Genossenschaft sichert die Mitbestimmung im ehemaligen Britenviertel

Detmold. &bdquo;Wir möchten bezahlbaren Wohnraum schaffen und die Mieter und Genossen sollen mitreden und selbst entscheiden können", erklärt Bürgermeister Rainer Heller die Motivation der Stadt zur Gründung einer Wohnungsgenossenschaft zur Entwicklung der ehemaligen Britensiedlung im Bereich Immelmannstraße. Man erhoffe sich davon mehr Wohnqualität, eine bessere Nachbarschaft und weniger Fluktuation bei den Mietern.

Die Stadt hatte Ende April die 44 Gebäude von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) erworben. Diese sollen nun saniert werden. Ein Teil ist zudem für Flüchtlingsunterkünfte vorgesehen. Am 11. Juli hatte der Rat – mit Gegenstimmen der FDP und einer Gegenstimme und Enthaltungen der Grünen – die Gründung der Genossenschaft beschlossen.

Die Stadtverwaltung sieht sich nur als Organisator und wird die Grundstücke als ihren Genossenschaftsanteil einbringen. Die Gebäude soll die Genossenschaft der Stadt kreditfinanziert abkaufen. &bdquo;Ein Modell einer solch kleinen Genossenschaft gibt es bisher woanders noch nicht", sagt Heller. Üblicherweise rede man bei Genossenschaften über 500 bis 1000 Wohneinheiten. Hier geht es, wie erwähnt, um 44 Wohneinheiten mit jeweils 85 bis 95 Quadratmetern Wohnfläche.

&bdquo;Die Kalkulation dafür steht", sagt der Bürgermeister. &bdquo;Nun sind noch einige notarielle Dinge zu regeln." Die Eintragung der Genossenschaft dauere in der Regel bis zu sechs Monate. Am 26. Juli hat der Vorstand der künftigen &bdquo;Kommunalen Wohnungsgenossenschaft Britensiedlung eG" getagt. Dieser besteht derzeit aus Vertretern der drei Gründungsmitglieder Stadt Detmold, Stadtentwicklungsgesellschaft und Pyramis – einer Immobilien-Entwicklungs-GmbH, die die Stadt als Beratung für die Auseinandersetzungen mit der BImA wegen der großen Mehrfamilienhäuser rund um die Adenauerstraße engagiert hatte. &bdquo;Aus dem Beratungsauftrag ist dann ein Genosse geworden", erklärt Rainer Heller.

&bdquo;Wir sind jetzt in der Ideenfindungsphase", sagt Michael Kirchner von Pyramis Immobilienentwicklungs-GmbH. &bdquo;Es müssen ein Sanierungs- und Nutzungskonzept erarbeitet und Handwerker beauftragt werden." Man rechnet mit 60-90.000 Euro Investitionsbedarf pro Gebäude. Das Geld soll die Genossenschaft über Kredite (Sicherheit: die Grundstücke) bereitstellen. Kirchner: &bdquo;Im Frühjahr könnten die Bauarbeiten beginnen und im Herbst 2020 die ersten Genossen einziehen." Im Herbst 2021 sollen alle Wohneinheiten renoviert sein. Künftige Mieter müssen für 500 Euro jeweils einen Genossenschaftsanteil erwerben.

Heller: &bdquo;Man kann es als eine Art Kaution sehen." Eine &bdquo;Kaution", die dem Mieter über sein Stimmrecht in der Generalversammlung – die auch den Vorstand und den Aufsichtsrat wählt – weitreichende Rechte bietet: &bdquo;Er kann nicht gekündigt und nicht rausgedrängt werden und über seine Miete selbst mitbestimmen", sagt Heller. Die Generalversammlung entscheide auch über die Verwendung möglicher Überschüsse. Heller: &bdquo;Ich muss mir also kein Haus kaufen, habe aber trotzdem quasi eigentumsähnliche Verhältnisse."

Ein Bewerberbogen für künftige Genossen werde gerade entwickelt, berichtet Kirchner. &bdquo;Es wird eine Homepage geben, auf der man sich eintragen kann." Wichtig ist allen Beteiligten, dass die Satzung der Genossenschaft so angelegt ist, dass sie sich nicht als Spekulationsobjekt eignet. &bdquo;Gewinne soll dabei keiner machen", sagt Heller. &bdquo;Bei den Mieten werden wir uns mit 6,30 Euro am unteren Rand des Detmolder Mietspiegels bewegen."

Sozialen Wohnungsbau bedeute das allerdings nicht, denn für den fordere das Sozialgesetzbuch inzwischen Barrierefreiheit, die sich in den Gebäuden nicht einfach realisieren lasse. Insgesamt sei finanzielle Risiko für die Stadt überschaubar. &bdquo;Deshalb glauben wir, dass das Modell Schule machen wird", sagt Heller, &bdquo;wenn es nicht um Rendite, sondern um gute Stadtentwicklung geht."

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