Nach Zugunglück vor 50 Jahren: Warum Detmolder Taxifahrer als Erste am Unfallort halfen

Detmold. Als Georg Burisch gerade einen Fahrgast mit seinem Taxi abgesetzt hat und sich auf den Rückweg in die Detmolder Innenstadt macht, hört er einen Funkspruch, der ihn aufhorchen lässt. Ein Kollege der Taxizentrale Detmold beordert umgehend Fahrer aus der Umgebung zum Unfallort an der Klingenbergstraße.

Am 15. Februar 1974 ereignete sich in Detmold ein schweres Zugunglück . Ein Güterzug kollidierte mit einem Personenzug. Bei dem Unfall wurden 26 Menschen verletzt. Damals sind die Detmolder Taxifahrer laut Burisch mit keinem Wort erwähnt worden, obwohl sie doch damals als erstes am Unfallort gewesen sind und die Verletzten in das Detmolder Krankenhaus gefahren haben. Doch wie schafften es die Fahrer, noch vor den Rettungskräften vor Ort zu sein?

Verletzte wurden bis in die Notaufnahme begleitet Ein damaliger Kollege Burischs ist am besagten 15. Februar auf der Heidenoldendorfer Straße unterwegs und hört einen lauten Knall. Kurze Zeit später sieht er die Waggons der verunglückten Züge und funkt die Taxifahrer in der Umgebung an. Fünf bis sechs Taxis kommen unverzüglich an die Unfallstelle, darunter auch Burisch. Bei seinem Eintreffen an den Bahnschienen denkt er: &bdquo;Wie kann sich Stahl nur so verbiegen?“ Durch die Wucht des Aufschlags wurden Wrackteile Hunderte Meter weit geschleudert.

Bevor der damals 24-Jährige Burisch aus seinem Auto aussteigen kann, um sich ein genaueres Bild von der Lage zu machen, ist schon ein Ersthelfer an seinem Taxi. &bdquo;Er hat mir drei der Verletzten quasi ins Auto ’geschoben’“, erinnert sich Burisch. Er zögert nicht lange und er fährt die Personen unverzüglich in die Notaufnahme des Detmolder Krankenhauses. Die Verletzten hatten nach Aussage von Burisch Platzwunden und Schürfwunden, aber sie konnten laufen. Als er die lädierten Fahrgäste absetzt und zur Anmeldung begleitet, wussten die Pfleger schon über den Unfall Bescheid.

Die Bahn zeigte sich erkenntlich Während die Verletzten im Krankenhaus weiter versorgt werden, macht sich Burisch auf den Weg zurück zum Ort der Zugkatastrophe. Dort angekommen, sind mittlerweile auch Rettungskräfte zugegen. Seine Hilfe und die der anderen Taxifahrer scheint nicht mehr nötig. Mehr noch: &bdquo;Wir wurden quasi von der Stelle weggescheucht“, erinnert sich Georg Burisch. &bdquo;Die Einsatzkräfte haben wohl gedacht, wir sind Gaffer.“ Für ihn und seine Kollegen dauerte die Rettungsaktion ungefähr eine Stunde. Burisch habe danach ganz normal weiter Dienst gemacht.

Die Deutsche Bundesbahn zeigte sich bei der Taxizentrale Detmold erkenntlich für den Einsatz ihrer Mitarbeiter. Sie schenkte den Fahrern eine Sitzbank am Taxistand am Detmolder Bahnhof. Sie soll den Fahrern eine Erholungsmöglichkeit bieten, wenn diese mal etwas länger in ihren Autos auf Kundschaft warteten. Die Bank gibt es laut Burisch inzwischen nicht mehr. &bdquo;Sie wurde vor einiger Zeit anscheinend geklaut.“

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