Sechs Stolpersteine und eine Stolperschwelle

Detmold. An drei Orten in Detmold sollen neue Stolpersteine verlegt werden. Die im Boden verlegten Messingtafeln des Künstlers Gunter Demnig erinnern mit eingeschlagenen Lettern an die Wohnstätten von Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben worden sind. Vier Steine sind für die Sachsenstraße 25, einer für die Krumme Straße 20 und eine Stolperschwelle ist für die Gartenstraße 6 vorgesehen. Der Stadtrat beschloss die Verlegung einstimmig.

Im dem Ratsbeschluss zugrunde liegenden Antrag der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit (GfCJZ) war noch von zehn Stolpersteinen an vier Standorten die Rede gewesen. Die fünf für die Elisabethstraße 24 vorgesehenen Steine zur Erinnerung an die Familie Erika und Moritz Rülf sei erstmal zurückgestellt worden, weil sich deren Familie noch Bedenkzeit auserbeten habe, berichtete Bürgermeister Frank Hilker. "Deshalb haben wir diese Steine erstmal aus der Vorlage herausgelassen." Sehr erfreut zeigten sich die Politiker im Rat, dass die Heinrich-Drake-Realschule sich bereit erklärt hat, die Pflege der Steine zu übernehmen. Die Finanzierung der Steine ist durch Spenden gesichert.

Eine Detmolder Geschäftsfrau Vor dem Haus Krumme Straße 25 soll an Pauline (Paula) Paradies erinnert werden. Die 1881 geborene Frau war eine bekannte Detmolder Geschäftsfrau. "Außerdem beherbergte sie jüdische Pensionskinder aus andern lippischen Orten, die in Detmold zur jüdischen Schule gingen", schreibt Stadtarchivarin Dr. Bärbel Sunderbrink in ihrer Prüfung, ob die Verfolgung der von der GfCJZ für die Stolpersteine vorgeschlagenen Personen historisch nachweisbar ist und ob die vorgeschlagenen Inschriften dem Stand der Forschung entsprechen. Paula Paradies gelte als verschollen, ihr Todesdatum sei nach dem Krieg festgesetzt worden. Auf ihrem Stolperstein soll stehen, dass sie 1942 nach Warschau deportiert und dort umgekommen sei. "Im Warschauer Ghetto starben viele der aus Deutschland deportierten Juden durch Krankheit und Unterversorgung", schreibt Sunderbrink.

Eine jüdische Schule und ein Altersheim Mit einer längeren Stolperschwelle wird vor der Gartenstraße 6, einen Haus, dessen neugotischer Stil ein Hinweis darauf ist, dass es möglicherweise etwas anderes gewesen sein könnte, als ein reines Wohnhaus. "Hier befand sich 1939 bis 1942 eine jüdische Schule mit 22 Kindern und vier Lehrkräften und 1942 ein jüdisches Altersheim mit 17 Menschen", soll die Schwelle Passanten vor dem Haus künftig informieren. Von 1941 bis 1944 gab es von dort Deportationen nach Riga, Warschau, Theresienstadt, Zamosc und Izbica, wo 35 Menschen umkamen. Sunderbrink bekräftigt die historische Begründung für diese Stolperschwelle, weil die Funktion des Gebäudes als jüdische Schule und Altersheim für die Verfolgungsgeschichte der Stadt und der Region eine zentrale Bedeutung habe.

Eine Detmolder Familie Vor dem Haus Sachsenstraße 25 solle mit vier Stolpersteinen an das Schicksal von Familie Buchholz erinnert werden. "Bernhard Buchholz wurde in Detmold geboren, hier lebte er mit seiner aus Mönchengladbach stammenden Ehefrau Irmgard in einem eigenen Haus in der Sachsenstraße 25", schreibt Stadtarchivarin Sunderbrink. Die beiden Kinder seien in Detmold zur Welt gekommen. "Die Familie zog 1933 nach Bielefeld, die Kinder konnten durch einen Kindertransport nach Palästina gerettet werden. Auf welche Weise Bernhard und Irmgard Buchholz umgekommen sind, ist nicht bekannt." Bernhard Buchholz sei vermutlich nach Bielefeld geschickt worden, um die dortige Filiale der Firma Gottlieb Vogt, einer Lederwarenhandlung, aufzubauen und zu betreiben, heißt es auf "Spurensuche Bielefeld", dem Onlineportal der Leineweberstadt zur städtischen Erinnerungskultur, und auch im Detmolder Gedenkbuch der GfCJZ. Auf den Stolpersteinen soll stehen, dass Irmgard Buchholz 1944 in Stutthof ermordet wurde. Das ist auch auf "Spurensuche Bielefeld" so nachzulesen. Auf dem Stolperstein für Bernhard Buchholz soll stehen, dass er 1944 in Tröglitz/Rehmsdorf ermordet wurde. Beide waren 1941 zuerst nach Riga deportiert worden, 1944 dann nach Stutthof und Bernhard Buchholz im gleichen Jahr noch nach Buchenwald.

Sechs Stolpersteine und eine Stolperschwelle

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