollen bei solchen Rechten, Gewohnheiten, Sitten und Freiheiten, wie Unsere Eltern und Wir Unsren lieben Getreuen von Lemgo gegeben haben. Sie sollt ihr zu eurem Behuf gebrauchen gleich denen von Lemgo. Dies geloben Wir in Gottes Namen und fest treu zu halten ohne Arglist. Unterzeichnet am &bdquo;Montag vor dem St. Peters-Tag 1448“.

Der St. Peters-Tag nach Petrus Damiani ist am 21. Februar, also unterzeichnete Bernhard die Urkunde am 19. Februar 1448.

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