10.909 Einsätze für den Rettungsdienst der Detmolder Feuerwehr

Detmold . Der Rettungsdienst hat derzeit Nachwuchssorgen. In vier Jahren sollen in jedem Rettungsfahrzeug jeweils ein Notfallsanitäter und ein Rettungssanitäter sitzen. Ersterer hat bei Einsätzen den Hut auf. Seine Berufsausbildung gibt es in Deutschland seit 2014. Sie ersetzt die bisherige Ausbildung zum Rettungsassistenten und dauert drei Jahre. Rettungssanitäter sind hingegen in drei Monaten ausgebildet.

Ob das Soll 2026 erfüllt werden kann, daran macht Jens Kölker, Sachgebietsleiter Rettungsdienst der Feuerwehr Detmold ein großes Fragezeichen. An zu wenigen Bewerbern liegt es schon mal nicht. &bdquo;Wir hatten bei der Feuerwehr im vergangenen Jahr 172 Bewerber auf zwei Ausbildungsplätze." Mehr Ausbildungsplätze ließen sich aber nicht so einfach schaffen, sagt Kölker. Im Ausbildungsbetrieb würde eine ausreichende Anzahl an Ruheräumen benötigt, die auch in der Feuerwache am Gels kamp endlich seien. Der Flaschenhals seien aber die wenigen Plätze für den Ausbildungsteil am Krankenhaus und die theoretische Ausbildung des Studieninstituts Westfalen-Lippe in Bielefeld. &bdquo;Mit anderen Worten: Ein ausgebildeter Notfallsanitäter kann sich derzeit aussuchen, wo er arbeiten möchte", sagt Kölker.

Anstrengender Job Mathias Brewe hat sich für die Feuerwehr entschieden – was in seinem Fall bedeutet, dass er zu gleichzeitig verbeamtete hauptamtliche Feuerwehrkraft ist. In dieser Funktion arbeitet er zu 60 Prozent – und später vielleicht zu 100 Prozent, sollte der Rettungsdienst irgendwann körperlich nicht mehr gehen. &bdquo;In dem Job arbeitet kaum jemand älter als 50", sagt sein Chef Kölker. Welchen Hut er gerade auf hat – ob Rettungsdienst oder Brandbekämpfer, entscheidet der Dienstplan. &bdquo;Wir sagen: rote Hose oder blaue Hose", korrigiert Brewe mit einem sympathischen Lächeln.

10.909 Einsätze haben die &bdquo;roten Hosen" 2021 absolviert. 30 Rettungsdienstler beschäftigt die Feuerwehr – davon 17 Feuerwehrleute und 13 Angestellte, die allein im Rettungsdienst arbeiten. Brewes Schicht dauert gemeinsam mit jeweils fünf anderen Kollegen 24 Stunden. Danach hat er 48 Stunden frei. Die Schicht beginnt (nach einem Corona-Schnelltest) um 7.30 Uhr mit dem &bdquo;Morgenappell". &bdquo;Wir versammeln uns auf dem Hof, wo der Wachabteilungsführer die Funktionen vorliest", sagt Brewe. So wird die Anwesenheit überprüft und das Personal auf die drei Rettungstransportwagen (RWT) verteilt. &bdquo;Die Teams übernehmen dann ihre Fahrzeuge, überprüfen das Equipment – ob alle Geräte funktionieren und der Notfallrucksack vollständig befüllt ist."

Schnell von 0 auf 100 Der weitere Schichtablauf ergibt sich aus der Einsatzlage. Wartezeiten auf den nächsten Alarm werden im Aufenthaltsraum oder mit kleineren Reinigungs- oder Instandhaltungsarbeiten überbrückt. &bdquo;Tagsüber halten wir uns auch oft mit dem Lesen von Fachbüchern auf dem Laufenden oder bilden den Nachwuchs aus", erzählt Brewe. &bdquo;Abends kann das auch mal Fernsehgucken im Kollegenkreis sein. Wir müssen uns schließlich auch Möglichkeiten zum Abschalten schaffen. Denn in unserem Job geht es ganz schnell von 0 auf 100." 100 wird durch einen Alarmgong angekündigt – und eine Durchsage, welcher Rettungswagen ausrücken muss. &bdquo;Das entscheidet der Computer bei der Kreisleitstelle in Lemgo", erklärte Brewe. &bdquo;In der Regel fährt der, der zuerst zurückkommt, auch zuerst wieder raus", ergänzt Kölker. &bdquo;Das soll sicherstellen, dass Material und Personal nicht überlastet werden." Nach dem Alarm geht es über die Rettungsstange in die Fahrzeughalle. &bdquo;Das ist der schnellste und sicherste Weg", sagt Brewe.

Große Einsatz-Bandbreite In der Halle wechseln wir dann in die Einsatzstiefel und ziehen unsere Jacken an. &bdquo;Und wenn in der Einsatzmeldung etwas von Coronapatient steht, aktuell auch noch den Schutzoverall über alles", ergänzt sein Chef. Mit dem Funkstatus 3 wird der Leitstelle das Ausrücken mitgeteilt. &bdquo;Die Bandbreite der Einsätze ist sehr groß", sagt Brewe. &bdquo;Das kann der Verkehrsunfall sein, ein Schlaganfall, aber auch ein langes, beruhigendes Gespräch – wie vor ein paar Wochen mit einer älteren Dame: Ihr Mann war gerade gestorben, sie war wegen Corona in Quarantäne und ihr Sohn musste wieder zurück nach Australien und konnte nicht mehr an der wegen der Quarantäne verschobenen Beerdigung teilnehmen. Da habe ich lange mit ihr auf dem Sofa gesessen und mich mit ihr unterhalten. Auch das gehört zu unserem Job."

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