Trotz Fluglärm: Warum ein Detmolder Imker seine Bienen am Flugplatz stehen hat

Detmold. Mit Imkerhut auf dem Rücken und Gummistiefeln an den Füßen steigt Klaus Bamberger (62) aus seinem dunkelgrünen Bulli. Die Sonne strahlt an diesem Vormittag vom Himmel, mit großen Schritten geht es über die Wiese aufs Gelände des Detmolder Flugplatzes. Denn genau hier, an diesem doch eher ungewöhnlichen Ort, hält Bamberger neun seiner insgesamt zehn Bienenvölker. Und stellt klar: Den Tierchen machen Lärm und Motorengeräusche so gar nichts aus.

&bdquo;Bienen haben nämlich keine Ohren“, sagt der Mann mit dem breiten Grinsen und streicht sanft über eines seiner Völker in den Kästen, die sich Beute nennen. &bdquo;Die kriegen das gar nicht mit und lassen sich auch nicht beeinflussen.“ Bienen kämen daher per se erst mal überall klar. &bdquo;Manche werden sogar auf Hochhäusern in den Zentren von Großstädten wie Hamburg oder Berlin gehalten oder am Flughafen Frankfurt am Main – auch das geht.“

Auf Öffentlichkeitsarbeit setzen

Das weitaus größere Problem bei der Bienenhaltung stellten die Menschen dar – für diejenigen mit Allergien sei das nämlich schon mal nichts. &bdquo;Auch wenn Bienen nur stechen, wenn man sie ärgert.“ Beim Standort wäre zu viel Feuchtigkeit ungünstig. &bdquo;Denn die Bienen müssen den Honig trocknen.“ Weil immer wieder Leute auf ihrer Runde rund um den Flugplatz stehen bleiben, hat Klaus Bamberger inzwischen auch eine kleine Infotafel an den Zaun gehängt, um über die Haltung der Bienen aufzuklären.

Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, erläutern, wo der Honig herkommt – das sei nur ein Grund für den Flugplatz als Standort gewesen. Als Bamberger 2021 Mitglied im hiesigen Luftsportverein wurde, um fliegen zu lernen, kam er überhaupt erst auf die Idee, das Riesengelände auch für seine Tiere zu nutzen. &bdquo;Hier gibt es viel landwirtschaftliche Fläche drumherum, kaum Konkurrenz durch andere Imker. Und sie stehen geschützt.“ Denn Diebstahl von Beuten und damit ganzen Bienenvölkern sei durchaus ein Thema – Kollegen sei das bereits passiert. &bdquo;Das ist natürlich ein herber Verlust.“

Bamberger, verheiratet, vier Kinder, Gesamtschullehrer, lebt gleich um die Ecke in Diestelbruch, hier hält er auch ein weiteres Volk. Das Imkern habe ihn schon immer fasziniert, erzählt er – immerhin sei sein Opa in der Vorkriegszeit eine Zeit lang Großimker in Brasilien gewesen. Den entscheidenden Schritt zum eigenen Bienenvolk ging er dann 2009 auf Drängen seiner jüngsten Tochter. &bdquo;Wir haben zusammen angefangen, sie war die Chefin“, sagt er und lacht.

Lernen aus holprigem Beginn

Die beiden machen einen Imkergrundkurs, schaffen sich ein erstes Volk an, fuchsen sich rein. Sie sammeln Erfahrungen, lernen aus Rückschlägen. &bdquo;Der Beginn war holprig“, ist Bamberger ehrlich. Heute lebt die Tochter in München, dafür ist seine andere Tochter ins Hobby eingestiegen. Und Bamberger selbst inzwischen nicht nur Vorsitzender des Detmolder Imkervereins, sondern auch Honigsachverständiger im Landesverband westfälischer und lippischer Imker.

Vereinzelt fliegen die Bienchen an diesem warmen Vormittag über das Flughafengelände – erst ab unter zwölf Grad ziehen sie sich komplett in ihre Bienenstöcke zurück. Pro Beute sind das bei Bamberger derzeit etwa 10.000 Tierchen – zu Hochzeiten können es gut 50.000 sein, erzählt er. Die arbeitsintensivste Zeit komme auf ihn immer von Mitte April bis etwa Mitte Juni zu. Dann ist er alle sieben bis zehn Tage vor Ort, bereitet die Ernte vor, gewinnt am Ende Frühlingstracht und Sommerhonig.

Ab Mitte Juli fängt er dann mit dem sogenannten &bdquo;Einfüttern“ an. Heißt: &bdquo;Die Bienen bekommen Winterfutter, um zu überleben.“ Zudem behandelt er die Stöcke parallel gegen die Varroamilbe, die sonst ganze Völker ausrotten würde. Über die Wintermonate wird es für ihn dann etwas ruhiger. Generell könne man festhalten, dass man pro Volk rund eine Arbeitsstunde pro Woche investieren müsse. &bdquo;Je mehr Völker, desto mehr Zeit.“

Und wie sieht es mit dem Ertrag aus? Immerhin soll der in Deutschland in diesem Jahr durch den vielen Regen ordentlich eingebrochen sein. Bamberger kam dieses Jahr auf gut 35 Kilogramm Honig pro Volk – im Vorjahr waren es rund 40. &bdquo;Das ist aber vollkommen in Ordnung und kein Grund zu jammern.“

&bdquo;Arbeitszeit darf man nicht rechnen“

Den vielen Regen spüre man aber an anderer Stelle: am Wassergehalt im Honig nämlich. Der sei von 16 Prozent im Vorjahr auf 17 bis 17,5 in diesem Jahr gestiegen, spricht Bamberger auch für seine lippischen Kollegen. Als oberen Grenzwert gibt der Deutsche Imkerbund 18 Prozent aus. Am Geschmack ändere die Feuchtigkeit im Honig zwar nichts – wohl aber an der Haltbarkeit. &bdquo;Je trockener der Honig, desto länger und besser hält er sich.“

Auch wenn Bamberger seinen Honig an der Haustür und im Diestelbrucher Nahkauf anbietet – reich wird er damit nicht. Pro Kilogramm kalkuliert er mit etwa fünf Euro an Fixkosten. &bdquo;Die Arbeitszeit darf man da natürlich nicht mit reinrechnen“, sagt er und lacht. Aber immerhin refinanziere sich sein Hobby – was über bleibt, stecke er direkt wieder in die Bienen, neue Beuten, was so anstehe. Zehn bis zwölf Völker hält er im Schnitt pro Jahr.

Beim Imkern gehe es ihm persönlich in erster Linie um den Ertrag. Aber auch um die Vielfalt des Hobbys. Und: &bdquo;Mich fasziniert die Biene an sich. Und dass man Teil der Urproduktion ist. Man stellt ein Lebensmittel her“, sagt Bamberger und streicht noch einmal sanft über seine Bienchen.

Von Imkern lernen

Den Imkerverein Detmold gibt es seit 1888. Er ist laut Vorsitzendem Klaus Bamberger der größte seiner Art in Lippe. Aktuell hat er etwa 100 Mitglieder, die aus dem gesamten Kreisgebiet sowie bis aus Schloss Holte-Stukenbrock kommen.

Inhaltlich geht es unter dem Motto &bdquo;Imker(n) lernen von Imkern“ darum, sich darüber auszutauschen, wie man immer besser mit seinen Bienen umgehen kann, um sie möglichst artgerecht zu halten. Zudem will man auf das Hobby aufmerksam machen und Neuimkern anfangs bei der Bienenhaltung zur Seite stehen, heißt es auf der Internetseite.

Jeden zweiten Dienstag im Montag treffen sich die Mitglieder im &bdquo;Haus des Gastes“ in Hiddesen zu ihren monatlichen Imkerabenden. Beginn ist um 19 Uhr, Interessierte können jederzeit vorbeikommen. Weitere Infos unter www.iv-detmold.de .

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