Schausteller-Bilanz zur Andreasmesse: "Weniger ist besser als gar nichts"

Detmold. Auf den ersten Blick: Business als usual. Eine normale Kirmes mit Liebesäpfeln, Eierpunsch und gebrannten Mandeln, Kinderkarussell, Autoscooter und virtueller Reise ins Weltall. Auf den zweiten Blick sah man die Masken vor den Gesichtern und die kleinen bunten Bändchen ums Armgelenk der Leute. Die Andreasmesse lief unter den Auflagen der Pandemie-Abwehrstrategie.

Großer Besucherandrang herrschte am Sonntag in der Stadt. Viele hatten sich an die Maskenpflicht auf dem Kirmesgelände am Kronenplatz so gewöhnt, dass sie den Mund-Nasen-Schutz auch auf der 500-Meter-Laufstrecke bis zum Landestheater trugen. Mindestens unter dem Kinn.

Die Schausteller machten am letzten Kirmestag den Eindruck zufriedener Bescheidenheit. Marvin Vespermann, an dessen Bude man Preise durch Balltreffer in Töpfchen gewinnen konnte, urteilte: &bdquo;Alles in Ordnung." Dennoch schätzte er den Umsatz-Rückgang auf rund ein Drittel. Warum? &bdquo;Die Leute kommen unter den gegebenen Umständen nicht in voller Zahlenstärke raus."

Die Corona-Auflagen werden ohne zu murren akzeptiert, berichtete Jan Geisdecker, der die Gäste auf dem Kronenplatz ebenfalls mit Ballwürfen unterhielt. Er habe zwei Besucher wegschicken müssen, die kein Bändchen trugen. Sie seien aber mit Bändchen ums Handgelenk zurückgekehrt. Andreas Thiessen berichtete als Einsatzleiter am Kronenplatz, dass sich die neue Normalität mit Maske und Bändchen über Donnerstag und Freitag eingespielt habe.

Ein Drittel Einbußen

Seit 44 Jahren dabei sind Elke und Willi Dietrich. Bei ihnen gibts gebrannte Mandeln. Einbußen durch Corona? &bdquo;Ein Drittel", schätzte das Ehepaar. Aber das sei nicht das Hauptaugenmerk. &bdquo;Die Andreasmesse ist bei uns Tradition", berichtete Elke Dietrich. Sie komme unter allen Umständen, denn schließlich sei sie einst sogar auf dem Kronenplatz geboren. Wie das? &bdquo;Im Wohnwagen", berichtete sie.

Marius Roll, Presse-Referent des Bürgermeisters mit direktem Kontakt zum Marktmeister und den Kirmes-Organisatoren, zeigt sich nach der Messe erfreut und erleichtert zugleich. Sie sei insgesamt zufriedenstellend gelaufen, auch wenn die Anbieter Umsatzeinbußen wegstecken mussten. &bdquo;Wir haben den Spagat zwischen Kirmesspaß und Sicherheitsauflagen geschafft", urteilte er. Masken tragen, Bändchen umlegen: Das habe sich über den Donnerstag gut eingespielt. &bdquo;So konnten wir den Besuchern der Andreasmesse ein Stück Normalität bieten." Die Zustimmung zu den Auflagen sei groß und schätzungsweise dreiviertel der Gäste von sich aus überzeugt gewesen. &bdquo;Spätestens am Freitag wussten alle, wie der Hase läuft, und haben das Beste daraus gemacht."

Genau diesen Eindruck bestätigten Betreiber der Buden und Fahrgeschäfte mehrheitlich. Selbst das Ehepaar Elke und Willi Dietrich, das schon viele sehr gut verlaufene Messen erlebt hat und den Unterschied zu einer Veranstaltung unter Corona-Auflagen intensiv wahrnimmt, sagte: &bdquo;Weniger ist besser als gar nichts."

Die Polizei sprach noch am Freitag von einer &bdquo;außergewöhnlich ruhigen" Andreasmesse, letztendlich hatten die Beamten zwei nennenswerten Einsätze zu verzeichnen. Nach einem Randalierer am Mittwoch, der ein Polizeiauto am Kronenplatz bespuckte, wurde die Polizei am frühen Samstagabend gegen 17.47 Uhr erneut auf den Kronenplatz gerufen. Dort ging laut Polizeibericht ein volltrunkener Mann die Rettungskräfte an.

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