Mit furiosem Hip Hop überzeugen Brasilianer die Detmolder Jury

Detmold. Das Landestheater Detmold hat erstmals internationale junge Choreografen eingeladen, ihr Können öffentlich vor einer ausgewählten Fachjury zu präsentieren. So sollen neue Talente entdeckt und gefördert werden. Rund 600 Gäste kamen bei diesem Wettbewerb in den Genuss, brandneue hoch spannende Choreografien zu erleben.

Der Wettbewerb war offen für Tänzer aller Tanzstile ab 16 Jahren und für professionelle Choreografen ab 18 Jahren. Die 14 besten Beiträge kamen ins Finale und zeigten sich dem Detmolder Publikum und einer dreiköpfigen Jury. Die ersten drei Plätze bestimmte die Fachjury mit Prof. Joachim Tappendorf (Klassisches Ballett), Raik Preetz (Hip Hop) und der Detmolder Ballettdirektorin Katharina Torwesten (Zeitgenössischer Tanz). Das Publikum ermittelte in der Pause seinen Favoriten online oder schriftlich.

Intendant Georg Heckel moderierte die Veranstaltung und erläuterte die Kriterien der Bewertung. Kreativität, Innovation, ästhetischer Ausdruck, Technik, Nutzung des Raumes, Musikalität, Dramaturgie, Humor, Qualität der Performance, Ausstrahlung der Tanzenden, Kostüme, Licht sowie die Stilistik müssen überzeugen.

Den dritten Preis in Höhe von 1500 Euro erhielt die Choreografie &bdquo;Why?“ des Italieners Mario Martello, der mit seiner Tanzpartnerin Mirea Mauriello einen beeindruckenden Pas de deux zeigte, der die Beziehung eines Liebespaares nach der sphärischen Klaviermusik &bdquo;Endless Time“ von Roberto Cacciapaglia verdeutlicht. Den zweiten Preis mit 3000 Euro sowie den Publikumspreis (500) ergatterte &bdquo;Genug“ des Brasilianers Leony Boni, in dem ein sechsköpfiges Ensemble nach Mozarts Allegro der Sinfonie Nr. 25 in g-Moll eine humorvolle Gesellschaftskritik in Szene setzt.

Der erste Preis ging an Brasilien. 5000 Euro gewannen Joao Marcos und Roddy Rodrigues, die in ihrer virtuosen Hip Hop-Choreografie &bdquo;Slim Identitiy“ mit einem 11-köpfigen Ensemble in einer Weißlicht-Inszenierung mit weißen Mänteln und Hüten den ideologischen Ansatz der Beziehungen zwischen intelligenter Körperlichkeit und ästhetischer Produktion verkörperten.

Eine weitere Choreografie stammte von dem Schweizer Levin Mischel, der mit Giulia Spinelli in seinem Stück &bdquo;Intwined“ (Verflochten) den Schwarz-Weiß-Dualismus auskostete. Giada Zanotti tanzte das Solo &bdquo;A Dying“ von Javier Ubell aus den USA. Fasziniert vom &bdquo;Sterbenden Schwan“ erlebte das Publikum die letzten Momente einer unbekannten Kreatur.

In schönster Ästhetik erstrahlte das &bdquo;Barok Trio“ von Madoka Sato, das die Polyphonie der Musik von Corelli und Bach in brillanter Technik visualisierte. Das Solo &bdquo;Opfer“ der Chinesin Ying Xiao nutzte Elemente des chinesischen Minderheitentanz Dai, um sich mit den Folgen der Corona-Pandemie auseinanderzusetzen. Lucia Giarratana aus Spanien brachte in &bdquo;I could touch you but you weren`t there“ die emotionale Beziehung zweier Frauen zum Ausdruck, die Elena Zanato und Teresa Diaz facettenreich gestalteten.

Eine Hymne auf die Unvollkommenheit ist das Stück &bdquo;Hier bin ich“ der Italienerin Giulia Spinelli, bei dem Andreas Torwesten mitwirkte. Eine vitale Hip-Hop-Show mit verschiedenen Stilen zeigte eine siebenköpfige Tanzgruppe aus Deutschland mit &bdquo;The Queens and the King“ von Benny Bordfeld. Choreografin Mirea Mauriello führte mit &bdquo;Milonge Del Ayer“ (Gestrige Umarmung) zusammen mit Mario Martello in die Flamenco-Welt.

Mit männlichem Ausdruckstanz bestach der Peruaner Carlos Diaz in seinem Stück &bdquo;Perros“ (Hunde), das er mit Carlos Diaz voller Ironie inszenierte. Das Solo &bdquo;Swan Song“ der Italienerin Alessandra La Bella setzte Sandra Bourdais in Szene und dem Stück &bdquo;Folie D`Une Soirée“ von Eduardo Bolsa Neves aus Portugal verliehen Madoka Sato und Caio Amaral viel Ausdruckskraft.

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