Farbanschlag auf Herzberg-Stolpersteine

Detmold. Lange hat es gedauert, bis in der Detmolder Fußgängerzone Stolpersteine zum Gedenken an die Familie Herzberg, die durch Nationalsozialisten aus ihrer Heimat verschleppt und ermordet wurde, verlegt wurden. Nur vier Monate später ist das Gedenken besudelt worden – und das kurz vor dem historisch bedeutsamen 9. November. Rote Farbe ist am Wochenende auf die Steine in der Karlstraße geschüttet worden. Und das ist nicht der einzige Grund, aus dem jetzt der Staatsschutz ermittelt.

Noch am Freitag waren die Gedenktafeln in gutem Zustand. Schüler des Stadtgymnasiums hatten ihre Aufgabe wahrgenommen und dafür gesorgt, dass die Messingsteine frei von Grünspan, Dreck & Co. sind. Am Sonntagmittag dann der überraschende Fund: Mitglieder der Gemeinschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit entdeckten die Farbe sowie einen Aufkleber an einer sich direkt über dem Mahnmal befindenden Schaufensterscheibe. Sie informierten die Polizei.&bdquo;Das erschüttert mich und macht mich traurig", kommentierte Carsten Paul, Schulleiter des Stadtgymnasiums den Farbanschlag auf LZ-Nachfrage. &bdquo;Wenn wir im Unterricht beim Thema Nazideutschland ankommen, fragen wir immer, wer Familienmitglieder durch den von den Nazis angezettelten Krieg verloren hat. Da hebt jeder die Hand. Wollen wir das wirklich nochmal haben?"

Aufkleber mit Hakenkreuz in der Nähe Die Polizeibeamten vor Ort machten zunächst Fotos, sowohl von den besudelten Stolpersteinen, als auch von dem Aufkleber. Dieser zeigt vier Zeichnungen historischer Personen – darunter Paul von Hindenburg und Adolf Hitler – sowie ein Hakenkreuz. Einen solchen Aufkleber hatten Mitglieder der Gemeinschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit bereits vor einigen Wochen in Detmold entdeckt. Er klebte an einer Informationstafel am Baudenkmal Mikwe in der Freiligrathstraße. Bereits vor zwei Wochen sei der Staatsschutz darüber informiert worden. Die Pressestelle der Polizei Bielefeld mochte am Montag nur bestätigen, dass wegen der beschmierten Stolpersteine eine Strafanzeige vorliege und der Staatsschutz ermittele.

Zu den Hintergründen der Farbschmiererei in der Karlstraße und dazu, ob ein möglicher Tatzusammenhang mit dem zuvor gemeldeten Aufkleber besteht, konnte die Polizei vor Ort nichts sagen. Auch, ob in Richtung der Querdenker-Demo, bei der sich am Samstag in Detmold rund 100 Menschen versammelten ermittelt werden wird, sei unklar. Laut Polizei sei ein Zusammenhang nur möglich gewesen, wenn sich lange nach der Demonstration in der Nacht die Täter dorthin begeben hätten. Der einzige weitere Detmolder Stolperstein in der Hubertusstraße wies am Sonntag keine Spuren von Vandalismus auf.

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