Osmanische Inspirationen in der Detmolder Marktkirche

Detmold. Das westfälische Barockorchester &bdquo;Caterva Musica“ und der türkische Musiker Erdal Akkaya haben zwei Kulturen aufeinandertreffen lassen. Unter dem Motto &bdquo;Anders – gemeinsam“ oder &bdquo;Farkli – birlikte“ entführten die Künstler in der Reihe &bdquo;Meister in der Marktkirche“ etwa 70 Gäste in die Zeit der festlichen Barockmusik und beleuchteten die Geschichte zweier Kulturen, die sich immer wieder gegenseitig inspirierten.

Spannungen und Missverständnisse, aber auch Liebesgeschichten prägten über Jahrhunderte die Beziehungen zwischen westeuropäischen Ländern und dem Osmanischen Reich. Organisatoren waren die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Detmold-Ost und die &bdquo;Musikproduktion Dabringhaus und Grimm“.

Den Auftakt machte ein Marsch der Ballettmusik, die &bdquo;Cérémonie Turque“, die Jean Baptiste Lully 1670 für ein Fest komponiert hatte. Trommeln, Streicher, Blockflöten, Fagott, Gambe, Kontrabass und Laute füllten den Kirchraum mit den aparten Klängen der historischen Instrumente. In kleiner Besetzung erblühte die Blockflöte im flirrenden Spiel mit dem Stück &bdquo;Tre Fontane“ eines anonymen Meisters des 14. Jahrhunderts aus Italien.

Die 13 Musiker des Orchesters aus Gelsenkirchen spielten authentisch inspirierend. Sie zeigten die Lebenslust und die Experimentierfreude barocker Musik, die frech und frei zum Tanzen einlud. Einige &bdquo;Recercatas“ des Spaniers Diego Ortiz (1517-1570) zeigten mit spanischen Kastagnetten die rhythmische Vitalität und Klangfarbenpracht der Zeit.

Ideen aus Konstantinopel Mit dem Barockorchester musizierte Erdal Akkaya und interpretierte Eigenkompositionen. Der 1974 in Istanbul geborene Musiker ist Sänger und Meister der Baglama, einer anatolischen Langhalslaute. Flöte, Trommel und Baglama harmonierten bestens im meditativen Gesangsstück &bdquo;Zahit Bizi Tan Eyleme“, zu dem Erdal Akkaya den religiösen Text sang.

Auf der Traversflöte aus Holz, die milder als die heutige Querflöte klingt, interpretierte Constanze Kästner im gelungenen Wechselspiel zwischen Tutti und Solo das Konzert e-Moll des französischen Flötenvirtuosen Pierre-Gabriel Buffardin (1689-1768), der als Gesandter nach Konstantinopel gegangen war und das Spiel der Vierteltöne mitbrachte.

Mozart hat in seinem Singspiel &bdquo;Die Entführung aus dem Serail“ Janitscharenmusik, die Militärmusik der Osmanen, verarbeitet. Ein Glanzstück des Konzertes war die Ouvertüre, die mit Triangel, Trommel und Schellenkranz im perfekten Zusammenspiel des Orchesters akzentvoll erklang.

Rhythmisch pointierte Taktwechsel meisterten die Musiker im Stück &bdquo;Anadolu Üvertürü“ von Erdal Akkay, in dem der Komponist selbst die Laute spielte. Markantes Pizzicato der Streicher untermalte die klangscharf angeschlagene Laute.

Schnelle Notenwechsel &bdquo;Grosso mogul“ (Großmogul) lautet die Überschrift eines frühen Konzertes Vivaldis in D-Dur, das zu seinen virtuosesten Violinkonzerten zählt. Der Titel verweist auf den mächtigsten aller Großmoguln, den berühmten Aurangzeb, der in Indien Hindutempel zerstörte und ein strenges muslimisches Regiment etablierte. Doppelgriffe, schnelle Notenwechsel und andere Schwierigkeiten bis in die hohen Lagen kommen hier so häufig vor wie in keinem anderen Concerto Vivaldis vor 1715.

Konzertmeisterin Elke Fabri meisterte versiert und mit musikalischem Gespür sämtliche technischen Herausforderungen. Mit Liebe zum Detail interpretierte sie die umfangreichen Solokadenzen. Der orientalisch anmutende Mittelsatz wirkte wie ein Rezitativ der Solo-Violine mit &bdquo;türkisch“ anmutenden übermäßigen Intervallen. Eigenkompositionen von Erdal Akkaya verliehen dem Konzert, das viel Applaus erhielt, einen besinnlichen Ausklang.

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