Wenn zwei Welten aufeinandertreffen: „Das schlaue Füchslein“ feiert Premiere in Detmold

Detmold. Ein Förster sitzt auf einem Stuhl auf der Bühne und starrt ins Publikum. Mit einem durchdringenden Blick schaut der große, breitgebaute Mann mit Vollbart und dunklen, langen Haaren, die er zu einem Zopf gebunden hat, in den Theatersaal. Die Bühne dreht sich langsam im Kreis und dunkle, epische Streichmusik erzeugt Spannung. Die Oper &bdquo;Das schlaue Füchslein“, die am vergangenen Freitag im Landestheater Detmold Premiere gefeiert hat, beginnt.

Die Oper von Leo&scaron; Janáček beschreibt zwei unterschiedliche Welten: das eintönige Leben der Menschen und das deutlich lebendigere der Tiere. Spannend wird es, als beide Welten aufeinandertreffen: Als der Förster (Jonah Spungin) bei Tagesanbruch durch den Wald marschiert, findet er ein schönes Plätzchen und singt über sein Leben. Durch seine tiefe Stimme, die von nostalgischer Streichmusik untermauert wird, entsteht ein ruhiges, friedliches Gefühl. Früher sei alles besser gewesen, singt er. Er scheint vom immerwiederkehrenden Alltag ausgelaugt zu sein – und schläft ein.

Die ruhige Atmosphäre wechselt ins Neugierige und Rätselhafte. Denn die Tiere des Waldes schleichen sich an ihn heran, während er schläft. Sie tapsen vorsichtig um ihn herum, bis auf das Füchslein Schlaukopf (Johanna Nylund). Sie untersucht mutig seine Sachen, bis der Förster aufwacht. Er verfolgt sie und will sie fangen, untermalt von aufgeregter und hektisch gespielter Musik. Letztlich zückt er sein Gewehr - und die Füchsin ergibt sich.

Freiheit und Unterdrückung Die Füchsin wächst auf dem Hof des Försters auf und erlebt Ungerechtigkeit: Sie wird von seinem Enkel (Milica Milic) geärgert und ist sauer. Sie beißt ihm in die Wade. Die Frau des Försters (Brigitte Bauma) ist außer sich vor Wut, weil ihr Enkel verletzt ist. Sie schlägt Füchslein Schlaukopf mit einem Stock auf die Pfote, schnappt sich das Gewehr und möchte sie erschießen. Da erscheint der Förster und beendet die Situation. Er nimmt seiner Frau die Büchse ab und bindet das Füchslein fest. Ruhe entsteht aus der Hektik.

Die restlichen Akteure verlassen die Szene, es wird ruhig. Überraschenderweise kümmert sich der Förster liebevoll um die Füchsin. Er hebt ihre Pfote und bindet behutsam einen Verband darum. Sie wirkt perplex und es entsteht eine Art der Verbindung zwischen ihnen. Die Atmosphäre wirkt sanft, liebevoll und voller Mitgefühl. Doch als wieder Chaos auf dem Hof herrscht, weil etliche Hühner ihr Unwesen treiben, die das Füchslein reizen, hat sie die Schnauze voll – und tötet den Hahn. Die Försterfamilie ist wütend, die Füchsin kann sich losreißen und sich befreien.

Trauer und Liebe Der Förster lebt seit ihrer Flucht ein tristes Leben. Ständig sitzt er bis tief in die Nacht in einer Bar. Er trinkt, raucht und unterhält sich mit anderen. Das Orchester sorgt für traurige Stimmung, der Förster wirkt verzweifelt und grübelt über seine Füchsin.

Die Füchsin aber ist froh, endlich wieder in ihrem Wald zu sein, das wird passend unterstrichen durch fröhlich gespielte Musik. Bald lernt sie einen stattlichen Fuchs (Emily Dorn) kennen, während sie auf einer Lichtung liegt und sich wälzt. Sie verlieben sich ineinander, bekommen Fuchswelpen und heiraten. Sie feiern, es regnet Blüten vom Himmel und das Schlimmste scheint überstanden.

Leben und Tod Bis sie mit ihrer Familie eine Falle im Wald entdeckt: Plötzlich hört sie jemanden und scheucht alle Welpen weg. Es ist Háraschta (Ricardo Llamas Márquez), ein tollpatschiger Wilderer. Sie treffen aufeinander, die Streichmusik wird dramatisch und düster. Die Akteure kämpfen, bis der Wilderer in seine eigene Falle tappt. Sein Gewehr hat er noch in der Hand, er zielt – und erschießt das Füchslein.

Später geht der Förster durch den Wald und singt über sein Füchslein. Traurig legt er sich nieder, bis plötzlich die Fuchswelpen der Füchsin kommen und um ihn herum tummeln und tanzen. Die anfängliche Frustration wechselt in Freude über. Er singt nun, wie schön der Wald doch sei und lacht.

Applaus ohne Ende Das Stück wurde auf Tschechisch gesungen und mit Obertitel übersetzt. Nichtsdestotrotz haben die Schauspieler es geschafft, das Leben in seinen verschiedenen Facetten und Gegensätzen eindrucksvoll auf die Bühne zu bringen. &bdquo;Bravo, Bravo“, riefen Gäste aus dem Publikum. Es herrschte tosender, minutenlanger Applaus. Vor allem die Schauspieler lieferten eine sensationelle Leistung, sagt Dr. Christian Mau: &bdquo;Großartig, ich bewundere den Mut, so etwas auf der Bühne in Detmold vorzuführen – ich finde es toll!“.

Weitere Vorstellungen sind freitags, am 19. und 26. Dezember jeweils um 18 Uhr zu sehen. Auch im Januar gibt es einige Vorführungen des Stückes. Alle Informationen dazu gibt es auf www.landestheater-detmold.de/de/programm .

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