Neue Skateanlage in Detmold: Skeptiker bremsen Euphorie

Detmold. Kämmerer Frank Hilker kommt aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus. Da möchte ein Sponsor aus den USA mehr als eine Million Euro für eine neue Skateanlage am Schulzentrum Mitte investieren – und statt grenzenloser Freude schlägt dem SPD-Bürgermeisterkandidaten im Ausschuss für Schule und Sport die geballte Skepsis der Ratsmitglieder entgegen. Es kommt daher an diesem Abend nicht zur Abstimmung. Eine Entscheidung soll erst nächsten Donnerstag im Rat fallen.

&bdquo;Wenn ich als Sponsor hier sitzen würde, hätte ich schon keine Lust mehr", sagt Frank Hilker und wirkt dabei leicht abgekämpft. Genau 1,2 Millionen Euro will ein gebürtiger Detmolder, der in den USA lebt und anonym bleiben möchte, an die Stadt als Sachspende für den Neubau und die bauliche Erweiterung der Skateanlage am Schulzentrum Mitte übergeben, dazu müsse eigentlich nur ein passender Sponsoringvertrag ausgearbeitet werden, schon könnten die entsprechenden Planungen beginnen. Für die Stadt ist der potenzielle Vertragspartner kein unbekannter, derselbe Sponsor hatte schon im Jahr 2016 eine stolze Summe für die neu gebaute &bdquo;Calisthenicsanlage" direkt neben der momentan eher beschaulichen Skateanlage investiert.

Was ist mit den Folgekosten? Die Skepsis, die aus verschiedene Fraktionen – CDU, Freie Wähler und Grüne – zu vernehmen ist, richtet sich daher weder gegen den edlen Spender noch gegen die Sache an sich, betont Udo Wedel (CDU) an diesem Abend mehrfach. &bdquo;Wir müssen uns aber im Klaren darüber sein, was mit den Folgekosten ist", sagt Wedel. Die dem Ausschuss vorliegende Liste mit Kostenschätzungen – vom Trinkbrunnen über einen angrenzenden Kletterfelsen bis hin zur Imprägnierung der Betonflächen – sei rein inhaltlich zu wenig. Zumal der Sponsor von der Stadt als Voraussetzung unter anderem verlangt, eine öffentliche Toilettenanlage sowie einen eigenverantwortlich betriebenen Sportkiosk zu errichten. &bdquo;Wie soll das laufen und welche Kosten kommen da noch auf uns zu?", fragt Udo Wedel im Ausschuss. Die CDU-Fraktion könne erst über das Angebot abstimmen, wenn die Stadt entsprechende Zahlen vorlege.

Ganz so einfach ist das laut Frank Hilker nicht, schließlich gebe es tausend Szenarien und Möglichkeiten, die sich die Stadt nicht unüberlegt aus dem Ärmel schütteln könne. Schlichtend und dabei erklärend greift noch Ulrich Dubbert von der Stabstelle Sportentwicklungsplanung ein. &bdquo;Es geht hier in erster Linie darum, mit einem Beschluss den Startschuss zu geben, damit wir tiefer in die Planungen einstiegen können", sagt Dubbert. Schließlich müsse auch das pädagogische Konzept mitbedacht werden, da die Anlage langfristig in das Bewegungs- und Begegnungszentrum passen müsse.

Die ausgebliebene Euphorie gründet laut Dirk Brinkschmidt (Grüne) auch darauf, dass es sich beim Geldgeber eben nicht um einen Spender, sondern um einen Sponsor handelt. &bdquo;Er erwartet dafür ja auch klare Gegenleistungen", sagt Brinkschmidt. Zum Beispiel behalte sich der anonyme Sponsor vor, die Anlage an sechs Tagen im Jahr selbst zu nutzen. &bdquo;Er ist selbst in der Szene aktiv und könnte sich auch vorstellen, überregionale Wettkämpfe hier auszutragen", erklärt Ulrich Dubbert. Die Klausel sei darüber hinaus schon Bestandteil des letzten Sponsoringvertrages gewesen. Dubbert: &bdquo;Bisher hat er die Anlage noch kein Mal für seine Zwecke benutzt."Mehrere Einordnungsversuche können die Bedenken einiger nicht zerstreuen. &bdquo;Man sollte nicht die Augen zumachen, nur weil man was geschenkt bekommt", sagt Gabriele Schneider, sachkundige Bürgerin für die Freien Wähler. Ob die Stadt bis zur Ratssitzung nächste Woche alle offenen Fragen zufriedenstellend beantworten kann, wird sich zeigen. Dann soll zumindest endgültig abgestimmt werden.

"Skater schauen in die Röhre" Ein Kommentar von Till Sadlowski

Die Stadt sollte das Angebot des Sponsors annehmen. In seiner jetzigen Größe ist die Skateanlage zu klein und schwankt zu sehr im Schwierigkeitsgrad. Die Rampen werden nicht selten von fahrradfahrenden Kindern belegt, denen häufig die Umsicht fehlt, auf andere Sportler zu achten. Fahrräder sind laut Beschilderung übrigens verboten – die Skater nehmen es hin und schauen in die Röhre. Die vorgeschlagene Strecke neben der neuen Anlage könnte hier Abhilfe schaffen. Die Zweifel der Politiker verwundern. Beim Bau der Calisthenicsanlage gab es keine Bedenken – obwohl es sich um denselben Sponsor handelte. Außerdem: Überregionale Wettkämpfe wie vom Gönner angedacht, könnten Detmolds urbane Kultur sogar bereichern.

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