Baut Detmold einen Lift für die Adlerwarte?

Detmold-Berlebeck. Um die 70.000 Besucher zieht die Adlerwarte im Schnitt Jahr für Jahr. Doch die Anlage ist 85 Jahre alt. Vieles ist verbaut, der Aufstieg über Treppen anstrengend und nicht barrierefrei, der Parkplatz reicht nicht aus. Personell kratzt die Einrichtung am Rande des Machbaren – wirtschaftlich sowieso. Deswegen hatte der Rat im Mai beschlossen, einen neuen Masterplan für das touristische Top-Ziel aufzustellen. Ideen und Vorschläge für sofortige Maßnahmen liegen nun auf dem Tisch, Kosten noch nicht.

Eckhard Wiesenthal, der mit dem Büro Tiergartengestaltung Wiesenthal schon viele Einrichtungen beraten und auf Vordermann gebracht hat, legte dem Haupt- und Finanzausschuss ein Konzept vor. Für die CDU bezeichnete es Jörg Thelaner als eine hübsche &bdquo;Wunschkiste“, und über die finanzielle Machbarkeit machten sich auch andere Fraktionen Gedanken. Generell herrscht aber politischer Konsens darüber: Es muss etwas getan werden. Und Wiesenthal verdeutlichte: Das Konzept für die Adlerwarte ist in mehrere Blöcke aufgeteilt, die Umsetzung würde sich zehn bis 15 Jahre ziehen, um alles finanzierbar zu machen – und nach jedem kleinen Schritt würden fraglos Mehreinnahmen durch mehr Besucher erzielt.

Mehr Besucher, mehr Einnahmen Die markanteste Neuerung für die Adlerwarte dürfte ein Lift sein. &bdquo;Vom Parkplatz bis fast zur Flugvorführung würde der fliegende Lift reichen“, schilderte der Fachmann. Kabinen könne man aus Glas bauen, dann sei man quasi unter den Vögeln. Eine Attraktion sei so ein Lift zudem, den es auch in anderen Tierparks gebe, zum Beispiel in der Lüneburger Heide. Wie genau der aussehen würde, erklärte er nicht. Aber er versicherte: Der Fahrstuhl jedenfalls mache die Adlerwarte sofort für jeden Menschen erreichbar, was wegen der vielen Stufen zurzeit nicht der Fall ist. Die könne man aber belassen für die, die doch zu Fuß nach oben wollten. Gleichzeitig müsse dann der Kassenbereich verlagert werden.

Weiter schlägt er vor, unter anderem eine Almwirtschaft einzurichten – einen Streichel- und Erlebnisbereich im Umfeld der eigentlichen Adlerwarte. Der gesamte Außenbereich müsse ohnehin neu strukturiert werden, auch mit Spielgeräten für Kinder, die das Thema aufnehmen und mit Raubvogelelementen gestaltet werden könnten. Dazu solle sich die Gastronomie ebenfalls anpassen: Wiesenthal zeigte Entwürfe eines Restaurants mit Adlernest als Dach oder Sitze und Schlafmöglichkeiten für Kinder in Vogeleiern – alles im Kontext. Außerdem schlug er vor, eine große begehbare Voliere zu bauen, in der Besucher Greife zum Greifen nah erleben könnten – natürlich nur solche, die dann niemandem wehtun könnten. Auch eine Dunkel-Area für Eulen sei denkbar.

Begehbare Voliere Im Grunde genommen müsse die gesamte Anlage überarbeitet werden, wofür Wiesenthal ein Modulsystem vorschlug, das sich über mehrere Jahre erstreckt. Er betonte mehrfach, dass die Adlerwarte sehr viel mehr Besucher generieren könne, aber personell im Augenblick am Rande des Machbaren agiere. Was wiederum bedeute, dass viele Potenziale nicht ausgeschöpft werden könnten. Unabdingbar seien einige Sofortmaßnahmen: Die Adlerwarte benötigt ein paar Fahrzeuge – allein, um Futterlieferungen vom Parkplatz aus nach oben zu transportieren. Volieren müssen repariert werden. Das Personal muss um 1,5 Stellen aufgestockt werden.

Über allem schwebt derweil ein Forschungsprojekt, das der Rat im Juni auf den Weg gab. Wiesenthal erklärte es noch einmal: Das Flugverhalten der Tiere soll detailliert mit Sendern ermittelt werden. Denn im Umfeld der Adlerwarte könnte der Windpark auf der Gauseköte realisiert werden – Horn Bad Meinberg und Schlangen haben dafür bereits ein gemeindliches Einvernehmen erteilt. Und kein Mensch, so Wiesenthal, wisse aktuell wirklich, wie sich Windräder und Greifvögel miteinander vertragen.

Forschungsprojekt für Grundlagen Dazu fehle jegliche wissenschaftliche Grundlage, weswegen auch Einrichtungen wie das Max-Planck-Institut und andere an der Detmolder Idee sehr interessiert sind. Noch sind die Kosten für die Umsetzung nicht ganz klar – aber: Die Ergebnisse der Studie bilden die unmittelbare Basis für Entscheidungen über künftige bauliche Investitionen an der Adlerwarte. Sprich: Machen die Windräder keine Probleme, kann es in die Vollen gehen. Gibt es doch Probleme, dann muss man mal sehen ...

Über die Sofortmaßnahmen für die Adlerwarte möchte die CDU erst in der kommenden Ratssitzung abstimmen. Die Christdemokraten konnten sich dazu noch kein abschließendes Bild machen. Ansonsten besteche das Konzept durchaus. Das fand für die SPD auch Rainer Friedrich. Es sei wohl Konsens, dass etwas getan werden müsse. Bei einem Lift käme es aber sicherlich auf die Akzeptanz in der Bevölkerung an. Seitens der FDP hielt auch Thomas Trappmann den Masterplan für &bdquo;eine attraktive Vision“, für die man jedoch eine hohe Akzeptanz benötige – abgesehen vom Geld.

Und hier bezweifelten Bündnis 90/Die Grünen, dass es für einen solchen Tierpark Fördertöpfe geben könne. Ob ein Betrieb nicht auch auf reine Flugshows ohne jede Volieren und dergleichen reduziert werden könne? Walther Neuling wollte das für seine Fraktion wissen, erntete aber Kopfschütteln vom Fachmann Eckhard Wiesenthal: &bdquo;Man muss schon weitaus mehr bieten als nur das, um die Adlerwarte wirtschaftlich zu führen.“

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