Blomberger spekuliert mit fremder Viertelmillion und muss ein drittes Mal vor Gericht

Blomberg. Alle guten Dinge sind ja bekanntlich drei. Ein Blomberger, der per Aktien-App das große Geld machen wollte und daher mit einer Viertelmillion Euro spekulierte, die ihm gar nicht gehörte, wäre wahrscheinlich im Nachhinein am liebsten direkt bei Runde eins ausgestiegen.

Denn da sprach ihn das Amtsgericht Detmold frei , bevor er im April dieses Jahres in der Berufung vor dem Landgericht schuldig gesprochen wurde. Und nun? Jetzt hat das Oberlandesgericht Hamm (OLG) das Detmolder Urteil aufgehoben und zur erneuten Verhandlung ans Landgericht zurückverwiesen. Das bedeutet: Für den Familienvater geht es ein drittes Mal vor Gericht.

Odyssee eines Verfahrens Der Blomberger (36) hatte im Verlauf des Verfahrens einmal selbstbewusst im Verhandlungssaal gesagt, vom Funktionieren seines Planes selbst überrascht gewesen zu sein. Dann entschied er sich später doch lieber, zu schweigen. Der Ablauf ist allerdings unstreitig: Obwohl die Girokonten des Mannes gar nichts hergaben, ließ er sich per Lastschrift für den digitalen Aktienhandel horrende Summen überweisen. Und das lief problemlos.

Die Münchener Bank, die mit der Börsen-App kooperiert, streckte ihm nämlich im August 2022 bereitwillig erst 5301 Euro, dann noch mal 2000 Euro und beim dritten Versuch gar 250.000 Euro für sein extra zu diesem Zwecke abgeschlossenes Verrechnungskonto vor. Damit wollte der Blomberger an der Börse möglichst viel Geld machen und dann alles zurückzahlen, sagte er damals vor Gericht. Erst nach wenigen Tagen fiel auf, dass es auf dem Konto des Kunden gar nichts zu holen gab. Es kam zur Anzeige.

Strafbarkeit scheidet die Geister Und wie ist das Ganze jetzt zu bestrafen? Darüber streiten sich die Geister. Das Amtsgericht war der Ansicht, es hätte kein stillschweigendes Abkommen darüber gegeben, dass das Konto des Blombergers hätte gedeckt sein müssen. Jetzt muss sich wieder eine Kleine Strafkammer des Landgerichts Detmold mit dem Fall genau befassen, der in seiner rechtlichen Bewertung einigen Raum für Interpretation lässt.

Die Berufungskammer hatte den ursprünglichen Freispruch widerrufen und den Blomberger zuletzt im April wegen versuchten Computerbetrugs in drei Fällen zu einer achtmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt. Die Kammer ging nämlich davon aus, dass der Angeklagte in seiner eigenen Vorstellungswelt schon bewusst versucht habe, jemanden zu täuschen. Schließlich habe er ja zweifellos gewusst und einfach hingenommen, dass er keine Viertelmillion auf dem Konto liegen hatte.

Der kürzlich getroffenen Entscheidung des OLGs nach hat das Landgericht allerdings in seinem Urteil nicht ausgeführt, weshalb der 36-jährige Angeklagte nicht gewusst haben soll, dass ihm auf das extra für die Börsenapp eröffnete Verrechnungskonto mehr als 250.000 Euro einfach gutgeschrieben werden, ohne seine Bonität zu prüfen. Dabei müsse der Blomberger für einen strafbaren Betrugsversuch sich ja eigentlich vorgestellt haben, etwaige Kontrollinstanzen zu überwinden, damit sein Vorhaben gelingt - oder eben, wie bei einem Versuch üblich, scheitert.

Zentral geht es also weiter um die Frage: Hat der Angeklagte der Bank aktiv vorgegaukelt, genug Geld auf seinem Konto zu haben und sie demnach klar betrogen? Dem OLG nach blieben die Umstände dahinter offen und genau die könnten möglicherweise auch eine Verurteilung wegen vollendeten Computerbetrugs rechtfertigen.

Neue Beweisaufnahme möglich Sollte der Blomberger beispielsweise bei der Kontoeröffnung Angaben zu seiner Bonität gemacht haben oder entsprechende Vertragsbedingungen unterschrieben haben, könnte er den Online-Broker aktiv getäuscht haben. Dem OLG fehlt der Begründung nach also eine &bdquo;lückenfreie und widerspruchsfreie Feststellung zum Tatgeschehen“, die sich mit den Feinheiten rund um die Kontoeröffnung auseinandersetzt.

Für Rechtsanwalt Dr. André Pott, der den Blomberger vertritt, geht es nach der erfolgreichen Revision also in die nächste Runde. Ein vergleichbares Verfahren hatte der Rechtsanwalt aus Detmold bisher noch nicht auf dem Tisch liegen. Dass sein Mandant sich wahrscheinlich weniger freut, dass gerade sein Fall nun durch alle Instanzen durchverhandelt werden muss, ist wahrscheinlich nachvollziehbar. Der hätte sicherlich am liebsten den Freispruch genommen, den wollte die Staatsanwaltschaft nur damals nicht akzeptieren.

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