Das große Rechnen in Detmold hat begonnen

Detmold. Die Bürgermeisterwahl ist entschieden, die Stadtratswahl noch nicht. Nachdem im Wahlbezirk 2 Innenstadt/Nord ein FDP-Direktkandidat verstorben war, konnten die Wahlberechtigten aus diesem Gebiet nicht für das Parlament abstimmen. Klar ist: Die Grünen befinden sich auch in der lippischen Residenzstadt im Aufwind, während die SPD zwar weiterhin den Bürgermeister stellt, aber ansonsten den größten Verlust eingefahren hat.

SPD Momentan stehen die Sozialdemokraten bei 32,92 Prozent (2014: 41,7 Prozent). &bdquo;Wir sind vom landesweiten Trend nicht verschont geblieben – auch wenn wir gehofft hatten, dass die Verluste in Detmold nicht so groß ausfallen", sagte der scheidende Fraktionschef Harald Matz gestern. &bdquo;Allerdings haben wir 15 Direktmandate geholt, dabei sind wir gar nicht mal so schlecht." Bei der Nachwahl könne ein weiteres hinzu kommen, so dass es auf zwei bis drei weniger Sitze im Stadtrat hinaus laufen könnte. Damit hielte die SPD 16 oder 17 Sitze und wäre immer noch stärkste Fraktion im Stadtrat.

CDU Die zweitgrößte Kraft bleibt die CDU, die momentan bei 26,15 Prozent steht (2014: 28 Prozent). &bdquo;Wir haben geringfügig verloren", kommentiert Fraktionschef Jörg Thelaner , der den Grund dafür vor allem bei den erstarkten Grünen sieht, die es den Christdemokraten durch ihre gute Kommunalpolitik und ihre Art des Wahlprogramms etwas schwerer gemacht hätten. Außerdem sei die Sogwirkung, die sich die CDU durch Jörg Thelaner als Bürgermeisterkandidaten erhofft hatte, ausgeblieben. Ziel sei es gewesen, die bisherigen 13 Sitze zu halten. Nun sehe es so aus, als würden es weniger werden.

Bündnis 90/Die Grünen &bdquo;Sehr zufrieden" ist hingegen Walter Neuling, Fraktionschef von Bündnis 90/Die Grünen, mit den 18,84 Prozent (2014: 11,9 Prozent), die seine Partei nach dem vorläufigen Stand bekommen hat. &bdquo;Durch unsere Themen haben sich offenbar viele Leute begeistern lassen", erklärte er. Es scheine so, als könnten die Grünen im Stadtrat von sechs auf acht Sitze kommen – aber es gebe noch viele Unwägbarkeiten. So könne es theoretisch durch Überhang- und Ausgleichsmandate auch zu einer Aufstockung der bislang insgesamt 46 Sitze kommen. Das werde die Nachwahl im Wahlbezirk 2 zeigen.

Zusammenarbeit Da die großen Parteien zusammengerückt seien und der Vorsprung der SPD nicht mehr so gigantisch sei, rechnen sich die Grünen laut Walter Neuling bessere Chancen für ihre Themen aus. Gute Erfahrungen habe man mit wechselnden Mehrheiten gemacht – was übrigens auch SPD und CDU bestätigen. Eine Koalition oder Kooperation wird momentan offenbar nicht angestrebt. Die CDU wäre generell aber gesprächsbereit.

AfD, Die Partei und Aufbruch C Weitere Veränderungen zeichnen sich bei den kleineren Parteien ab. Demnach könnten nach dem jetzigen Stand die AfD (4,57 Prozent) sowie Die Partei (2,75 Prozent), für die Steffen Stelzer als Bürgermeisterkandidat angetreten war, neu in den Stadtrat einziehen. Aufbruch C (3,79 Prozent; 2014: 3,0 Prozent) rechnet nach Angaben von Jens Köhler damit, dass die Partei statt eines Einzelratsmitglieds künftig zwei Ratsmitglieder stellt und damit Fraktionsstatus erreicht. &bdquo;Damit wären unser Einfluss und unsere Bedeutung größer", sagte Köhler.

FDP Die Liberalen sind mit ihrem Ergebnis (4,57 Prozent; 2014: 3,8 Prozent) zufrieden. &bdquo;Ich hatte erwartet, dass wir mindestens das Niveau von 2014 erreichen und vielleicht etwas zulegen", berichtete Fraktionschef Thomas Trappmann. Er gehe momentan von zwei Sitzen und dem Fraktionsstatus aus. Für den Wahlbezirk 2 Innenstadt/Nord sei bereits eine Ersatzkandidatin gefunden, die Unterlagen seien bei der Stadt eingereicht. Wünschenswert sei sicherlich, dass die Nachwahl zusammen mit der Stichwahl am 27. September stattfinde. Zuvor sind aber einige Formalien zu erfüllen, weshalb das genaue Datum noch nicht feststeht.

Die Linke und Freie Wähler &bdquo;Das Ergebnis ist enttäuschend. Wir hatten so nicht damit gerechnet", sagte Evelin Menne . Mit 2,86 Prozent (2014: 4,5 Prozent) sehe es momentan so aus als würde die Partei nur einen Sitz im Stadtrat belegen und ihren Fraktionsstatus damit verlieren. Damit verbunden seien Rechte und Möglichkeiten, die ebenfalls verloren gingen. &bdquo;Wir wären nicht mehr in den Ausschüssen vertreten, hätten kein Büro mehr, unsere Arbeit an Themen würde schwieriger werden", so Menne weiter. Deshalb wolle die Partei jetzt noch einmal Gas geben, um doch noch die erforderlichen Stimmen zu holen. Erich Lippert von den Freien Wählern zeigte sich von den 2,59 Prozent (2014: 5,3 Prozent) frustriert: &bdquo;Es ist schon eine ziemliche Enttäuschung, wenn man rechts von der AfD überholt wird und auf der anderen Seite von der ,Partei". Stand jetzt komme der Verein wohl auf einen Sitz, bei weiteren Verschiebungen in der Nachwahl könne es eng werden. Lippert: &bdquo;Wir müssen sehen, wie es weitergeht."

Detmolder Alternative Die Detmolder Alternative ist von 1,9 Prozent im Jahr 2014 auf aktuell 0,93 Prozent gefallen. &bdquo;Wir sind enttäuscht", sagte Jürgen Keller. Als Die Linke in den Stadtrat eingezogen sei, habe seine Partei bereits ein Drittel der Stimmen verloren, jetzt sei es noch einmal ein Drittel gewesen. Der Einzelratsherr bangt nun darum, überhaupt weiterhin dabei zu sein.

Integrationsrat In Detmold ist am Sonntag zum ersten Mal ein Integrationsrat gewählt worden. Die Wahlbeteiligung lag bei 7,62 Prozent. Für die Gruppe die &bdquo;Internationale Liste Integrationsrat" zogen Nihat Köse , Peter Dück und Adem Dere in das Gremium ein. Für FKG ist Mohammed Hussein vertreten, für &bdquo;Freundschaft-Integrationsrat" Peter Schmidt. An Einzelbewerbern sind Maria Harmann , Khalil Naffissa , Michael Thiele und Nilufar Kayumova und Michael Wiersing dabei. Es wurden zehn Sitze vergeben.

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