Das Menschliche im Tier, das Tierische im Menschen: In Detmold geht es ab in den Wald

Detmold. Waldtiere sprechen, Menschen träumen, der Kreislauf des Lebens entfaltet sich: &bdquo;Das schlaue Füchslein“ hat am Freitag, 5. Dezember, um 19.30 Uhr Premiere im Landestheater Detmold. Das 1924 uraufgeführte Werk gilt heute als eine der eigenwilligsten und anrührendsten Schöpfungen des 20. Jahrhunderts.

Die Oper in drei Akten von Leo&scaron; Janáček mit Text nach Rudolf Těsnohlídeks Novelle &bdquo;Die Abenteuer der schlauen Füchsin“ wird in tschechischer Sprache mit deutschen Übertiteln aufgeführt. Das hat einen Grund. &bdquo;Es wird sehr viel mit Sprache gearbeitet“, wissen Regisseur Lars Marcel Braun und Dramaturgin Emilia Ebert. Sprache, Musik und Bilder: Das bilde eine Einheit, und am besten lasse sich das klanglich im Original erfahren.

Und darum geht es: Eine junge Füchsin wird von einem Förster eingefangen. Auf seinem Hof wächst sie zu einer starken und unabhängigen Füchsin heran, wiegelt die Hühner zur Revolution auf und beißt dem Hahn die Kehle durch. Sie entkommt in die Wildnis, vertreibt den Dachs aus seiner Höhle, heiratet den Fuchs, setzt eine unüberschaubare Anzahl an Nachkommen in die Welt und wird schließlich vom Wilderer erschossen.

Was es heißt, zu leben Eine Füchsin führt den Menschen vor, was es heißt, zu leben: Hinter den scheinbar naiven Vorgängen der Oper stecken große Gedanken zur (Un-)Vergänglichkeit und zum ewigen Kreislauf von Natur und Leben, die Janáček 1924 mit fast 70 Jahren in eine Partitur goss. Kein anderes seiner Werke ist so von Humor und Natürlichkeit durchdrungen wie dieses. Man hört Insekten schwirren, Hühner gackern und den Frosch quaken – das ganze Waldleben ist in Musik gesetzt.

In &bdquo;Das schlaue Füchslein“ stehen sich die Tierwelt und die Welt der Menschen gegenüber. Die Tiere haben menschliche Züge, die Menschen tierische. Die eine Welt erscheint bunt, lebendig und abwechslungsreich, die andere trist und stumm. &bdquo;Die Menschen“, findet Regisseur Braun, &bdquo;sind in einer melancholischen Starre verhaftet.“ Das Füchslein – und auch andere Tiere – symbolisierten dabei die Wünsche und Sehnsüchte der Menschen. Komponist Janáček erweise sich dabei als ein sehr genauer Beobachter und Zuhörer. Es gebe viele Zitate anderer Komponisten.

Für Jung und Alt Das Menschliche im Tier, das Tierische im Menschen: Auf den ersten Blick wirkt &bdquo;Das schlaue Füchslein“ daher wie ein Kinderstück. Doch Janáček gehe weit darüber hinaus. Im Mittelpunkt steht der Förster, der das Füchslein als Jungtier fängt, es später wieder verliert und am Ende in stiller Resignation dem Lauf der Natur zusieht. Unter der märchenhaften Oberfläche schimmere ein philosophischer Kern über Freiheit und Verantwortung, Liebe und Verlust, Geburt und Tod. Die aus der mährischen Volksmusik gewachsene Oper für Jung und Alt frage: Wie gehen wir mit der Natur um? Wie wollen wir miteinander leben?

&bdquo;Das schlaue Füchslein“, findet daher das Landestheater, &bdquo;ist mehr als eine Tiergeschichte: Es ist eine Feier des Lebens, ein musikalisches Mosaik aus Witz, Weisheit und Naturschönheit.“ Janáček habe mit dem Werk einen Zauber geschaffen, der daran erinnere, wie eng wir mit der Welt um uns herum verbunden seien. Auch hundert Jahre später bleibe die Oper erstaunlich jung.

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