Dieser Detmolder war ein echter „Workaholic“ des 19. Jahrhunderts

Detmold. Vor 200 Jahren, im späten November 1824, hat der Jurist Moritz Leopold Petri seine Arbeit in Detmold aufgenommen. Damit begann das Lebenswerk eines heute fast vergessenen Staatsmannes, der die bürgerliche Gesellschaft in Lippe maßgeblich mitprägen sollte. Für das gesellige Leben und das Kultur- und Bildungsleben in dieser Zeit ist er laut Historikerin Heide Barmeyer gar &bdquo;der wichtigste Mann in Lippe“ gewesen. Auch beim Bau des Hermannsdenkmals spielte er eine Rolle.

Moritz Leopold Petri wurde am 2. Juni 1802 in Lage geboren, als ältestes von elf Kindern des späteren lippischen Regierungspräsidenten Friedrich Simon Leopold Petri und dessen erster Frau Aletta Schreiter. Auf einem Detmolder Gymnasium war er Mitschüler des späteren Dichters Christian Dietrich Grabbe, mit dem er noch lange eine enge Freundschaft pflegte. Petri kaufte sogar den Grabbe’schen Garten in der (heutigen) Allee 15 und ließ dort sein Familienheim errichten. Mit Luise Cronemeyer hatte er vier Söhne und zwei Töchter, einer sollte später Detmolds Bürgermeister werden.

Gefeierter Lebensretter Während des Studiums der Rechtswissenschaften und Geschichte ab 1820 in Göttingen, Jena und Leipzig traf er in Burschenschaften auf die liberalen, nationalen und demokratischen Ideen der Zeit. Nach dem Examen wurde er zum Referendar am Hofgericht in Detmold ernannt, ließ sich aber zunächst für Monate beurlauben, um als leidenschaftlicher Wanderer Teile Belgiens, Frankreichs, Norditaliens und des Deutschen Bundes zu Fuß zu erkunden. Im Februar 1825 wurde er außerdem Syndikus (Anwalt) in Lage, erlangte aber durch ein anderes Ereignis größere Bekanntheit: Wie Pädagoge Wilhelm Süvern in einem Aufsatz berichtet, hat der Jurist todesmutig eine Person vorm Ertrinken gerettet und wurde dafür vom Fürsten mit der Verdienstmedaille ausgezeichnet.

Über die Jahre hatte Petri zahlreiche Ämter inne: So wurde er etwa 1828 Assessor beim Hofgericht, 1833 Justizkanzleirat und 1838 Abgeordneter des Dritten Standes im lippischen Landtag. Als Jurist entschied er beispielsweise den Streit mit Schaumburg um das Amt Blomberg zugunsten Detmolds und später die Teilung der Senne mit. Dabei hat er stets eine Modernisierung des Gemein- und Rechtswesens angestrebt.

Mittler bei Reformen &bdquo;Die wichtigsten Reformen, die in Lippe zwischen 1835 und 1848 durchgeführt wurden, bezogen sich auf die Verwaltung der Kommunen und die Modernisierung der Wirtschaft“, erklärt Heide Barmeyer. Der Konservative Petri fungierte während und nach der Märzrevolution oft als Mittler zwischen den Fürsten Leopold II. und Leopold III., den Reformern und den Radikalen. Ab März 1848 war er Teil der Landesregierung, später Regierungskommissar und Bundestagsgesandter der Nationalversammlung in Frankfurt und des Reichstags in Erfurt. Zuletzt sollte er in Anerkennung seiner Dienste 1868 zum Geheimen Oberregierungsrat ernannt werden.

Engagiert war Petri zudem in vielen Organisationen, darunter die &bdquo;Ressource“, der Landwirtschaftliche Hauptverein und der Naturwissenschaftliche Verein. Dabei gründete er (mit zwei Mitstreitern) das &bdquo;Lippische Magazin“, aus dem später die &bdquo;Vaterländischen Blätter“ hervorgehen sollten. Als Herausgeber (später auch des &bdquo;Fürstlichen Lippischen Regierungs- und Anzeigeblatts“) und Autor fand er so zu einer Nebenkarriere, bei der er sich unter anderem der Heimatgeschichte widmen konnte. &bdquo;Die Geschichte ist die Lehrerin der Gegenwart“, stellte er einst fest.

Förderer des Hermannsdenkmals Das bis heute bekannteste Zeugnis für sein ehrenamtliches Schaffen steht mit erhobenem Schwert im Teutoburger Wald. &bdquo;1837 nimmt Petri die Idee des Hermannsdenkmalbaus begeistert auf, wird zu dessen treibender Kraft, gründet einen Hermannsdenkmalverein und propagiert das Vorhaben unermüdlich“, erklärt Heide Barmeyer. Bei der Schließung des Grundsteingewölbes am 8. September 1841 war er es, der die Festrede hielt. Zuvor hatte vor allem er oft die persönlichen Marotten des Künstlers Bandel aushalten müssen.

Petri starb überraschend am 28. Juli 1873 – als &bdquo;Workaholic“ am Schreibtisch. Im &bdquo;Regierungs- und Anzeigeblatt“ erschien ein Nachruf, in dem sein Freund und Kollege, Regierungsrat Bernhard Meyer, dessen Verdienste um das Gemeinwesen, aber auch die persönlichen Interessen und den verschlossenen, aber &bdquo;wohlwollenden“ und &bdquo;uneigennützigen“ Charakter des Familienvaters hervorhob. Meyer war sich damals sicher, dass Lippe dessen Andenken bewahren würde. Tatsächlich ist er rasch vergessen worden. Die Lippische Landesbibliothek bewahrt bis heute den Großteil des Nachlasses auf.

Dieser Detmolder war ein echter „Workaholic“ des 19. Jahrhunderts

Detmolder Museum stellt Regentin mit vielen Rollen vor

Endlich in Detmold: Fürstin Pauline und der Beginn einer neuen Ära

Wie Leopold der erste und letzte Fürst Lippes aus dem Hause Biesterfeld wurde

Ernst von Bandel: Das ist der Mann hinter dem Hermannsdenkmal

200 Jahre Landestheater Detmold: von Bränden, Liebschaften und anderen Katastrophen

Warum ein Detmolder Revolutionär den Lippern kaum bekannt ist

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus