Millionenprojekte für Detmolds Digitalisierung

Detmold. Detmold digital – aber: Wohin geht die Reise, ist das Ziel sinnvoll, und kommt auch jeder mit? Derlei Fragen haben den Haupt- und Finanzausschuss beschäftigt, als es darum ging, wie sich die Stadt für die Zukunft aufstellen will. Smart Cities, Digitalpakt und der Medienentwicklungsplan sind Schlagworte, die das Leben in der Stadt verbessern sollen. Aber für die Grünen fragte Walter Neuling: &bdquo;Brauchen wir das alles? Und was ist unser gesellschaftlicher Auftrag?"

Neuling stellte seinen kritisch-nachdenklichen Bemerkungen den Beratungen über die Digitalisierung in Detmold voran. Klar ist in jedem Fall: Corona hat vieles beschleunigt. Wo noch vor ein paar Monaten Videokonferenzen oder Homeoffice und Homeschooling gescheut wurden, gehören sie inzwischen zum Alltag. Dabei werden aber nicht nur die Potenziale, sondern auch die Schwachstellen deutlich – zum Beispiel, um wie viel besser private Haushalte gegenüber den meisten Schulen mit digitaler Technik wie Laptops oder Tablets und schnellem Netz ausgestattet sind. Andererseits gilt das nicht für alle Familien, weswegen Bürgermeister Rainer Heller verdeutlichte: Es komme auch sehr darauf an, dass man alle Menschen mitnehme, die eine solche Technik nicht im Privathaushalt vorhalten würden. Außerdem komme es zu 50 Prozent auf die Technik, zu 50 Prozent auf pädagogische Konzepte – und nochmals zu 50 Prozent auf die Netzqualität an. Denn die ist nicht überall gleichwertig vorhanden.

Detmold als Kulturstadt, darauf wies für die FDP Thomas Trappmann hin, habe ebenfalls in Corona-Zeiten gezeigt, welche Potenziale im Digitalen liegen. Viele Künstler hätten Social Media und andere Kanäle genutzt, um die Resultate ihrer Kreativität zu publizieren, wo es derzeit ja Möglichkeiten auf Bühnen gebe. Auch das zeige, wie wichtig das Thema für die Stadt auf einer anderen Ebene sei und welche Chancen es gebe. So könnten auch viele Menschen für Kultur ins Boot geholt werden, die zum Beispiel für gewöhnlich keine Konzerte oder Theateraufführungen besuchen. Im Bereich der Kultur zeigt sich aber wiederum eine massive Schwachststelle des Digitalen, die es noch auszuloten gilt, denn: Corona sorgt auch für eine weitere Plünderung von kreativen leistungen im Internet. Denn Unterhaltung liefern die Detmolder Künstler zwar schon per Streaming, aber Geld bekommen sie aktuell nicht dafür – was ungefähr so ist, als würde ein Bäcker seine Brötchen und Brote kostenlos verteilen oder ein Maurer freiwillig ohne Geld arbeiten.

Digitalpakt Gefördert wird der Aufbau oder die Verbesserung der digitalen Vernetzung in Schulden, Serverlösungen, schulisches WLAN, der Aufbau und die Weiterentwicklung digitaler Lehr-Lern-Infrastrukturen, digitale Arbeitsgeräte und – bis zu 20 Prozent des Gesamtinvestitionsvolumens oder maximal 25.000 Euro je Schule – schulgebundene mobile Endgeräte. Laufende Ausgaben der Verwaltung (Personalkosten, Sachkosten) sowie Kosten für Betrieb, Wartung und IT-Support der geförderten Infrastrukturen sind nicht förderfähig. Der Ausschuss hat beschlossen, dass sich die Stadt Detmold beteiligen soll. Für die Jahre 2019 bis 2023 gibt es einen Förderbetrag von 2,9 Millionen Euro. Der Eigenanteil beträgt 323.560 Euro. Voraussetzung für die Beantragung von Mitteln aus dem Digitalpakt NRW ist das Vorliegen eines technisch-pädagogischen Einsatzkonzeptes. Die allgemeinbildenden Detmolder Schulen wurden in den Planungsprozess intensiv eingebunden, heißt es von der Verwaltung.

Medienentwicklungsplan Nach Ablauf des Medienentwicklungsplanes II (2015-2019) hat die Verwaltung für die Jahre 2020 und danach einen neuen Medienentwicklungsplan erstellt. Dieser umfasst zunächst die Ausrichtung der Medienentwicklungsplanung, trifft Aussagen für einen verbindlichen Austausch zwischen Schulen und Schulträger, definiert generelle Regelungen und Standards zur Ausstattung der Schulen mit Medientechnik und enthält die Rahmenbedingungen für das Betriebs-, Wartungs- und Supportkonzept. Medienentwicklungsplanung ist ein kontinuierlicher Prozess, der einer Fortschreibung bedarf. Dieser Prozess wird nach allgemeiner Erwartung immer kürzere Laufzeiten umfassen: Aufgrund der rasanten Produktneuentwicklungen und der Schnelllebigkeit der Produkte im Bereich von Hardware und Software für den schulischen Einsatz soll auf die Erstellung eines mehrjährigen Medienentwicklungsplanes verzichtet werden.

Smart Cities Die Stadt will sich in Kenntnis des geforderten Eigenanteils von maximal 425.915 Euro als &bdquo;Modellprojekt Smart Cities: Stadtentwicklung und Digitalisierung" jetzt für die zweite Förderrunde bewerben und den Betrag bereitstellen. Im Wesentlichen geht es bei den Smart Cities für die Stadt dabei um das Fördern von Projekten im künftigen Kreativquartier im Umfeld des früheren Briten-Areals sowie den Kreativ-Campus – beide Projekte sind auch für die &bdquo;Regionale" zur Förderung eingereicht – ein weiterer Fördertopf zur Stärkung der Regionen in NRW. Allein aus Geldern für das Projekt der Smart Cities, schilderte Kämmerer Frank Hilker, könne die Stadt ein Künstlerhaus im früheren Medical Center bauen. Das ist zwar alles noch nicht in trockenen Tüchern – und im Haupt- und Finanzausschuss gab es auch kritische Stimmen zum Künstlerhaus. Aber es gibt auch diverse andere Projekte: Unter dem Motto &bdquo;Gemeinwohl und Netzwerkstadt / Stadtnetzwerk" hat Detmold den Fokus &bdquo;Kultur und Kreativität als Gemeinwohl in Verbindung mit Digitalisierung" in dem Antrag herausgearbeitet. Damit will Detmold als Kulturstadt zum bundesweiten Vorbild werden.

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