Darum stimmte der Rat gegen eine Marketing-Strategie für Detmold

Detmold. Am Ende ist es ein knappes Ergebnis gewesen: 17 Mitglieder des Stadtrates stimmten gegen die Entwicklung einer Markenstrategie für Detmold . 15 Mitglieder stimmten dafür. Zudem gab es drei Enthaltungen. Nichts wird es also mit der "Marke Detmold". Dabei wäre das Aufbauen einer Marke, das sogenannte "Branding", für die Stadt so wichtig gewesen, wie Bürgermeister Frank Hilker während der Diskussion wiederholt verdeutlichte.

Detmold weist laut Bürgermeister Frank Hilker "desaströse demografische Zahlen" auf. "Wenn wir dem nicht entgegenwirken, werden wir in Zukunft eine geringere Menge an Menschen in der Stadt haben." In den kommenden Jahren erwartet die Verwaltung, wie viele andere Städte auch, eine Zunahme bei den über 65-jährigen Bürgerinnen und Bürgern, während in Zukunft weniger Menschen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren in der Stadt leben dürften. Die Entwicklung der Marke Detmold soll dabei helfen, Menschen von außerhalb als Bürger, Fach- und Arbeitskräfte, Gründer oder Studierende in die Stadt zu holen. Etwa durch einen aussagekräftigen Auftritt in den Sozialen Medien oder ein eigenes Logo mit Wiedererkennungswert.

Kritik an "Musterbriefen" Doch die Mehrheit des Rates war überzeugt davon, dass die Stadt dies nicht braucht. Detmold sei auch so bereits eine Marke, meinten etwa CDU-Mitglied Marc Fasse und Wulf Herrmann von den Grünen. CDU-Ratsherr Stephan Grigat erinnerte: "Die damalige Stadtmarketing GmbH ist gnadenlos gescheitert. Wenn die Menschen nicht nach Detmold kommen, liegt das nicht am Marketing, sondern an der schlechten Verkehrsanbindung." Für CDU-Fraktionschef Jörg Thelaner komme die Idee angesichts überall steigender Preise zu einer "Unzeit", in der die Verwaltung die monatlichen 7500 Euro "lieber anderweitig investieren" solle. Walter Neuling von den Grünen gefiel indes nicht, dass die Stadt Geld ausgibt, um künftig für neue Arbeitskräfte zu werben, obwohl die örtlichen Unternehmen dies viel eher selbst in die Hand nehmen sollten.

Apropos Unternehmen. Mehrere Detmolder Firmen und weitere Institutionen hatten sich im Vorfeld der Ratssitzung in schriftlicher Form für den Markenprozess ausgesprochen. Auch dafür hagelte es vom Rat Kritik - weil sich die Schriftstücke in Form und Wortlaut deutlich ähneln. "Es scheint, als wären die Briefe den Unternehmen von der Stadt nur noch zum Unterschreiben vorgelegt worden", sprach Grünen-Ratsherr Herrmann das aus, was in den weiteren Aussagen anderer Mitglieder schon mitschwang.

Mit Blick auf den demografischen Wandel argumentierte Rainer Friedrich für die SPD-Fraktion, dass man nicht bloß dem Bevölkerungsverlust in Lippe entgegenwirken müsse, sondern auch die Chance ergreifen müsse, die Attraktivität des Lebensortes Detmold zu steigern. Die Ansiedlung des Markenmanagements bei der Gilde-Wirtschaftsförderung sei richtig, um die Netzwerke Richtung Wirtschaft, Werbegemeinschaft und Hochschulen zu nutzen. Zum Ende hin versuchte GILDE-Geschäftsführer Thorsten Brinkmann das Vorhaben noch zu retten: "Wirtschaft - das sind wir alle." Es sei für die gesamte Stadt eine große Chance, die Marke Detmold weiterzuentwickeln. Auch der Bürgermeister appellierte kurz vor der Stimmabgabe noch einmal an den Stadtrat: "Wofür sind wir gewählt worden, wenn wir hier den Stillstand beschließen?" Doch die Mehrheit konnte letztlich nicht von der Idee der "Marke Detmold" überzeugt werden.

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