Kölner Künstlerin Rike Hoppse will die Blomberger in ein Abenteuer locken

Blomberg. Gerade ist die Sonne über dem Marktplatz hinter den Wolken hervorgekommen und lässt Blombergs gute Stube gleich noch ein bisschen freundlicher wirken. Auf einer Bank nahe dem Alheyd-Brunnen sitzt eine schmale blonde Frau und schreibt eifrig in ihr Notizbuch. Immer wieder schaut sie auf und lässt den Blick schweifen, registriert die Passanten, wer auf welcher Bank sitzt, und erlebt das spielende kleine Mädchen am niedrigsten Brunnenbecken.

&bdquo;Mein Kopf ist ganz voll“, sagt die Künstlerin, die zwar aus Köln in die südostlippische Provinz gekommen, aber 1992 unter dem Namen Friederike Hoppe in Bielefeld geboren ist. Sie sind ihr also nicht fremd, die Menschen aus Ostwestfalen-Lippe. Naturgemäß ein eher zurückhaltender Menschenschlag, &bdquo;aber sehr, sehr entgegenkommend“, wie sie betont. Am Tag zuvor hatte die städtische Kulturbeauftragte Andrea Plat sie mit vielen wichtigen Protagonisten in Blomberg bekannt gemacht.

Ein Gefühl für die Stadt Wie berichtet, ist die Idee für dieses Projekt durch eine Zusammenarbeit zwischen dem Verein Wasserschloss Reelkirchen und der Stadt entstanden, und sie will es passgenau auf die Nelkenstadt zuschneiden. &bdquo;Für diesen Zuschnitt muss ich ein Gefühl für die Stadt bekommen“, erklärt Rike Hoppse. &bdquo;Dabei hilft es mir, wenn ich etwas über die Geschichte erfahre und die Treffpunkte dieser Kleinstadt kennenlerne.“ Wer hätte ihr da besser helfen können als Heimatforscherin &bdquo;Lörle“ Hannelore Budde, quasi das Blomberger Nachschlagewerk? &bdquo;Sie hat mir dreieinhalb Stunden etwas erzählt, das war wunderbar.“

Außerdem hat Andrea Plat mit ihr einige Blomberger Einzelhändler besucht, um das Kunstprojekt schon mal vorzustellen. &bdquo;Wir möchten ja, dass die Menschen an allen möglichen verschiedenen Orten über die Spielkarten gewissermaßen stolpern“, erläutert sie den Hintergrund. Denn ums Spielen geht es. &bdquo;Real Life Adventure“, das ist der Arbeitstitel. Es geht also um das Abenteuer Leben.

Von Lörle Budde hat sie unter anderem von dem Kiosk erfahren, der noch Mitte der Neunzigerjahre in der Blomberger Innenstadt ein wichtiger Anlaufpunkt für die Bewohner war, und den es plötzlich nicht mehr gab. Und dass die Eisdiele immer noch ein sehr wichtiger Treffpunkt ist, hat sie schon aus eigener Anschauung gelernt: &bdquo;Der Kellner kennt ja echt viele Gäste mit Namen“, sagt sie staunend. Sie hat aber auch gesehen, dass der eine oder andere Gast ganz für sich saß und allein das Eis löffelte.

Genau an diesem Punkt - allerdings nicht nur - setzt sie mit dem Spiel an. &bdquo;Was wäre denn, wenn auf einer Spielkarte steht: Lade einen Fremden zu einer Kugel Eis ein?“ Will sagen: Jemand greift so eine Spielkarte ab, wo sie ihm gerade in den Weg kommt, und lässt sich inspirieren, möglicherweise etwas Unerwartetes zu tun. Wer quatscht denn auch schon ein Fremden an?

Die Spielkarte ist der Schlüssel &bdquo;Dabei ist die Spielkarte so etwas wie ein Aufhänger, ein Schlüssel, der es den Teilnehmerinnen und Teilnehmern leichter machen soll, in Aktion zu treten. Mit der Karte in der Hand kann man ja gleich zeigen: Das ist ein Spiel.“ Dass die Menschen dabei möglicherweise eine innere Hürde überwinden müssen, ist ihr bewusst. &bdquo;Aber ich mache so was ja regelmäßig, und natürlich habe auch ich ein bisschen Hemmungen, weil ich mir da ja auch einen Korb einfangen kann. Was denken die Leute bloß? Aber: Ich überlege mir immer, was denn wohl das Schlimmste ist, was passieren könnte. Und dann ist es schon gar nicht mehr so schlimm.“

Sie selbst hat 2017 damit angefangen: &bdquo;Auf meiner eigenen Karte stand: Lerne Deine Nachbarn kennen.“ Sie habe einfach das Gefühl gehabt, immer - nicht nur virtuell - in einer bestimmten Blase, also in ihrer vertrauten Umgebung zu leben, ohne diese Blase jemals zu verlassen. Und so ist sie in ihrem Kölner Stadtviertel mit lauter Mehrfamilienhäusern losgezogen und hat Klinken geputzt. Sich vorgestellt und gesagt: &bdquo;Ich bin Ihre Nachbarin.“

Bei der Gelegenheit hat sie auch eine Telefonnummer von einem Nachbarn bekommen, der gesagt hatte: &bdquo;Ruf mich doch mal an, dann machen wir mal einen Spaziergang.“ Als sie dann mal einen richtig miesen Tag hatte, tat sie es. &bdquo;Da war er gerade am Rheinufer und hat sich mit anderen zum Grillen getroffen. Ich sollte auch kommen, das hab ich gemacht, und es wurde ein ganz toller Nachmittag, an dem ich viele neue Leute kennengelernt habe.“ Abenteuer Leben also.

Was also könnte die Blomberger inspirieren, sie vielleicht auch glücklich machen? Darüber wird sie jetzt ein Weilchen nachdenken, Spielkarten gestalten und sie am Freitag, 5. September, an einem Stand auf dem Blomberger Wochenmarkt, aber auch an vielen anderen Orten in der Stadt, präsentieren. &bdquo;Ich freue mich drauf.“

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