Windrad in Wendlinghausen: Genossenschaft sieht sich im Aufwind

Dörentrup-Wendlinghausen. Wer ein Windrad bauen will, braucht inzwischen einen sehr langen Atem. Insofern sind Manfred und Torben Meyer-Gattermann von der Wendlinghauser Bürgerenergiegenossenschaft schon relativ weit gekommen: Die Windkraftprojektierer aus Hessisch Oldendorf haben für das Projekt seit kurzem die Genehmigung. Der Kreis Lippe erlaubt Bau und Betrieb der umstrittenen Anlage an der Donoper Straße. Allerdings werde es Klagen gegen den Bescheid geben, kündigt die Bürgerinitiative &bdquo;Windvernunft" an.

&bdquo;Was lange währt, wird endlich gut", kommentiert Manfred Meyer-Gattermann die Genehmigung und blickt auf die Gründung der Genossenschaft vor zwei Jahren zurück. Mit dem damals verkündeten Plan, das Windrad im Jahr 2019 in Betrieb nehmen zu wollen , wird es allerdings nichts. Ein Grund für die Verzögerung ist die Tatsache, dass die Investoren nach Umplanungen einen Neuantrag stellen mussten. Hinzu kam die relativ lange Dauer des Genehmigungsverfahrens, sagt Manfred Meyer-Gattermann und schiebt einen Dank an den Kreis nach. &bdquo;Die waren sehr gründlich. Das hat den Vorteil, dass der Genehmigungsbescheid wasserdicht ist." Glückwünsche von Umweltschützern gingen bereits ein. So solle sauberer Strom produziert werden.

Auflagen zum Schutz der Tiere Allerdings hat der Kreis Auflagen gemacht – sie umfassen 37 Seiten des Genehmigungsbescheids. So darf sich das Windrad zum Schutz des Rotmilans während der Erntezeit nicht drehen, weil die Greifvögel auf abgeernteten Feldern gerne auf Beutesuche gehen. Außerdem werden kurz gemähte &bdquo;Ablenkflächen" vorgehalten, die den Rotmilan anlocken sollen. Für weitere Tierarten wie Fledermäuse muss das Rad bei bestimmten Bedingungen ebenfalls stillstehen – gemäß den Vorgaben des Artenschutz-Leitfadens NRW, wie es vom Kreis auf LZ-Anfrage heißt. Aber: &bdquo;Die Abschaltzeiten beeinträchtigen die Wirtschaftlichkeit des Projekts nicht entscheidend", sagt Manfred Meyer-Gattermann. Sprich: Die Vorstände der Genossenschaft zeigen sich überzeugt, dass das Projekt immer noch wirtschaftlich ist, &bdquo;selbst wenn etwas weniger Wind weht, als der Gutachter sagt", so Torben Meyer-Gattermann.

Man habe überdies versucht, so weit wie möglich auf die Einwände der Kritiker einzugehen und ihnen eine Beteiligung angeboten. Im Übrigen sei man immer bereit zum Dialog.

Diskussionen gab es auch über den Schattenwurf, der von den sich drehenden Rotoren ausgeht. Laut Torben Meyer-Gattermann liegt das Kontingent bei maximal 30 Stunden im Jahr und 30 Minuten am Tag. Danach werde die Anlage abgeschaltet. Wenn man das Wetter – etwa die Bewölkung – berücksichtige, liege die Dauer bei höchstens acht Stunden im Jahr. &bdquo;Das ist nicht viel", sagt Manfred Meyer-Gattermann. Und die Frage, ob der in Dörentrup vorgesehene 500-Meter-Abstand zur Wohnbebauung eingehalten wird? Für Oliver Krüger besteht das Problem weiterhin: &bdquo;Mit den Abständen passt das immer noch nicht", sagt der Sprecher der Gruppe &bdquo;Windvernunft Wendlinghausen", die sich gegen das Projekt wendet.

Im Zweifel soll der Gang vors Gericht helfen Die Mitglieder sehen weitere Probleme, unter anderem mit dem Artenschutz und dem Schall, der von der 200-Meter-Anlage ausgehen werde. &bdquo;Jetzt, wo der Bescheid da ist, kann man gegen ihn klagen", sagt Krüger. Und das würden auch direkt betroffene Anlieger tun, kündigt er den Gang vors Verwaltungsgericht Minden an.

Das könnte zumindest für Verzögerungen sorgen. Genaue Prognosen, wann das Rad sich denn nun drehen wird, will Manfred Meyer-Gattermann denn auch nicht abgeben – im Optimalfall Ende kommenden Jahres. Das hänge aber auch vom Anlagenhersteller ab.

&bdquo;Bürgerenergie" wirbt für Beteiligung Die Bürgerenergiegenossenschaft Wendlinghausen hat nach Angaben von Vorstand Torben Meyer-Gattermann zurzeit 50 Mitglieder. Sie hat für das Vorhaben die Firma &bdquo;VSB Neue Energien" aus Dresden beauftragt, die auch die Genehmigung bekommen hat und die Anlage bauen soll. Von ihr werde die Genossenschaft das Windrad kaufen. Den zuletzt genannten Kostenrahmen von 5,6 Millionen Euro für die Investition werde man aber nicht halten können, sagt Manfred Meyer-Gattermann. Weil der Anlagenhersteller seine Zulieferer wechseln müsse, lasse sich Genaueres dazu noch nicht sagen.

Die Bürgerenergiegenossenschaft, die wohl die erste im Kreis Lippe sei, wolle jetzt in die Kapitalakquise gehen, weil der Genehmigungsbescheid da sei. Der Großteil des Kapitals werde von den Banken kommen, 10 bis 20 Prozent sollen Eigenkapital sein. Gesucht würden derzeit noch weitere Genossenschaftsmitglieder. Beteiligungen seien aber auch über ein Crowd-Investing-Modell möglich, das die Firma &bdquo;Audit capital" für die Genossenschaft anbietet. Hier kostet der Anteil 250 Euro.

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