Parkinson? Ein Einblick in die Detmolder Selbsthilfegruppe

Detmold. Parkinson - dieses Damoklesschwert einer Erkrankung fiel auf jedes der Mitglieder der Selbsthilfegruppe. Bekannt ist vor allem das Zittern von Gliedmaßen, doch die Krankheit wirkt sich bei jedem anders aus. Ursache ist das Absterben der Dopamin-produzierenden Zellen im Gehirn. Der Botenstoff ist wichtig für die Signalübermittlung zwischen Gehirn und Muskulatur. Fehlt Dopamin, werden die Bewegungen immer kleiner, der Gleichgewichtssinn leidet, es kommt zu Zittern oder Steifheit der Muskeln. Weitere Symptome sind eingefrorene Bewegungen, schlurfender Gang, leise Sprache und ein starrer, wächserner Gesichtsausdruck.

Seit 1983 gibt es die Regionalgruppe unter dem Dachverein der Deutschen Parkinson Vereinigung. Inzwischen ist Karin Rose deren Leiterin, auch selbst Betroffene. Den gegenseitigen Austausch, Wissenswertes untereinander zu verbreiten und sich zu helfen, nennt die Vorsitzende als Gründe für die Treffen. Und natürlich den Rehasport. Bis zur Schließung des Badehauses in Bad Meinberg traf sich die Gruppe dort auch zur Wassergymnastik. Eine Alternative für alle gibt es nicht. Dabei ist gerade im Wasser die Sturzgefahr nicht gegeben, ideal also für Parkinson-Patienten.

Mit Bewegung Krankheit verlangsamen Bewegungstherapie sei bei der Behandlung genauso wichtig wie Medikamente, um das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen, sagte Karin Rose . Vorzeigemitglied der Gruppe ist Willi Schweda. Er hat seine Diagnose vor mehr als 20 Monaten bekommen und seitdem keinen Übungsnachmittag gefehlt. "Man merkt, dass es hilft", sagt er. "Für die Beweglichkeit, das Wohlbefinden und für den Kopf." Auch Karin Rose macht jeden Tag Übungen und hält sich beweglich.

Die langjährige Übungsleiterin Annegret Pivit verdeutlich den Nutzen von Bewegung am Morgen - "dann ist die Steifigkeit weg". Aber auch das Sprechen der Mitglieder untereinander sei wichtig. Günter Notbohm erzählt, dass er und seine Frau zwangsläufig nicht mehr so viel unterwegs seien. "Jeder Tag ist anders. Manchmal geht nicht das, was geplant ist. Dann ist meine Frau steif." Er hat festgestellt, dass man gute Zeiten nutzen muss.

Persönlichkeit kann sich verändern Ingrid Strate erzählt, dass manche Betroffene eine Persönlichkeitsveränderung durchmachen, würden stiller und seien nicht mehr so unterhaltsam. Auch fröhliche Menschen nähmen sich zurück, hätten beispielsweise Wortfindungsstörungen, berichtet Ingrid Strate. "Sich geistig anzustrengen, andere Dinge zu tun", hat sich die Vorsitzende selbst auf die Fahne geschrieben. "Denn die Hirnleistung lässt im Laufe der Zeit nach." Auch die Sprechfähigkeit. Bei 30 bis 40 Prozent aller Erkrankten kommt es zu Einschränkungen der geistigen Leistungsfähigkeit.

Jeder der Betroffenen hat individuelle Symptome, die sich mit der Zeit meist verstärken. Einer kann noch Auto fahren, der andere nicht. Beim Gros der Erkrankten treten die Symptome zwischen Ende 50/Anfang 60 auf. Vorboten können eine mangelnde Riechfähigkeit, eine kleiner werdende Schrift und schlenkernde Arme sein.

Für die Krankheit kann es erblich bedingte Faktoren geben oder auch konkrete Ursachen wie Chemikalien-Vergiftungen. Doch längst nicht immer ist ein Auslöser bekannt. Bei allen Fällen aber gilt: "Immer ist auch der Partner betroffen", sagt Rose. "Zehn Jahre hat man eine relativ gute Zeit, dann lassen sich die Symptome durch Medikamente nicht mehr so leicht bekämpfen", weiß sie. Es gebe aber auch Fitte über 80-Jährige.

Cordula Schneider weiß die Tipps zu schätzen, die man sich untereinander gibt. Beispielsweise zu Klinikaufenthalten, die jährlich möglich sind und die oft die Krankheitssymptome eine längere Zeit stoppen können, wie Annegret Pivit erzählt. Oder zu Hilfsmöglichkeiten. Da allen Beteiligten die gemeinsame Zeit immer dienstags äußerst gut tut, aber seit der Coronazeit einige nicht mehr wiedergekommen sind, hoffen sie auf neue Mitglieder, die jederzeit sehr willkommen sind.

Treffen für Betroffene und Angehörige Die Selbsthilfegruppe trifft sich immer dienstags um 14.30 Uhr im Saal des Gemeindehauses im Wittenberger Weg 2. Einmal im Monat gibt es zudem Fingergymnastik und jeden zweiten Dienstag im Monat den Erfahrungsaustausch mit Kaffee und Kuchen. Ansprechpartnerin ist Karin Rose, Tel. (05231) 33507, detmold@parkinson-mail.de

Parkinson? Ein Einblick in die Detmolder Selbsthilfegruppe

Parkinson-Walk: Warum diese Frau vom Bodensee zu den Externsteinen wandert

Unheilbar krank: Neue Therapie in Gütersloher Krankenhaus hilft 69-jährigem Mann

„Wir haben hier immer etwas zu lachen“: Wer besucht die Parkinson-Selbsthilfe in Lemgo?

Trainierte Hunde können Parkinson erschnüffeln

a-ha-Sänger Morten Harket hat Parkinson

Diese Oerlinghauserin will Parkinson ein Gesicht geben

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus