Prozess: Detmolder lagert Sprengstoff unterm Bett und verliert seine Hand bei Explosion

Detmold. Immer wieder fasst sich der junge Mann auf der Anklagebank an seinen verletzten Arm. Er wirkt verunsichert - und schwer gezeichnet. Dort, wo noch bis vor einigen Monaten seine gesunde linke Hand ein Teil von ihm gewesen ist, ist nur noch ein Stumpf geblieben. Sein Körperteil hat er verloren, weil im März 2025 eine Sporttasche mit illegalen Böllern unter seinem Bett explodiert ist. Die Ermittler fanden daraufhin noch weitere Waffen in seiner Wohnung.

Genau das ist der Grund, weshalb die Staatsanwaltschaft Detmold nicht bereit war, das Verfahren selbst mit Blick auf die enormen Folgen einzustellen, erklärt Strafrichterin Dr. Laura Linke beim kurzen Verhandlungstermin am Montagmorgen vor dem Amtsgericht Detmold.

Schwere Folgen nach Explosion Keinem der Prozessbeteiligten scheint daran gelegen zu sein, dem 32-Jährigen einen weiteren Denkzettel zu verpassen. Staatsanwalt Kristoffer Mergelmeyer fasst im Plädoyer zusammen, was wohl alle denken. &bdquo;Er ist in meinen Augen schon fast gestraft genug.“ So sieht es am Ende auch die Richterin. Die Strafe fällt dementsprechend niedrig aus. Der Angeklagte selbst räumt alle Vorwürfe ein. Zeugen sind daher nicht nötig.

&bdquo;Es ist das Schlimmste passiert, was passieren konnte“, sagt Richterin Linke. Nur dem Zufall sei es zu verdanken, dass seine Lebensgefährtin nicht ebenfalls schwer verletzt wurde. Die hatte am Abend des 25. März Rauch unter dem Bett bemerkt. Als der Angeklagte die Sporttasche hervorziehen wollte, kam es offenbar im Bruchteil einer Sekunde zur Explosion, die ihm die komplette Hand abriss - und auch das Zimmer zerstörte.

Die Erinnerungen belasten das Paar heute noch sehr. &bdquo;Der Knall. Der Schock, die psychischen Folgen...“, zählt der Detmolder auf. &bdquo;Es ist schwer, in dem Zimmer zu schlafen, weil die Bilder immer wieder hochkommen.“ Sein Leben habe sich durch den Verlust der Hand komplett verändert. Er versuche dennoch, nach vorne zu schauen.

Angeklagter und Partnerin durch Explosion traumatisiert &bdquo;Ich hoffe, wir gehen am Ende gestärkt aus der Sache hervor.“ Sein Verteidiger Andreas Chlosta aus Bielefeld geht davon aus, dass sein Mandant schwerer getroffen ist, als vor Gericht deutlich wird. &bdquo;Es hat sich bei beiden tief in die Seele gebrannt“, sagt der Verteidiger. &bdquo;Das wird sicher Jahre dauern, bis man das abgeschüttelt hat.“

Aber wie konnte das überhaupt passieren? Die Sporttasche mit den illegalen Böllern sei Überbleibsel einer nicht gefeierten Silvesterfeier gewesen, erklärt der angeklagte Detmolder. Zwei Jahre hätte die Tasche schon dort gelegen. &bdquo;Ich hatte die schon gar nicht mehr auf dem Schirm.“ Dass sich die Böller selbst entzünden könnten, damit habe er nicht gerechnet.

Der illegale Sprengstoff war aber nicht das einzige, was die Polizei sicherstellte. Unter seiner Matratze fanden die Ermittler einen alten Revolver samt Munition. &bdquo;Das ist ein Erbstück, ich wusste nur nicht, wohin damit.“ Eine Schreckschusspistole sowie ein Schlagring wurden ebenfalls sichergestellt. Letzteres habe ebenfalls einfach grundlos herumgelegen, sagt der Angeklagte.

Richterin sieht hohes Maß an Verantwortungslosigkeit Damit waren mehrere Straftatbestände verwirklicht. &bdquo;Das zeugt von einem erheblichen Maß an Verantwortungslosigkeit“, sagt die Richterin. &bdquo;Sie sind keine 16 mehr - sondern ein gestandener Mann.“ Dennoch dürfe nicht außer Acht gelassen werden, dass dieser außergewöhnliche Fall eine der schwersten Arten von Selbstverletzung zur Folge hatte. Das Urteil stimmt daher am Ende mit den Anträgen der Staatsanwaltschaft und Verteidigung überein - es kommt zu einer Art Geldstrafe auf Bewährung.

Richterin Dr. Linke verwarnt den 32-Jährigen wegen vorsätzlichen unerlaubten Waffenbesitzes sowie Besitzes eines verbotenen Gegenstandes tateinheitlich mit unerlaubten Umgang explosionsgefährlicher Stoffe sowie tateinheitlich wegen fahrlässigen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion - und spricht vorbehaltlich eine Geldstrafe von 3600 Euro (90 Tagessätze á 40 Euro) aus.

Nicht alles läuft unter Vorbehalt. Ab Oktober soll der Detmolder außerdem eine Geldauflage von 1000 Euro an den lippischen Verein &bdquo;Die Brücke“ zahlen, der viel für die Resozialisierung von Straftätern tut. &bdquo;Da ist das Geld gut aufgehoben“, sagt die Richterin. Dass von dem Angeklagten weitere Delikte dieser Art zu erwarten seien, davon geht die Richterin nicht aus. Auch der Angeklagte schüttelt den Kopf. Das Urteil ist bereits rechtskräftig.

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