3D-Modell von Detmold soll Verbesserungen für Handel, Planung und Tourismus bringen

Detmold. Smart, 3D und historisch – das ist ein Pilotprojekt in Nordrhein-Westfalen mit der Idee, Stadtentwicklung und Stadtmarketing digital gestützt abzubilden, historische Stadt-und Ortskerne virtuell erlebbar zu machen, die Gesellschaft einzubinden und interkommunale Kooperation zu fördern. Detmold will mit anderen Kommunen mitmachen und von den Förderung profitieren.

In einem Vortrag der complan Kommunalberatung, die das Projekt für die Arbeitsgemeinschaft Historische Stadt- und Ortskerne umsetzt, hörten die Detmolder Kommunalpolitiker im Fachausschuss für Stadtentwicklung, worum es im Detail gehen soll. Zudem gibt es eine umfangreiche Projektskizze. In der Praxis bedeutet ein solches 3D-Stadtmodell zum Beispiel, dass Einwohner und Touristen virtuell über Detmold fliegen, sich durch die Straßen bewegen und neue Ecken in der Stadt entdecken können, wodurch die Attraktivität der Stadt steigen soll. Architekturmodelle könnten unkompliziert in das 3D-Stadtmodell eingefügt und Bestandsgebäude ausgeblendet werden, was Planungsentscheidungen und andere Prozesse vereinfachen soll.

Handel und Gastronomie müssen digitaler werden Dem lokalen Einzelhandel und der Gastronomie fehle außerdem oft ein digitaler Auftritt, der aber inzwischen essenziell sei. Verbraucher recherchierten online und entschieden sich bereits zu Hause für das passende Geschäft/ Restaurant. Perspektivisch denkbar wäre, dass Tische in Restaurants direkt im 360-Grad-Rundgang buchbar sind oder Anfragen an ein Ladenlokal dort direkt ausgelöst werden können. Außerdem könnten mit einem 360-Grad-Rundgang Kunden die Räume eines Unternehmens auf Google Maps nicht nur rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr virtuell betreten, sondern sich auch eigenständig darin bewegen und für sich entdecken.

Historie und Moderne verknüpfen Derlei Dinge funktionieren in vielen anderen Städten und europäischen Nachbarländern schon sehr gut – Detmold hatte sich allerdings dagegen entscheiden, seine Straßen für Google Maps fotografieren zu lassen, weswegen die Vernetzung solcher Möglichkeiten in der Residenz nicht so effektvoll und praktisch wäre wie anderswo. Bei Stichworten wie Google und Microsoft zuckten folglich einige Kommunalpolitiker im Fachausschuss zusammen. Schließlich hatte man sich in der Vergangenheit auf politischem Parkett gegen das Eingemeinden in Map-Systeme gewehrt. Nachfragen hierzu gab es von Bündnis 90/Die Grünen. Von complan wusste Referentin Caroline Uhlig zu beruhigen: Vor derlei Datenkraken müsse man hier keine Furcht haben. Weiter werde natürlich auf alle Belange des Datenschutzes großes Augenmerk gerichtet. Für die SPD stellte jedenfalls Klaus Brand heraus: &bdquo;Es ist toll, wie hier historische Themen mit der Moderne verknüpft werden."

Andere Städte können profitieren Die Pilotstädte, die das Projekt gemeinsam weiterentwickeln, sind Minden, Lemgo, Brakel, Rheda-Wiedenbrück, Rietberg und Detmold. Die Ergebnisse sollen später auf andere Städte und Gemeinden übertragbar sein. Mit im Boot sind auch das Land und die Arbeitsgemeinschaft Historische Stadt- und Ortskerne. 980.000 Euro wird alles kosten. 200.000 Euro müssten die sechs Pilotstädte selbst bezahlen – und Detmold davon entsprechend nur ein Sechstel: 32.666,67 Euro sofort und 12.666,67 Euro später für die Folgekosten. Das Vorhaben wird als ein Regionale-Projekt verfolgt. Detmold hat für alle anderen teilnehmenden Kommunen den Förderantrag gestellt.

Das 3D-Modell, das von der Region Ostwestfalen-Lippe entstehen soll, zoome gemäß der Projektidee auf die Maßstabsebene der sechs historischen Stadtkernen, die in Gänze des historischen Stadtgrundrisses digital erfasst werden. Einzelgebäude, Straßenzüge, öffentliche Plätze und Grünflächen werden mit verschiedenen vermessungstechnischen Verfahren aufgenommen. Jede Stadt hat Schwerpunkte. Für Detmold ist dabei das Thema &bdquo;Wohnen in der historischen Innenstadt" wesentliches Anliegen. Bereits in einem Pilotprojekt wurden Lösungen gefunden, wie das Wohnen dauerhaft gefördert werden kann. Diese Beispiele sollen in das 3D-Modell mit aufgenommen werden und weitere Informationen auch aus dem Bereich Mobilität, die für den Wohnstandort Innenstadt von Relevanz sind, Investoren Impulse geben. Dabei sollen auch Räume von innen erlebbar gemacht werden.

59 Gemeinden profitieren von Erfahrungen Hervorgegangen ist die Idee aus dem Projekt &bdquo;L(i)ebe deine Stadt!", das bereits im Jahr 2018 durch die Regionalgruppe Ostwestfalen-Lippe angestoßen worden ist. 3D-Stadtmodelle für historische Stadt-und Ortskerne in OWL werden als ein lernendes, zukunftsfähiges Instrument der integrierten, bestandsorientierten Stadtentwicklung in historischen Kernen, zur Förderung des fachlichen Austausches bewertet. Sie würden die Möglichkeit bieten, Angebote für externe Plattformen und Daten einzuspeisen und zu verbinden.

Klingt alles etwas kryptisch, doch der Nutzen wird von den Projektmachern hoch eingestuft. Insgesamt 59 Gemeinden haben sich zur Arbeitsgemeinschaft Historische Stadt-und Ortskerne in NRW zusammengeschlossen und wollen ihr kulturelles Erbe sorgsam erhalten und behutsam entwickeln. Es gibt sechs Regionalgruppen. Die Geschäftsstelle der Arbeitsgemeinschaft befindet sich seit März 2019 in Lemgo. Ostwestfalen ist die größte Regionalgruppe. Zu ihr gehören die Städte Minden, Bad Salzuflen, Lemgo, Detmold, Horn-Bad Meinberg, Blomberg, Lügde, Schieder-Schwalenberg, Nieheim, Höxter, Brakel und Warburg.

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