Anneleen Lenaerts nutzt beim Meisterkonzert in Detmold die ganze Bandbreite der Harfe

Detmold. Die Harfe ist seit Jahrhunderten eines der faszinierendsten Instrumente – aber in Konzerten als Soloinstrument unterrepräsentiert. Eine Lanze für ihr Instrument hat Anneleen Lenaerts im zweiten Meisterkonzert der Hochschule für Musik gebrochen. Die renommierte Soloharfenistin der Wiener Philharmoniker hat unter dem Titel &bdquo;Wiener Geschichten“ rund 400 Gäste des Konzerthauses in eine romantische Welt voller Fantasie und orchestraler Eleganz allein mit der Magie der Harfe entführt.

Auf höchstem Niveau interpretierte sie Stücke ihrer CD &bdquo;Vienna Stories“ (2021), als Hommage an die Stadt Wien, die seit 2010 ihre musikalische Heimat ist. Darunter befanden sich zahlreiche Werke, die sie sehr klangschön für die Harfe arrangiert hat. Den Auftakt markierte die &bdquo;Fantasie d-Moll KV 397“ von Mozart, der mit Wien eng verbunden ist. Das ursprüngliche Klavierwerk erhielt dank der Harfe eine schwebende Dramatik und zarte Melancholie. Lenaerts Interpretation war grazil und ausdrucksstark zugleich. Man hätte eine Nadel im Konzerthaus fallen hören können.

Die ganze Bandbreite ausgenutzt Souverän arbeitete sie die kontrastierenden Abschnitte heraus. Die Fantasie op. 12 über Themen aus Gounods &bdquo;Faust“ des Harfenvirtuosen Albert Zabel setzte die Reise fort. Dieses technisch anspruchsvolle Werk bot Lenaerts Gelegenheit, die gesamte Bandbreite der Harfe auszuschöpfen. Dunkle Töne kontrastierten mit fließenden Läufen und perlenden Arpeggien.

Große Opernklänge auf der zarten Harfe umzusetzen stellt eine besondere Herausforderung dar. Der Arie &bdquo;Walthers Preislied“ aus Wagners Oper &bdquo;Die Meistersinger von Nürnberg“ in der Bearbeitung von Hans Trnecek verlieh Lenaerts lyrische Schönheit und Klarheit, die den orchestralen Ursprung vergessen ließ.

Russische Operntradition Mit ihrer eigenen Bearbeitung von Puccinis &bdquo;La Bohème“ als Fantasie balancierte sie raffiniert zwischen Oper und intimer Klangsprache. Voller Dramatik meisterte sie die zahlreichen Episoden und brachte die Leidenschaft der Musik zu Gehör. Tschaikowskys &bdquo;Eugen Onegin“ in der Bearbeitung von Ekaterina Walter-Kühne brachte schließlich die melodische Tiefe russischer Operntradition auf die Bühne. Lenaerts spielte mit beeindruckender Emotionalität und technischer Perfektion und ließ die bekannten Themen im neuen Licht erscheinen.

Mit ihrer Bearbeitung vom &bdquo;Lied an den Mond“ aus Dvořáks Oper &bdquo;Rusalka“ schwebte die Harfe durch den Raum. Mit warmem Klang und subtiler Dynamik schuf sie eine intime Meloldik, die das Publikum in stiller Andacht verharren ließ.

Den krönenden Abschluss bildete Friedrich Smetanas &bdquo;Die Moldau“ aus &bdquo;Mein Vaterland“ in der Bearbeitung von Hans Trnecek. Die Herausforderung, die orchestrale Weite und den perlenden Fluss des Originals auf die Harfe zu übertragen, meisterte Lenaerts mit Bravour. Mit ihrer präzisen Technik und Fähigkeit, den musikalischen Charakter zu erfassen, schenkte sie dem Werk neue Nuancen. Für den lang anhaltenden Applaus bedankte sie sich mit der Wiederholung des &bdquo;Liedes an den Mond“ und dem jazzigen &bdquo;Duke“, das Bernard Andrès 1941 als Hommage an Duke Ellington schrieb.

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