Angeklagter Detmolder soll mit Schere und Korkenzieher zugestochen haben

Detmold. Wiederholte Gewaltausbrüche, Angriffe mit Alltagsgegenständen und eine bedrohliche Szene mit einer vermeintlichen Schusswaffe – ein 36-jähriger Mann aus Detmold hat sich wegen mehrerer Gewalttaten vor dem Landgericht Detmold verantworten müssen. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: Über einen Zeitraum von mehr als drei Jahren soll der Angeklagte mehrere Menschen verletzt und dabei mit teilweise willkürlicher Brutalität gehandelt haben. Die Justiz prüfte, ob eine dauerhafte Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus notwendig sei. Richter beim Verfahren war Karsten Niemeyer, Vorsitzender Richter am Landgericht Detmold.

Die erste Tat ereignete sich bereits am 24. Juni 2021, wie der Staatsanwalt zu Beginn der Verhandlung aus der Anklageschrift vorlas. Zwischen dem Vorfall und der Hauptverhandlung lagen mehrere Jahre – ein Umstand, der es den insgesamt drei geladenen Zeugen sichtlich erschwerte, sich an die genauen Abläufe zu erinnern.

Ein verlorener Fußball und ein Korkenzieher Der Angeklagte und das spätere Opfer, die sich seit mehreren Jahren kennen, waren gemeinsam an der Detmolder Ameide unterwegs. Beim Ballspiel schoss der Angeklagte den Fußball seines Bekannten in den Schlossgraben. Als dieser versuchte, den Ball zu bergen, kam es laut Zeugenaussagen bereits zu ersten Spannungen. Der Ball gehörte dem Zeugen und sei ein Geschenk seines Bruders gewesen. Der Angeklagte habe sich aus Sicht des Zeugen bei der Rettung des Balles nicht allzu bemüht gezeigt. Es kam zum Streit.

Die Situation eskalierte, als beide in Richtung &bdquo;Kartoffelbar“ weitergingen. Dort soll der Angeklagte seinem Bekannten mehrfach mit einem Korkenzieher in den Bauch gestochen haben. Schwerwiegende Verletzungen erlitt das Opfer nicht. Der Zeuge, der aktuell eine Haftstrafe in der JVA Detmold verbüßt, äußerte mehrfach Zweifel an der Notwendigkeit seiner Aussage: &bdquo;Das ist lange her – wir sind uns danach einfach aus dem Weg gegangen.“

Angriff mit der Schere Nur wenige Monate später, am 23. Oktober 2021, kam es zu einer weiteren Eskalation – einem Vorfall, der für das spätere Strafmaß entscheidend war. In einer Wohnung in Detmold soll der Angeklagte erneut denselben Bekannten attackiert und ihm mit einer auf dem Wohnzimmertisch liegenden Schere gezielt in Richtung Hals gestochen haben. Dabei habe er mehrfach gerufen: &bdquo;Ich bring dich um“, wie aus den Unterlagen des Gerichts zitiert wurde.

Zwei weitere Anwesende konnten Schlimmeres verhindern, zogen sich aber Schnitt- und Stichverletzungen zu. Fotos der Verletzungen wurden im Prozess vorgelegt. Unklar blieb, ob der Angeklagte gezielt auf den Kopfbereich gestochen hatte oder ob dies durch Abwehrbewegungen geschah. Der Zeuge vermutete, dass der Angeklagte zum Zeitpunkt der Tat unter dem Einfluss von berauschenden Mitteln gestanden habe und nicht gewusst habe, was er tue.

Der Angeklagte wies die Vorwürfe, er habe den Zeugen ernsthaft verletzen oder gar töten wollen, entschieden zurück. Zwar räumte er ein, dass es zu einem Handgemenge gekommen sei, er selbst habe den Angriff jedoch nicht begonnen, sondern sich lediglich verteidigt.

Die Pistole als &bdquo;Test“ Im Juli 2022 dann eine weitere beunruhigende Szene: Der Angeklagte soll einem weiteren Bekannten am Hasselter Platz eine Spielzeugpistole an den Kopf gehalten und behauptet haben, es handele sich um eine echte Waffe. Der Bedrohte, der nicht als Zeuge erschien, glaubte sich in Lebensgefahr. Der Angeklagte schilderte die Situation hingegen als &bdquo;harmlosen Test“. Er habe nur herausfinden wollen, ob sein Bekannter in einer solchen Situation &bdquo;petzen“ würde. Eine tatsächliche Verletzungsabsicht habe nicht bestanden.

Den Scherenangriff bewertete das Gericht als den schwerwiegendsten Vorfall. Dass der Angeklagte bestritt, die Schere benutzt zu haben, wertete Richter Niemeyer als Schutzbehauptung. Das Gericht verurteilte den Mann zu einer einjährigen Freiheitsstrafe. Die Vollstreckung wurde zur Bewährung mit 80 Sozialstunden angesetzt. Strafmildernd wirkte sich aus, dass der Angeklagte bislang nicht vorbestraft war und während der Taten unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen stand.

Ein hinzugezogener Psychiater diagnostizierte eine psychische Erkrankung und eine eingeschränkte Steuerungsfähigkeit. Eine Gefährdung für die Allgemeinheit sei aus psychiatrischer Sicht jedoch nicht gegeben, weshalb das Gericht von einer Unterbringung in einer psychiatrischen Einrichtung absah. Der Angeklagte nahm das Urteil regungslos zur Kenntnis.

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