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Warum ist Blomberg eigentlich die Nelkenstadt?

Seda Hagemann

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Neue Kampagne will das blumige Erbe Blomberg wieder in den Fokus rücken. - © Seda Hagemann
Neue Kampagne will das blumige Erbe Blomberg wieder in den Fokus rücken. (© Seda Hagemann)

Blomberg, oft „Blomberg de Bloeme“ genannt, trägt seine Geschichte als Blumenstadt nicht nur im Namen. Die Bedeutung der Nelke für Blomberg ist tief in der Geschichte der Stadt verwurzelt. Erst am Mittwoch hatte die LZ berichtet, dass es in Blomberg eine neue Kampagne geben soll, um die Nelken wieder deutlich sichtbarer in der Stadt zu machen - ein Wunsch von vielen Bürgern, wie Bürgermeister Christoph Dolle im LZ-Gespräch verriet. Aber warum hat die Nelke so eine wichtige Bedeutung für Blomberg? Die LZ hat sich auf Spurensuche begeben.

Bereits im 13. Jahrhundert gegründet, verdankt die Stadt ihren Namen wahrscheinlich Bernhard III. zur Lippe, der eine Blume im Wappen führte. Doch erst im 19. Jahrhundert erlangte Blomberg durch die Nelkenzucht von Christian Valentin Ulrich Freiherr von Ulmenstein Bekanntheit. Dieser wirkte als schaumburg-lippischer Drost (heute: Verwalter) mit Amtssitz auf der Burg Blomberg. Von Ulmenstein, der 1805 die Zucht als Hobby begann, konnte nicht ahnen, dass seine Leidenschaft für Nelken die Stadt prägen würde. Bis zu seinem Tod züchtete er etwa 40 Sorten. An der Stelle steht heute die Alte Meierei. Mehrere Stelen erinnern an die blumige Historie der Stadt.

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Der Stadtdiener Friedrich Vöchting, der 13 Jahre lang von Ulmensteins Mitarbeiter im Gärtnerbetrieb war und ihn bei der Nelkenzucht unterstützte, führte diese nach seinem Tod weiter und erweiterte sie. 1875 ging die Nelkenzucht dann an den aus Katlenburg stammenden Kunst- und Handelsgärtner Carl Gronemann, dem es gelang, die Nelkenzucht dank seiner Fachkenntnisse, seinem Fleiß und Organisationstalent im großen Stil auszubauen.

Durch Samenaustausch unter anderem mit England und Amerika erweiterte er das anfängliche Sortiment. Die Pflanzen und Samen - mittlerweile stolze 1700 Sorten - verkaufte er in alle Welt und schickte jährlich rund 8000 Verkaufskataloge in deutscher, englischer und französischer Sprache bis nach Russland, Japan und Amerika. So wurde Blomberg auch international als Nelkenstadt bekannt.

25.000 Pflanzen zur Hochzeit

Die Blütezeit der Nelkenzucht erreichte ihren Höhepunkt, als selbst Fürsten und Könige Blombergs Gärten besuchten und Nelkensorten für ihre Hofgärten bestellten. Gronemanns Erfolg spiegelte sich in hohen Auszeichnungen und dem Titel des Hoflieferanten wider. Insgesamt blühten alljährlich bis zu 25.000 Pflanzen, davon zirka 10.000 in Blumentöpfen zur Samengewinnung. Die restlichen Blumen blühten auf dem freien Land, heißt es in der Broschüre zur Geschichte der Nelkenzucht in Blomberg, die die Stadt herausgegeben hat.

Doch der Erste Weltkrieg brachte die Nelkenzucht zum Erliegen. Obwohl Gronemann den Betrieb nach dem Krieg wieder aufnahm, starb er 1933, ohne dass die Zucht ihre frühere Größe wiedererlangte. Seine Tochter hielt die Gärtnerei bis in die 1960er-Jahre am Leben, doch dann war die Ära der Blomberger Nelkenzucht vorüber.

Wer kennt den Nelkenblitz?

Heute sorgen Nelkenkönigin Sabine Gange, der Nelkenblitz vom Blomberg Marketing und der Nelkenweg dafür, dass die Erinnerung an die blühende Vergangenheit wach bleibt. Die „größte Nelke der Welt“, eine bei vielen Blombergern umstrittene Stahlskulptur, ziert den Stadteingang im Nelkenpark, ehemals Vattipark, und symbolisiert die Geschichte der Stadt.

Die Riesennelke steht im Vattipark, der bald Nelkenpark heißen soll

Nicht zu vergessen ist Hermann Vöchting, Sohn des Nelkenzüchters Friedrich Vöchting und bedeutender Botaniker, der Blombergs Ruf als Stadt der Wissenschaft festigte. Ihm zu Ehren trägt das örtliche Gymnasium bis heute seinen Namen.

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