Bewegender Liederabend mit Uraufführung in Detmolder Martin-Luther-Kirche

Detmold. Zu einem besonderen Liederabend luden Pia Viola Buchert und Jenny Meyer am vergangenen Sonntagabend in die Martin-Luther-Kirche zu Detmold. Im Mittelpunkt des anspruchsvollen Konzerts stand die Uraufführung des Zyklus´ &bdquo;Ich werde fortgehen im Herbst“, den Martin Christoph Redel auf fünf Gedichte von Mascha Kaléko komponiert hat.

In der Besetzung mit Mezzosopran und Harfe entstand das Werk in enger Abstimmung mit den beiden Künstlerinnen. Redel, der viele Jahre an der Detmolder Musikhochschule unterrichtete und zeitweilig ihr Rektor war, vertont sehr nah am Text. Manche Lieder folgen den Gedichtzeilen geradezu lautmalerisch, so etwa die Ausmalung von Regentropfen und Blitz gleich im ersten Stück; andere wiederum greifen mehr die Stimmung auf wie das titelgebende &bdquo;Ich werde fortgehn im Herbst“, das in schwer sich schleppenden Basstönen der Harfe gleich zu Anfang eine beklemmend endzeitliche Atmosphäre erzeugt.

Publikum hält Atem an Überhaupt ist das Abschiednehmen in Redels Textauswahl dominant, auch wenn es, wie in &bdquo;Der Schwan“ oder im Lied &bdquo;Ausgleichende Gerechtigkeit“, eher augenzwinkernd daherkommt. Pia Viola Buchert präsentiert die kurzen, farbenreichen Stücke mit makelloser Diktion und einer beeindruckenden Palette an Klangfarben, vom geflüsterten &bdquo;Schweigen“ bis zum feurigen &bdquo;Blitz“, die von Jenny Meyer an der Harfe mal unterstützt, mal mit eigenen Impulsen weitergeführt werden. Als in &bdquo;Die Zeit steht still“ die Bewegung tatsächlich nahezu vollständig zum Erliegen kam, schien sogar das Publikum den Atem anzuhalten.

Umrahmt wurde die Uraufführung von französischen oder französischsprachigen Kompositionen des 19. bis 21. Jahrhunderts, eine Zusammenstellung, die nur auf den ersten Blick erstaunt. Buchert und Meyer wählten Mélodies, die, mit wenigen Ausnahmen, tatsächlich Gebete darstellen oder in Anlehnung daran entstanden sind. Einige sind explizit für die Begleitung mit Harfe komponiert, bei anderen wurde die originale Klavier- oder Orgelstimme für Harfe eingerichtet, was zumeist sehr überzeugend gelang; lediglich bei Faurés &bdquo;Clair de lune“ blieben dann doch Fragezeichen. Das eindrucksvolle &bdquo;Impromptu“ desselben Komponisten, das Jenny Meyer dann wie eine große dramatische Erzählung gestaltete, ließ diesen Eindruck aber schnell vergessen.

Moderne Tonsprache Das sparsam begleitete &bdquo;Kaddisch“ von Maurice Ravel füllte scheinbar mühelos den Kirchraum wie ein erschütterndes Gebet, während das jiddische &bdquo;L´enigme eternelle“ Bucherts humoristische Seite zeigte. Eine Offenbarung waren die beiden Poèmes von Sergiu Natra, einem in Rumänien geborenen israelischen Komponisten, der sich in zahlreichen Kompositionen der Harfe widmete. Die sehr moderne Tonsprache vermittelte perfekt zwischen den teilweise spätromantisch-impressionistischen Klängen von Caplet bis Debussy und den zeitgenössischen Tönen der Uraufführung

Mit bewundernswerter Präsenz suchte Buchert immer wieder den direkten Kontakt zum Publikum; ihre Darbietung, die mit Meyers Harfenspiel wunderbar harmonierte, geriet dadurch besonders glaubwürdig und authentisch. Zu Recht spendete das zahlreich erschienene Publikum begeisterten Beifall. Als Zugabe boten die beiden Künstlerinnen ein ergreifendes Gebet auf Händels &bdquo;Lascia ch´io pianga“ – populärer Abschluss eines bereichernden Abends.

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