Obere Mühle in Detmold: Diese Geschichte verbirgt sich hinter dem Baudenkmal

Detmold. Sie ist zurzeit wieder in aller Munde: die Obere Mühle am Friedrichstaler Kanal. Das denkmalgeschützte Gebäude könnte bald wieder einen neuen Gastronomie-Betrieb beherbergen. Das Unternehmen Celona Gastro, zu dem die Marken "Cafe & Bar Celona" und "Finca & Bar Celona" gehören, möchte dort einen neuen Laden eröffnen - und plant dafür mit Investitionen im mittleren siebenstelligen Bereich.

Schon früher haben sich dort, am Friedrichstaler Kanal, Café- und Restaurantbetreiber gute Geschäfte erhofft. Seit den 1970er Jahren wird das Gebäude der ehemaligen Wassermühle als Gaststätte genutzt. Die Geschichte des technischen Kulturdenkmals geht insgesamt mehr als 250 Jahre zurück. Ein Überblick.

Kanal war für Schifffahrt gedacht Die Obere Mühle ist Teil der Parklandschaft Friedrichstal, die Graf Friedrich Adolf zur Lippe ab 1701 südlich der Stadt anlegen ließ. Der etwa 1100 Meter lange Friedrichstaler Kanal dient dabei als Verbindung zum früheren, heute nicht mehr erhaltenen, barocken Landsitz Friedrichstal und dem Detmolder Residenzschloss. Laut dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) wurde der Kanal selbst nach niederländischem Vorbild entworfen und in erster Linie den Amsterdamer Grachten nachempfunden.

Für den Bau des Kanals galt es, einen Höhenunterschied von rund zwölf Metern zwischen dem Schlossgraben und der Inselwiese in der oberen Berlebecke zu überwinden. Der niederländische Kanalbauer Hindrick Kock plante aus diesem Grund drei Schleusen ein. 1704 fertiggestellt, erfüllte der Friedrichstaler Kanal jedoch keinen praktischen Zweck, sondern diente lediglich der Unterhaltung der adeligen Gesellschaft. Die nutzte ihn ausschließlich für Gondelfahrten. 1729 zerstörte ein Brand die Orangerie, die sich innerhalb der Parklandschaft befand. Die gesamte Anlage verfiel, und auch die Schifffahrt auf dem Kanal wurde aufgegeben.

Mühle war bis 1958 in Betrieb Von den erbauten Kanalschleusen blieb nur eine erhalten. 1752 ging dort schließlich eine Wassermühle - die heutige Obere Mühle - in Betrieb. Laut dem LWL sind noch heute eine Wand der ehemaligen Schleusenkammer, die Widerlager der Schleusentore und die Flügelmauern des Schleusenunterhauptes, die den Kanal in Richtung Schleusentor verengt haben, an Ort und Stelle zu erkennen. Die Schleuse gilt als die älteste Westfalens und ist somit ein bedeutendes Denkmal der barocken Wasserbaukunst.

Die Wassermühle selbst arbeitete hingegen noch bis 1958. Nach mehrjährigem Leerstand wurde die Mühle gegen Ende der 1960er Jahre schließlich von einem Detmolder Kaufmann aufwendig renoviert und zu einer Gastronomie umgebaut. In den frühen 70er Jahren hatten Ausflügler und Spaziergänger erstmals die Möglichkeit, in dem neuen Restaurant und Café einzukehren . Bis um 1979 herum wurden diese hier zunächst vom ersten Betreiber verköstigt. Weitere sollten folgen.

Aus "Alte" wird "Obere" Neben den eingebauten Sitznischen und Stühlen mit blutroter Polsterung, wie auf alten Fotos zu sehen, änderte sich über die Jahre auch der Name des Lokals. Firmierte die erste Gastwirtschaft im Gebäude noch unter dem Titel "Alte Mühle", war die Lokalität den Detmolderinnen und Detmoldern spätestens Mitte der 1980er Jahre dann als "Obere Mühle" ein Begriff. Nicht nur Laufkundschaft kam, auch Vereine und Institutionen veranstalteten dort ihre Sitzungen und Feierlichkeiten.

Seit 2008 und bis heute befindet sich das Gebäude im Besitz der Krombacher Brauerei. In der jüngeren Vergangenheit sorgte die Obere Mühle jedoch meist für negative Schlagzeilen - oder vielmehr die verantwortlichen Pächter. 2013 öffnete die Tapas-Bar "Toro Blanco". Knapp fünf Jahre später dann der Ekel-Eklat : Maden in der Fischsuppe, verdorbenes Rindfleisch in der Kühlung, dazu Schimmel und Dreck an den Wänden und Fußböden. Ende 2018 hatte sich der Inhaber des &bdquo;Toro Blanco" in Detmold vor Gericht verantworten müssen. Der Vorwurf: mehrfacher Verstoß gegen das Lebensmittelgesetz. In den Monaten zuvor ging die Gesundheitsaufsicht in der Oberen Mühle regelrecht ein und aus.

Der Betreiber, der eigentlich Gärtner war, musste am Ende 10.400 Euro Strafe zahlen. Der Betrieb wurde Ende 2018 eingestellt. Seitdem klirren dort keine Teller und Tassen mehr, das denkmalgeschützte Gebäude steht leer. Schon länger suchte Krombacher also nach einem geeigneten Nachfolger. Der scheint nun, mit der Celona Gastro, nach gut fünf Jahren endlich gefunden.

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