Gedenken in Detmold: Fechenbach-Enkelin fasst ihre Zukunftssorgen in Worte

Detmold. Detmold erinnert an die schrecklichen Ereignisse vom 9. November 1938 und hält so das Gedenken an die Opfer wach. Die Stadt und die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Lippe haben mit der Evangelischen und Katholischen Jugend Lippe zur zentralen Gedenkveranstaltung eingeladen, an der rund 400 Gäste teilnahmen.

In der Nacht vom 9. auf den 10. November wurde in Detmold die Neue Synagoge an der Lortzingstraße in Brand gesteckt, wurden jüdische Mitbürger verhaftet und jüdischer Besitz zerstört. Diesem dunklen Tag der Geschichte wurde am Platz der zerstörten Synagoge an der Lortzingstraße und an der Gedenkstätte Exterstraße gedacht. Eine Projektion veranschaulichte den Prachtbau der 1907 errichteten Synagoge an der Lortzingstraße, die in der Reichspogromnacht einem Brandanschlag zum Opfer fiel.

Aufruf an Demokraten

Detmolds Bürgermeister Frank Hilker eröffnete die Gedenkfeier, die Johanna Grünberg vom Jugendkonvent der Lippischen Landeskirche auf dem Altsaxophon musikalisch umrahmte. &bdquo;Nie wieder ist jetzt“ - unter diesem Titel habe der Deutsche Bundestag vor drei Tagen eine Resolution verabschiedet, die sich für ein härteres Vorgehen gegen Antisemitismus ausspreche. Mit einer Resolution sei es jedoch nicht getan, betonte Hilker. Alle Demokraten seien aufgerufen, dem spürbar erstarkenden Antisemitismus sowie völkischen, nationalistischen und rassistischen Entwicklungen entgegenzutreten.

Hilker weiter: &bdquo;In unserer Bundesrepublik Deutschland darf der Hass auf Jüdinnen und Juden nicht mehr keimen. Wir sind alle aufgerufen, Mitmenschlichkeit, Toleranz und Gemeinsamkeit als unverrückbare Grundlagen unseres Handelns zu verteidigen.“ Das erste Opfer der Nazis in Lippe war der Journalist, Sozialdemokrat und Jude Felix Fechenbach, der bereits wenige Monate nach der Machtübernahme am 7. August 1933 ermordet wurde.

Von der Geschichte lernen

Kathie Wiederkehr, Enkelin von Felix Fechenbach, teilte ihre Gedanken zum 9. November: &bdquo;In Anbetracht der weltpolitischen Lage lassen mich Worte wie ,Nie wieder’ oder ,Von der Geschichte lernen’ zweifeln, ob wir wirklich etwas gelernt haben. Ich sorge mich um die Zukunft. Mein Großvater Felix Fechenbach würde uns wohl Mut machen, die Demokratie als kostbare politische Errungenschaft zu bewahren.“

Es sei wunderbar, dass auch junge Menschen an der Gedenkveranstaltung teilnahmen, sagte Kathie Wiederkehr und beendete ihre Rede mit einem Zitat ihres Großvaters von 1929: &bdquo;Man muss entschlossen sein, das, was man im Herzen und im Geiste trägt, auch zu verwirklichen.“

Stiller Gang mit Kerzen

Mitglieder der Ökumenischen Jugend lasen ein Gebet vor und legten einen Kranz am Gedenkstein in der Lortzingstraße nieder. Ein stiller Gang mit Kerzenlicht führte zur Gedenkstätte an der Exterstraße, wo Auszubildende der Stadt Detmold an jüdische Einzelschicksale erinnerten. Bürgermeister Hilker und seine Stellvertreterin Christ-Dore Richter legten dort einen weiteren Kranz nieder. Alle Teilnehmenden waren ins Detmolder Rathaus eingeladen. Unter dem Titel &bdquo;Mojschele majn frajnd“ interpretierte Martin Bolliger aus der Schweiz abschließend jiddische Lieder und chassidische Geschichten im Konzert.

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