Nordwestdeutsche Philharmonie begeistert in Detmold mit Brahms und Tschaikowsky

Detmold. Fast bebte der vollbesetzte Saal im Konzerthaus der Detmolder Hochschule für Musik, als die Nordwestdeutsche Philharmonie mit einem Konzert begann, das Emotionen von hoch beflügelt bis depressiv bediente.

Unter ihrem energisch und akzentuiert dirigierenden Leiter Frank Beermann entwickelte das Orchester eine intensive Spielfreude, und das gut gewählte Programm tat ein Übriges, um das Publikum restlos zu begeistern.

Ein krachender Beginn mit zwei Fortissimo-Paukenschlägen stand am Anfang der &bdquo;Tragischen Ouvertüre d-Moll op. 81“ von Johannes Brahms, die er in Bad Ischl komponierte und die am 26. Dezember 1880 in Wien ihre Uraufführung erlebte. Sie ist eine von zwei Konzert-Ouvertüren von Brahms, hanseatisch herb und düsterer als ihre &bdquo;lachende“ Schwester. Hier setzt er auf das Tragische an sich in der Musik, vermittelt durch das ständige Schwanken zwischen Dur und Moll, zunächst unruhig, dann im Mittelteil zurückgenommen im Tempo und schließlich wieder Fahrt aufnehmend.

Festlich-dunkler Klangcharacter

In dem festlich-dunklen Klangcharakter nutzte Brahms die Möglichkeit, außerhalb der Gesetze der Sinfonie kreativ zu experimentieren. Noch völlig beeindruckt von der Interpretation des Orchesters erlebten die Zuhörer im Anschluss den besonders ausdrucksvollen Liedvortrag der &bdquo;Lieder und Tänze des Todes“ für Bariton und Orchester von Modest Mussorgsky. Auf der Bühne der junge russische Bariton Aleksei Isaev, der mit überragender und bestens disponierter stimmlicher Präsenz vier Lieder aus dem Liederzyklus für Gesang und Klavier vortrug, die unter Mitwirkung der Nordwestdeutschen Philharmonie für Staunen und die eine oder andere Gänsehaut sorgten.

Mussorgsky hat insgesamt 65 Lieder komponiert, wobei von den Liedern und Tänzen des Todes“ die ersten drei Stücke 1875 entstanden, das vierte Lied im Jahr 1877. Sie werden als der Höhepunkt seines Liedschaffens bezeichnet und enthalten die Texte von Arseni Arkadjewitsch Golenischtschew-Kutusow. Sie sind eine Anspielung auf die Allmacht des Todes und beruhen auf die in der bildenden Kunst seit dem 14. Jahrhundert verbreiteten Totentanz-Zyklen. Die Botschaft, dass der Tod immer und überall zuschlagen kann und die Menschen dem hilflos ausgeliefert sind, kommentierte Mussorgsky mit den Worten &bdquo;Ob du ihn negierst oder nicht, sterben musst du doch. Gegen den Tod zu protestieren ist dumm.“ In die Lieder &bdquo;Wiegenlied“, &bdquo;Serenade“, &bdquo;Trepak“ und &bdquo;Der Feldherr“ legte Aleksei Isaev all seine Stimmkraft und Emotionalität, seine Wucht und seine Sensibilität.

Mythen und Legenden

Den passenden Ausklang des Konzerts präsentierte die Nordwestdeutsche Philharmonie schließlich mit der &bdquo;Sinfonie Nr. 6 h-Moll op 74“ von Peter Tschaikowsky, die &bdquo;Pathétique“ in vier Sätzen. Sie ist eines der populärsten Werke der russischen Musikgeschichte und trägt verschiedene Mythen und Legenden in sich, und Tschaikowsky hielt sie für ein durchaus gelungenes Werk. &bdquo;Ich liebe sie, wie ich nie zuvor eines meiner musikalischen Produkte geliebt habe, ich glaube, es ist meine beste Komposition.“ Und er kündigte an: &bdquo;Der Form nach wird diese Sinfonie viel Neues bieten, unter anderem wird das Finale kein lärmendes Allegro, sondern – im Gegenteil – ein sehr lang gedehntes Adagio sein.“ Neun Tage nach der Uraufführung starb Tschaikowsky, was dem Stück in den Status eines &bdquo;Requiems“ erhob.

Das äußerst beeindruckende Konzert erfährt übrigens eine weitere Aufführung: Am Sonntag, 3. November, 19.30 Uhr findet diese in der Konzerthalle in Bad Salzuflen statt.

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